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18.12.2021 , 20:47 Uhr
Mit großem Interesse und noch mehr Überraschuung habe ich Ihren Artikel "Verschickungskinder" gelesen. Als 1958 geborener Junge bin ich erstmals mit fünf Jahren und dann noch einmal mit 9 Jahren für je vier Wochen im Bielefelder Kinderheim in Wangerooge gewesen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe es dort toll gefunden und denke heute noch gerne an die beiden Aufenthalte zurück. Warum ich dort hingeschickt worden bin, weiß ich nicht. Und auch meine kürzlich verstorbene Mutter konnte sich mit über 90 Jahren nicht mehr an den Grund erinnern. Aber es ist wohl über das Bielefelder Gesundheitsamt gelaufen. Was wirklch schlimm war, war das Heimweh in den ersten Tagen des ersten Aufenthaltes. Und an Merkwürdigkeiten gab es vor dem Frühstück für etliche Kinder, auch für mich, einen Becher gereinigtes Meerwasser zu trinken und für alle statt eines Getränks zum Butterbrot eine dünne Milchsuppe. Das hat mich aber beides nicht weiter gestört. Dass wir Jungens nach einem Wannenbad (immer zu zweit in einer großen Holzwanne) mit warmem Meerwasser splitterfasernackt in einer langen Reihe aufgestellt von einer Badefrau mit einem kalten Wasserstrahl abgespritzt wurden, war schon etwas unangenehmer, aber auch nicht wirklich schlimm. Als ein Nachbarsjunge, der in Bielefeld funf Häuser weiter wohnte, einen Telefonanruf von seinen Eltern bekam, habe ich allerdings vergeblich auf einen solchen von meinen Eltern gewartet. Aber meine Eltern haben als brave Untertanen dem Wunsch des Heimes (oder des Gesundheitsamtes) Rechnung getragen und mich nicht angerufen. Das war es aber auch schon an fragwürdigen Dingen. (Nein stimmt nicht ganz: Ich habe dort die Masern bekommen). Der Rest dort war so schön, dass ich, als meine Eltern mich vier Jahre später fragten, ob ich noch einmal dort hin wolle, sofort "ja" gesagt habe. und der zweite Aufenthalt war noch schöner. Bei beiden Aufenthalten habe ich weder körperliche noch psychische Gewalt noch irgendwelche individuellen Erniedrigungen erfahren.
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