… DIE CURRYWURST? : In elitärem Kleid daherkommen
Buchvorstellung mit Currywurst – ein netter PR-Gag, wenn es in diesem Werk um die Wurst geht. Doch gibt es dafür wohl keinen unpassenderen Ort als das feine Restaurant Tucher am Brandenburger Tor. Die Wurst wird hier auf einem großen Teller mit silberner Haube serviert, auf den Ketchup hat der Koch als Motiv das Brandenburger Tor aus Currypulver gestreut. Aber vor allem fehlen zum vollendeten Genuss Fettgeruch, Straßenlärm und die freche Schnauze des Imbissverkäufers. Selbst die Autorin des Buchs und Currywurstkulturexpertin Petra Boden gibt zu: „Ich habe noch nie eine Currywurst vom Teller gegessen.
Boden, die sonst wissenschaftliche Abhandlungen mit sperrigen Titeln wie „Modernisierung ohne Moderne“ herausbringt, hat sich für ihre Recherche unter anderem eine Schürze umgebunden, ist hinter den Tresen einer Imbissbude geklettert und hat dort serviert. Sie hat historisches Material gewälzt, Budenbesitzer, Kunden und Fleischlieferanten befragt und vor allem viele Würste verspeist. Das Resultat: ihr Buch „Die Berliner Currywurst“. Und der Grund all ihrer Mühe: „Die Currywurst ist omnipräsent in Berlin.“
Was hat sie herausgefunden? Etwa dass die Zubereitungsart Berlin spaltet: Ossis essen eher Currywurst ohne Darm, Wessis mit Darm. Die für das Hauptstadt-Ego wichtigste geschichtliche Frage bleibt jedoch unbeantwortet: Wer hat’s erfunden? Der Legende nach war es Herta Heuwer aus Charlottenburg, deren Mann in amerikanischer Kriegsgefangenschaft Steaks mit Ketchup gesehen hatte. Heuwer soll daraufhin die berühmte Chillup-Sauce gemischt haben. Boden zweifelt an dieser Version. Sie habe schon von älteren Currywurstrezepturen gehört, die nicht mal aus Berlin stammen. CTS Foto: ap
■ Petra Boden: „Die Berliner Currywurst“. be.bra Verlag, 223 Seiten, 14 Euro