■ Die anderen:
„Mlada fronta Dnes“ aus Prag kommentiert den CDU-Spenden-Skandal: Zunächst hatte der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl zugegeben, bis zu zwei Millionen Mark an Spenden entgegengenommen zu haben, jetzt räumte auch sein Nachfolger als Parteichef, Wolfgang Schäuble, 100.000 Mark ein. Man liest es und wundert sich: Hat die Christlich-Demokratische Union denn kein Sekretariat? Müssen sich wirklich die Parteispitzen mit solchen Kleinigkeiten befassen? Wahrscheinlich musste der Parteivorsitzende und Bundeskanzler Helmut Kohl seinerzeit in der CDU-Zentrale auch noch selbst Kaffee kochen und die interne Post verteilen.
„La Repubblica“ aus Rom fragt anlässlich von Egon Krenz’ Haftantritt: Die Rache der Geschichte schlägt in Berlin zu. Egon Krenz, die letzte Nummer eins der DDR, ist inhaftiert worden. Pünktlich und gelassen erschien der 62-Jährige mit den unverwechselbaren Augenringen und den vorstehenden Zähnen an der Pforte des Gefängnisses in Berlin-Hakenfelde. Ist dies Siegerjustiz, wie die Postkommunisten der PDS rufen, oder nicht eher gerechte Strenge eines Rechtsstaats, der deutlich macht, dass sich in Europa von nun an niemand mehr sicher fühlen kann, der mit Gewalt regiert? Die Meinungen prallen aufeinander, Deutschland ist gespalten.
„Volkskrant“ (Amsterdam) meint zur Fusion von Time Warner und AOL: Kritiker der Fusion haben auf die Gefahr einer Bündelung von Medienmacht hingewiesen. Die könnte einmal zur kulturellen Gleichschaltung führen. Diese Kritik verkennt das Wesen des Internets, in dem ja jeder Verleger werden kann und in dem jeder Einzelne – man denke nur an die Rolle des Online-Journalisten Matt Drudge in der Lewinsky-Affäre – großen Einfluss ausüben kann. Die Verhältnisse in der Internet-Welt haben sich noch nicht ausreichend herauskristallisiert, als dass man jetzt schon über einen Verlust an kulturellen Werten jammern könnte.
Die „Basler Zeitung“ kommentiert die Entscheidung der Türkei , die Hinrichtung von PKK-Chef Öcalan vorerst aufzuschieben: Bis der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg sein Verdikt gefällt hat, könnten ein, wenn nicht gar zwei Jahre vergehen. Diese Zeit kann Ecevit nutzen, um den Fall in der für die Türkei so vorteilhaften Schwebe zu lassen. Dem Land, das sich strikt weigert, etwa seine Ägäis-Streitigkeiten mit Griechenland durch den internationalen Gerichtshof in Den Haag klären zu lassen, bietet sich so auch eine gute Gelegenheit, zu demonstrieren, dass es internationale Rechtsnormen anerkennt.
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