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30.11.2023 , 12:55 Uhr
... und worin sind irgendwelche Shopping Malls besser? Das würde ich gerne verstehen!
Für viele Kund:innen ging der Niedergang der Kaufhäuser los, als diese ihre Modeetagen in "Shops" sortiert haben. Wenn ich eine schwarzen Hose suche, soll diese weit und lang genug sein, zuhause waschbar, aus gutem Material und im Preis stimmen. Dazu fand ich es super, dass früher ALLE schwarze Hosen an einer Kleiderstange gehangen haben. Da konnte ich mir schnell einen Überblick verschaffen, drei Hosen anprobieren und eine war dann perfekt. Idealerweise hat mich eine Verkäuferin dabei beraten. Das ging schnell und war gut. Kleine Kaufhäuser auf dem flachen Land, die nicht Benko oder der Bank gehören, funktionieren noch immer so!
Heute werde ich im Kaufhaus genötigt, von "Shop" zu "Shop" zu tingeln, überall die Hosenecke zu suchen, zu schauen, ob es dort Schwarzes gibt oder nicht. Beratung: Fehlanzeige oder sel-tenst. Mein Weg durch eine oder vielleicht anderthalb Etagen, die Angebote sind wegsortiert, führt mich über verschiedene Umkleidekabinen, am Ende habe ich frustriert vielleicht eine Hose in der engen Wahl, mir fehlt möglicherweise dazu der externe Blick ... und ich habe die zehnfache Zeit verbraucht.
Kurz: Gute Kaufhäuser sind weiterhin großartig!
zum Beitrag30.11.2023 , 12:44 Uhr
Das kann ich sogar für eine Tätigkeit bestätigen, die in der übergroßen Mehrzahl von Frauen ausgeübt wird: Dolmetschen. Interpreter ist auf EN geschlechtsneutral; im Deutschen gibt es immerhin Möglichkeit der geschlechtlichen Kennung ... lasse ich die weg, sind auch bei deutsch geschriebenen Prompts die meisten virtuellen Kolleg:innen Männer. Das hängt vielleicht auch mit der öffentlichen Wahrnehmung bzw. dem erkennbaren Geschlecht auf den seltenen Fotos zusammen, auf denen Dolmetschende zu sehen sind. Nach zwei Jahrzehnten Beobachtung im Beruf ist der Anteil der Männer unter den Festangestellten in Wirtschaft, Politik und Diplomatie sehr hoch, in manchen Bereichen bis zu 50, in anderen, kleinen Teams gerne auch mal 100 Prozent. (Und leider entscheiden sich auch weibliche und überwiegend weibliche Entscheidergremien sehr viel öfter für einen Mann, als dies statistisch ausgewogen wäre.) In der Freiberuflerwelt gehe ich geschätzt von fünf bis zehn Prozent männlichen Dolmetschern aus. Hier funkt immer noch das Bild des "Ernährers" rein — und vom Mann als dem "echtem" Spezialisten ... Auf diplomatischem Parkett gibt es nur eine Gruppe, die die noch einsamer ist ist als wir Dolmetscherinnen: hochrangige Diplomatinnen.
zum Beitrag16.10.2023 , 14:46 Uhr
Das ist wie bei PMS und Endometriose: Die Männermedizin lässt uns auch hier allein. Im nächsten Leben werde ich Mann!
zum Beitrag21.08.2023 , 10:32 Uhr
Integration ist ein Gemeinschaftsakt, da dürfen sich alle beteiligen. Dazu ist Geld nötig, aber auch Zeit, Gelassenheit (und gelassen werden, freigestellte Arbeitszeit, und wenn es zwei Stunden in der Woche sind), Herz, Gefühl und zuletzt auch Verstand. Die meisten Deutschen waren die letzten Jahrzehnte mit dem Nachzittern der deutschen Teilung und ihres Endes beschäftigt. Zugleich kamen/gingen andere, denen das Thema eigentlich am A* vorbeiging, aus dem Westen in den Ostteil, etliche von ihnen bestätigten als Raubritter lehrbuchmäßig das Bild der bösen Kapitalisten, sorgten für die Zunahme der Entfernung von demokratischen, von Anerkennung und Respekt geprägten Verhältnissen. (Die Quittung dafür kommt gerade bei den Wahlen.) Und diese Stimmung knallte exakt so auch auf die Kontingentflüchtlinge.
Über allem stand eine "positive" Schaufensterpolitik die so lange wiederholt wurde, bis vielleicht ihre Erfinder selbst daran geglaubt haben. Fallenlassen auf der einen, Ausbeuten auf der anderen Seite ging nur zum Preis der Ignoranz. Die Mehrheit machte und macht Dienst nach Vorschrift und entdeckte zunehmend das Privatleben.
Dass der Markt wie von Zauberhand ganz allein Gerechtigkeit schafft ist eine Marketinglüge, Propaganda, einmal mehr, das schwante immer mehr Menschen und ist heute eigentlich offensichtlich.
Was wir stattdessen gebraucht hätten: Anerkennung der Lebensleistung der "Neubundesrepublikaner", Zeit für gegenseitiges Kennenlernen, Geschichtenerzählen, inneres Wachstum - und Zusammenwachsen. Dann hätte sich die Frage der "Integration" als soziales Konstrukt nicht mehr gestellt, dann hätten alle Chancen bekommen können.
Die Zeiten liefen anders. 2500 oder 5000 Euro sind eine Ohrfeige. Und eine Partei legt gerade die nächste Schippe oben drauf, indem sie Kinder nicht aus der bittersten Armut rauszuholen bereit ist.
Es ändert sich mal wieder: nichts. Damals wie heute, so viele verschenkte Impulse, Ideen, Träume, Pläne und Talente. Zum Heulen.
zum Beitrag19.07.2023 , 15:59 Uhr
Wann wird das gemeinwohlorientierte Vorkaufsrecht als Gesetz so wasserdicht gemacht, dass Erhalt vor Investoreninteressen steht? Denn langfristiger Bestand auch von wenig Begütertern bezahlbaren Wohnraums entlastet die Sozialkassen und das soziale Gefüge einer Stadt. Denn was wollen die Reichen am Ende machen in einer Gemeinde, in der es keine Busfahrerinnen, Kindergärtner, Nachwuchsärztinnen, Übersetzer, Verkäufer, Masseurinnen, Sprechstundenassistenten, Müllkutscherinnen, Pfleger usw. mehr gibt?? (Schaut Euch Paris oder London als abschreckendes Beispiel an.) Hier sind alle Parteien aufgerufen, auch und gerade die FDP.
Und es ist eine Schande, dass die kleinste Partei auf Bundesebene ihre Koalitionäre ständig am Nasenring durch die Manege zerrt.
zum Beitrag28.05.2023 , 21:48 Uhr
Ach, Martin, wie traurig! Ich weiß noch wie heute, wie wir in Deinen frühen taz-Jahren erst gute Paris-Adressen ausgetauscht haben, dann gemeinsam über die zu kühle Nordseite unseres Mietshauses gelacht haben mit den Balkonen raus zum Landwehrkanal, später genau dort manchmal saßen, in Decken gehüllt, weil nur von meinem aus der Sonnenuntergang zu sehen ist, und dabei Welten geteilt haben: "anecdotes de Paris" gegen Jargon für meine Untertitelung von Kinofilmen mit LGBTI*-Hintergrund, Begriffe, die außerhalb der Kreise nicht weit verbreitet waren, dazu gerne Salat und Dessert und Bier oder Wein, Methode "auberge espagnole". Nach Deinem Wegzug in eine andere Neukölln Straße hatten wir nur noch flüchtigen Kontakt, wussten aber, was der andere macht. Deine wohlwollende Freundlichkeit wird jetzt auch mir fehlen. Mach' es gut — dort, wo Du jetzt bist! C.
zum Beitrag21.02.2023 , 17:43 Uhr
In der Tat sollte auch hier Nachhaltigkeit stärker gewichtet werden. Nicht alles muss am Folgetag zugestellt sein.
Wichtig wäre aber auch, wenn der Gesetzgeber dringend diese unerhörte Papierflut der Werbepost verbieten würde, von der 95 oder 98 Prozent ungelesen im Müll endet.
Ein Teil der Bevölkerung schaut noch rein, es mag für die einen bitter nötig, für die anderen eine Beschäftigungstherapie sein. Aber der Bezug dieser Werbeschriften könnte übergangsweise mit einem doppelten "Opt in"-System kombiniert sein, das einfach und narrensicher ist, so dass eben 95 bis 98 Prozent bei Inkrafttreten und die letzten Prozent bei Auslaufen der Übergangszeit in, sagen wir mal, 15 Jahren wegfallen könnten.
Und für die Restwerbeschriften bitte umgehend die Plastikhülle verbieten! Wer das Zeugs beziehen möchte, hat einen Briefkasten, der entsprechend markiert wird (zusätzlich zu einer Anmeldung per Postkarte); erst dann erfolgt die Zustellung mit Papierbanderole wie bei einer Streifbandzeitung.
Die Umwelt wird es uns danken!
zum Beitrag29.09.2022 , 18:11 Uhr
und @Musttardman: Daher habe ich es ja aufgeschrieben! Da das Teil fröhlich weitermutiert, können wir es immer wieder bekommen, sogar in Serie. Das Problem ist nur: Jedes Mal riskieren wir, am Ende mit Long Covid dazusitzen.
zum Beitrag28.09.2022 , 13:30 Uhr
Komisch, dass jetzt so viele so überrascht tun. Wir hatten schon einige Jahre Gelegenheit, die Art kennenzulernen, wie das Virus mutiert. Aber die Uneindeutigkeit der Politik trägt zur Überraschung bei, und als die empfinde ich die hohe, z.T. widersprüchliche Kleinteiligkeit der Antworten auf die Lage. Die (ver)allgemeine(rte) Meinung in den Medien und auf der Straße spiegelt, in welchem grauenvollen Zustand im Durchschnitt die Bildungseinrichtungen sind. (Die asozialen Medien spiegeln ja zum Glück nicht die Meinung der meisten, sondern der Lautesten.) Mich erschüttert jedes Mal, wie laut die Unwissenden sind und wie wenig die anderen dem entgegenbringen (können oder wollen). Beispiel gefällig?
Neulich, im Bus. Ein Kleinkind im Buggy, etwa zwei Jahre alt, hustet alle drei bis sieben Sekunden. Der Bus ist zu drei Vierteln voll. Die Reisenden in der direkten Umgebung, die meisten tragen von Anfang an Maske, andere nesteln sie jetzt raus, tauschen betroffene Blicke. Andere schauen aber auch einfach nur weg.
Die Mutter des Kindes, wasserstoffblondes, halblanges Haar, im fluoreszierend pinkfarbenen Jumper mit glitzernden hellgrünen Sneakern, isst ungerührt Pommes Frites, die sie aus den Tiefen ihres Shoppers nestelt, immer einen schnellen, verstohlenen Blick Richtung Busfahrer.
Der halbe Bus riecht nach Frittenbude. Der Fahrer sitzt konzentriert hinter dem Lenkrad, der Verkehr ist dicht.
Das Kind schnappt kurz nach Luft, hustet weiter. Die Mutter schaut kurz zu ihm hin, isst dabei weiter. Mitreisende (ich): Alles OK mit der Kleinen? Was hat sie denn? Mutter: Was soll det Balg schon hab'n jetzt grade. Jeder kricht das irgendwann Mitreisende: Sie meinen, sie hat ... Mutter: Du hattest's wohl noch nicht? Mitreisende: Doch, aber ... Mitreisende: Wat meckerste dann? Dann hastes ja hinter Dir!
Ich bin schnell ausgestiegen, war am Zielort, fühlte mich aber auch komplett allein mit der Ansprache.
zum Beitrag16.08.2022 , 22:43 Uhr
Obacht, die Sender vergüten nur an der Spitze sehr gut sowie bei einigen, die "rausgucken". Das Fußvolk aus Journalismus und redaktioneller und technischer Zuarbeit wird nicht selten mit prekärer Freiberuflichkeit abgespeist (Festanstellungen sind hier selten) - und Honoraren, die wenig Sicherheit oder ein auskömmliches Leben ermöglichen.
Und es geht noch krasser. Der sogenannte Wettbewerb freier Produktionsfirmen im Umfeld der Sender führt dazu, dass der Vertragspartner von "Freien Freien" dann nicht der Sender, sondern eine Privatfirma ist. Hier gibt es bei den eben erwähnten "Rausguckern" sehr hübsche Gagen, oft genug sind sie selbst an den Firmen beteiligt, verdienen noch an der Produktion mit auf der einen und freie Rechercheur:innen, Übersetzer:innen oder Aufnahmeleiter:innen auf der anderen Seite, die oft mehrere unterbezahlte Jobs kumulieren, um überhaupt über die Runden zu kommen. Beispiel gefällig? Mir wurde neulich als Dolmetscherin und Ortskundige für einen Arte-Dreh im Auftrag des BR in Paris die stolze Summe von 100 Euro am Tag angeboten (für einen 15-Stunden-Tag vom Aufwand her). Zum Vergleich: 1989/90 habe ich von US-amerikanischen, kanadischen und französischen Sendern 100 $ am Tag als dolmetschende Nachwuchsjournalistin in Berlin bekommen. Jetzt habe ich 30 Jahre mehr Berufserfahrung - auch als gut bezahlte Konferenzdolmetscherin. (Der Wendezeitjob wäre in heutiger Kaufkraft übrigens 220,85 Euro "wert".)
Alles kein Einzelfall: EinigeProduktionsfirmen im Senderauftrag bieten dafür heute bis zu 150-Euro an. In diesem Kontext versuchen etliche unterfinanzierte Produktionsfirmen schlicht, die klaffenden Lücken woanders zu stopfen und "sparen" dann an den Externen. Sie versuchen, das wichtige Dolmetschen von Interviews in der Doppelbeauftragung "Aufnahmeleitung und Dolmetschen" zu verstecken. Auch gerne genommen: "Dolmetscherin/Fahrerin". Dafür können es dann schon mal 175 Euro am Tag sein.
Alles indiskutabel, aber das Ergebnis von: s.o.
zum Beitrag05.08.2022 , 11:46 Uhr
Wie wäre es, wenn sich eine Gruppe demokratisch gesinnter Köpfe (z.B. aus der reichen, kaum an Erbschaftsteuer leidenden Bevölkerung) zusammentun und den Nazis die Ländereien wegschnappen würde? Verwendung dafür findet sich dann in den zivilgesellschaftlichen Gruppen und mit ökologischer Ausrichtung (hier: nach Asbestsanierung).
zum Beitrag13.09.2021 , 15:20 Uhr
Bei den anderen Hilfen waren die Variationen der Nichtgewährung übrigens vielfältig. Ich bin normalerweise als Konferenzdolmetscherin hauptsächlich für Ministerien, Botschaften und pol. Stiftungen tätig. Bei November-/Dezemberhilfe gingen Menschen wie ich leer aus. Begründung: "Ihre Auftraggeber sind nicht pandemiebedingt geschlossen." An Perfidie kaum zu überbieten, wie ich finde. Die mehrsprachigen Online-Konferenzen, die wir seither 'vertonen', machen nur einen Bruchteil dessen aus, was es früher an Arbeit gab, vielleicht zehn bis 20 Prozent. Auf H-IV bzw. GruSi verwiesen zu werden, erwies sich vor allem für Ältere als Problem, denn Altersrücklagen waren erst so stark aufzubrauchen, dass am Ende bei 20 angenommenen Lebensjahren im Rentner*innenalter max. 400 Euro im Monat übrigbleiben würden. Das Gros der "Solos" in Kulturberufen mit direktem Kundenkontakt ist weiblich. Die Chose ist also zutiefst frauen- und altersdiskriminierend, kurz: machistisch. Wen wundert's. Das Bild der "Bazooka" hätte nie eine Frau gewählt. [Über die Lage dieses Jahr kann ich nicht viel sagen. Ich hatte Glück im Unglück, habe jetzt zwei Industriekunden, aber nicht alle konnten wechseln.]
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