: Merkwürdige Sicherheit
Warum ziehen Juden heute dahin, wo die Mörder wohnten? Gil Levanon und Kat Rohrer zeigen ihre Doku „Back to the Fatherland“ im Norden
Von Alexander Diehl
Eine „normale, schöne Kindheit“ sei es gewesen, eine, „die ich jedem wünsche“. Wer da spricht, sind Menschen, die fliehen mussten: Weil die Zeiten sich änderten, damals in Deutschland und in Österreich, und zu tun hatte das mit diesem „Homo sapiens aus Braunau“. Wer da spricht, im Dokumentarfilm von Gil Levanon und Kat Rohrer, sind erst mal alt gewordene Menschen – die nur alt werden konnten, weil sie noch davonkamen.
Die einen, vielleicht nie wieder richtig irgendwo angekommen, scheinen zu verstehen, warum man sich nach Europa sehnt. Den anderen bleibt verschlossen, wie einer zurückkehren wollen kann – so wie Levanons eigener Großvater, mit dem der Film eröffnet: „Auf keinen Fall!“, sagt er über ihre Überlegungen, nach Deutschland auszuwandern.
Es ist auch ein Generationenkonflikt, den die Filmemacherinnen da abbilden: Es ist die dritte Generation, für die sich die Frage stellt, ob sie in Deutschland oder Österreich besser lebe, sicherer. Dan Peled ist Bildhauer und einer von etwa 20.000 Israelis in Berlin. Die Stadt habe Persönlichkeit, sagt er – und sei günstig.
Guy Schachar dagegen sieht seine derzeitige Heimat mit gemischten Gefühlen: Ob rechte oder linke Parteien in Österreich an die Macht kommen sollten – für die Juden, sagt er, wäre beides nicht gut. Da scheint der Großvater sehr viel wohlwollender zu sein mit der alten Heimat.
Wie sie, unfreiwillig, selbst zu Handelnden ihres ruhigen, auch rührenden Films wurden – und was genau es mit dieser Holzkiste auf dem düsteren Dachboden auf sich hat: Darüber sprechen die Regisseurinnen sicher, wenn sie nun zwei Mal im Norden zu Gast sind.
Filmgespräche: Mi, 14. 11., 19 Uhr, Hamburg, 3001; Do, 15. 11., 18 Uhr, Hannover, Kommunales Kino; der Film ist zudem am So, 11. 11. im 3001 zu sehen und ab dem 16. 11. mehrfach im Koki Hannover
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