… JÜRGEN FLIMM? : Wieder Rolls-Royce fahren
In seiner Zeit als Intendant am Kölner Schauspielhaus soll Jürgen Flimm (fast 70) gelegentlich in einem weißen Rolls-Royce-Cabrio oder Ähnlichem auf Stadtfahrt gesehen worden sein. Zumindest linke, Flimm-gehässige Theaterkritiker wollen ihn so angeberisch wahrgenommen haben. Jetzt ist der neue Intendant der Staatsoper Unter den Linden wieder ganz big im offenen Rolls-Royce unterwegs – bildlich gesprochen. Flimm hat am Dienstag das Programm der Staatsoper für die erste Spielzeit 2010/2011 in ihrem Ausweichquartier im Schillertheater vorgestellt, und man fragt sich, ob der alte Mann nicht nur das marode Opernhaus, sondern gleich den ganzen Laden rundzuerneuern gedenkt.
Gänzlich unbescheiden ist Flimm natürlich der Meinung, dass nur wirklich Neues oder Großes auf der Bühne des Lebens wie der Kunst zählt, und räumt richtig auf im Staatsoper-Schillertheater-Spielplan. Statt Schwanensee, Tosca oder Strauss und dann und wann ein Daniel Barenboim kommen nun Christoph Schlingensief, Wagners „Ring“, neun Premieren und ein Festival ins Programm. „Wir wollen den Umzug in das Schillertheater zur Öffnung der Staatsoper zum Zeitgenössischen nutzen“, rauscht Rolls-Royce-Flimm.
Zu den Premieren zählen Strawinskys „The Rakes Progress“ mit dem Regisseur Krzysztof Warlikowski, „Wozzeck“ von Alban Berg mit Barenboim und der Regisseurin Andrea Breth, Leonard Bernsteins „Candide“ sowie Sasha Waltz’ Tanzproduktion „Matsukaze“ von Toshio Hosokawa. In der Schillertheater-Studiobühne ist ein Festival für zeitgenössische Oper geplant. Auf dem Programm stehen auch Lesungen und Konzerte unter anderem mit der Schauspielerin Barbara Sukowa, der Krimiautorin Donna Leon und Filmstar Vanessa Redgrave.
Klingt doch nicht schlecht, oder? Und auf eine andere Art ist Flimm sogar bescheiden geworden: Angesichts der wirtschaftlichen Lage und den Millionen für die Sanierung der Oper seien Forderungen nach mehr Geld unangebracht. „Wir werden mit dem Geld auskommen – sonst müssen wir eben sparen.“ Cool, so was können nur echte Rolls-Fahrer sagen. ROLA Foto: ap