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reisen in die zivilgesellschaft

22.– 26. April 2025

Aachen (Euregio Maas-Rhein)

  • Kurzreise ins Dreiländereck bei Aachen (Euregio Maas-Rhein), das sich zum Musterbeispiel europäischer Integration entwickelt hat.
  • 750 € (DZ/HP/ohne Anreise)
  • 4 Übernachtungen in der Bischöflichen Akademie Aachen
  • mit Ausflügen nach Lüttich und Eupen (Belgien) sowie Maastricht (NIederlande)
  • Veranstalter: Ventus-Reisen

Reiseleiter: Bernd Müllender (taz-Autor)

Zum Programm gehören eine Stadttour in der alten Kaiserstadt Aachen zur geplanten Verkehrswende sowie Ausflüge ins Fahrrad-Paradies Maastricht und in die belgische Grenzregion, u. a. ins deutschsprachige Eupen (Thema dort: Bürgerräte). Mit einem Besuch im Hambacher Wald bei der Initiative gegen den Braunkohletagebau endet die Reise.

Aachen, Deutschlands westlichste Stadt, klingt nach Kaiser Karl und Karlspreis, nach Printen, Alemannia, dem wunderschönen Dom und dem seltsamen Orden wider den tierischen Ernst. Die Stadt mit römischen Wurzeln ist heute quirlige Hochschulstadt. Doch sie leidet im engen Talkessel noch mehr als andere Städte unter dem Autoverkehr und hat seit November 2020 (zusammen mit Bonn) die erste grüne Oberbürgermeisterin einer deutschen Großstadt.

Themen der Reise

Bei einer kleinen Radtour durch die Innenstadt erfahren wir, warum eine nachhaltige Verkehrswende in Aachen dringend nötig ist. Die Initiative „Radentscheid - Aachen sattelt auf“ hat 2019 den erfolgreichsten Radentscheid Deutschlands (20 Prozent Unterschriften aller Wahlberechtigten) auf die Beine gestellt, den der Stadtrat danach fast einstimmig angenommen hat.

Entstehen sollen bis 2027 gut hundert Kilometer abgetrennte Fahrradwege (auch an Hauptstraßen auf Kosten von Autospuren), sicher umgebaute Kreuzungen, Rad-Parkhäuser und weitere Maßnahmen für einen Fahrrad-gerechten Verkehr.

Angefragt ist ein Treffen mit einem/einer Verantwortlichen der Stadt: Wie man eine Verkehrswende offensiv ansteuert und welche Hürden des Alltags man dabei überklettern muss. Stand Ende 2024: Es geht voran, aber extrem mühsam und nur stellenweise.

Aktivitäten

Das niederländische Maastricht, eine der prägenden Städte der Euregio Maas-Rhein

Schon die Römer zog es wegen der vielen heißen Quellen nach Aachen. Unter fachkundiger Führung lernen auch wir die Thermalwasserroute rund um die heißen Quellen der Stadt kennen, ein Projekt der Bürgerstiftung Lebensraum Aachen.

Faszinierend an Aachen ist nicht nur die über 2000 Jahre alte Stadt, sondern auch die Nachbarschaft, die „Euregio Maas-Rhein“ genannt wird: Zur Euregio, einem kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Bündnis zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, gehören u.a. die Städte Aachen, Lüttich, Hasselt, Maastricht, Heerlen und Kerkrade.

Die früher oft umkämpfte Grenzregion hat sich in ein Musterbeispiel europäischer Integration verwandelt: ein inzwischen gut vernetztes Dreiländereck mit den aufgeräumten Niederlanden, die sich hier am Dreiländereck weit über Dünenhöhe erheben, und dem so unterschätzten Königreich Belgien, gern auch Anarchistan Europas genannt. Ausflüge in beide Länder sind Teil der Reise.

Die Grenzregion zwischen Deutschland, Holland und Belgien war lang umkämpft, zwischen 1815 und 1918 erlangte ein Zipfel als "Neutral-Gebiet" Eigenständigkeit, weil sich sich die Großmächte nicht einigen konnten, wer es beherrschen durfte.

Bei unseren Ausflügen lernen wir auch die Spuren des ehemaligen Zwergstaates Neutral-Moresnet kennen: ein autonomes Gebiet rund um eine florierende Zinkmine, das nach dem Wiener Kongress als Provisorium geplant war und dann 103 Jahre lang (1816-1919) seltsamste Blüten trieb – als Steuerparadies, Sehnsuchtsort für Kriegsdienstverweigerer, Schwarzbrenner-Eldorado, Esperanto-Hochburg – und jahrzehntelang Teil von Europas einzigem Vierländereck. Im belgischen Ort Kelmis entdecken wir die Geschichte des einstigen Zwergstaates bei einer Führung und im Museum Vieille Montagne.

Ein Ausflug führt uns nach Maastricht, in die älteste Gemeinde der Niederlande. Hier funktioniert dank intelligenter Stadtplanung der Spagat zwischen Beschaulichkeit und Moderne, weshalb die Autostadt Aachen neidisch auf eine attraktive Einkaufsstadt ohne Lärm und Abgase schaut. In Maastricht lernen wir bei einem Treffen mit taz-Autor Martin Unfried, der hier seit vielen Jahren lebt, was die Niederlande besser machen und wo es in Schengen-Europa gerade bei den Nachbargemeinden mit dem grenzfreien Leben noch hakt.

Der ICE-Bahnhof Lüttich-Guillemins des Architekten Santiago Calatrava Foto: Archiv

In Belgien machen wir einen Stopp im archn Lüttich samt dem architektonisch spektakulären Bahnhof Liège-Guillemins und besuchen das grenznahe Kelmis sowie das deutschsprachige Eupen. Dort gibt es staatliche Anstiftung zum bürgerschaftlichen Engagement: Bürgerräte. Ostbelgien als teilautonomes Gebiet (mit eigenem Ministerpräsidenten und Parlament für 77.000 Einwohner) hat 2018 per Gesetz einen dauerhaften Bürgerdialog initiiert.

Ein internationales Vorzeigeprojekt: Hier werden mit finanzieller und verwaltungspersoneller Unterstützung die Bürger*innen angestiftet, sich zu organisieren. Motto: Helft uns! Was erwartet ihr, was sollen wir tun?! Beteiligte werden uns Rede und Antwort stehen.

Am letzten Tag geht es, gut 30 Kilometer östlich von Aachen, in den zauberhaften Hambacher Wald, um vom gesellschaftspolitischem Engagement der Baumbesetzer*innen zu erfahren. Gastgeber sind der Waldpädagoge Michael Zobel und die Initiative „Buirer für Buir“ (taz-Panter-Preisträger 2020).

Sie werden über Lügen und Tricksereien der Politik berichten, damit die Bagger des Braunkohlekonzerns RWE ihrem Zerstörungswerk weiter nachgehen können. Gerettet ist der Hambi bisher mitnichten, genauso wenig wie die Dörfer am benachbarten Tagebau Garzweiler, trotz aller Beteuerungen der NRWE-Politiker*innen. (NRWE ist die Abkürzung in der Szene für die enge Verzahnung von NRW und RWE). Stand der Dinge Ende 2024: Der Hambacher Wald selbst wird zwar nicht mehr abgegraben, aber direkt an der Kante droht er trotz eines nassen Jahres zu verdursten. Drumherum wird weiträumig weiter zerstört (Kiesabbau), weshalb es seit Oktober 2024 neue Besetzungen im benachbarten „Sündenwäldchen“ in Manheim gibt.

Die Reise endet mit einem Spätlunch im Ort Buir, vom Reiseleiter mit Spezialitäten aus dem Dreiländereck zusammengestellt (lassen Sie sich überraschen). Von Buir aus gelangen Sie mit der S-Bahn in 30 Minuten zum Hauptbahnhof in Köln.

Die Initiative "Buirer für Buir" kämpft seit Jahren gegen den Kohletagebau im Hambacher Wald - 2021 wurde sie dafür mit dem taz-Panterpreis ausgezeichnet.

Beginn und Ende der Reise

Wir treffen uns in Aachen am Dienstag, 22. April, um 17 Uhr in der Bischöflichen Akademie in der Nähe des Hauptbahnhofs.

Ende der Reise: Samstag, 26. April gegen 16 Uhr am Bahnhof in Buir bzw. 30 Min. später am Hauptbahnhof Köln

Reiseleiter

Bernd Müllender ist freier Journalist seit 1984 für die taz und viele andere (auch SZ, ZEIT) sowie Buchautor (u.a. 2 Belgien-Bücher sowie ein Roman zur Verkehrswende: „Die Zahl 38.185“ und ganz neu: „Ach Aachen“, Texte über eine liebenswürdige, manchmal seltsame Stadt); er lebt in Aachen.

Bitte buchen Sie die Reise direkt beim Reiseveranstalter

Die Reise kann nur beim Veranstalter gebucht werden, auch wenn sie auf dessen Website nicht aufgeführt ist.