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Archiv-Artikel

… DIRK ZINGLER? Union spalten

Von tla

Just mit einem Unentschieden in die neue Saison gestartet, droht dem 1. FC Union nun eine heftige Niederlage – noch vor dem zweiten Spiel. Den Klub, zu DDR-Zeiten Gegenentwurf des Stasi-Vereins BFC Dynamo, hat die Vergangenheit seines allseits beliebten Präsidenten eingeholt: Dirk Zingler diente nach Recherchen der Berliner Zeitung beim Stasi-Wachregiment Feliks Dzierzynski, wo er es bis zum Unteroffizier brachte.

Statt den 18-monatigen Wehrdienst in der NVA abzuleisten, verschrieb sich Zingler für drei Jahre dem Regiment, das direkt dem Ministerium für Staatssicherheit unterstand. Damit war Zingler zwar längst kein Inoffizieller Mitarbeiter, aufgenommen wurden in dem Regiment aber stets nur linientreue Soldaten, die aus politisch zuverlässigen Familien stammten. Die Kompanie war die Elite der Bewaffneten Organe der DDR.

Die Köpenicker Fans hingegen wurden zu DDR-Zeiten mitunter festgenommen, wenn es von den Tribünen „Lieber ein Verlierer sein als ein dummes Stasi-Schwein“ schallte oder bei Freistößen „Die Mauer muss weg“ skandiert wurde. Diese Subversion konnte Stasi-Chef Erich Mielke, Patron des verhassten BFC, nicht gefallen. Ebenso wenig dürfte er eingefleischte Union-Anhänger, wie es Zingler seit der Jugend gewesen sein will, im besagten Wachregiment geduldet haben.

Wie mögen die Fans reagieren, die Authentizität und Ideale verraten sehen? Zingler hat Union konsolidiert, später gar auf Sponsorengelder in Millionenhöhe verzichtet, als Stasi-Verstrickungen beim Hauptsponsor bekannt wurden. Hat sich der Präsident damit für seine Vergangenheit rehabilitiert? Oder war das nur der geschickte Schachzug, um den Schein der weißen Weste zu wahren?

Flexibel waren sie ja bei der Stasi, wussten sich zu verstellen, opportunistisch bis zur Selbstverleugnung. Zwei Herzen, so scheint es, schlugen ach in Zinglers Brust: die Leidenschaft zum Verein in der rechten und die zum System in der linken Kammer. Eine Zerrissenheit wie bei Jekyll und Hyde. „Nicht jeder Union-Fan ist Staatsfeind“, schrieb einst das Ostberliner Satireblatt Eulenspiegel. Aber auch: „Jeder Staatsfeind ist Union-Fan.“ TLA Foto: 1. FC Union