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20.07.2021 , 18:11 Uhr
An sich gut, dass Thema mal nüchtern anzugehen. In der pädagogischen Präventionsarbeit ist dies wichtig, überhaupt mal ins Gespräch daürber kommen zu können und nicht im Tabu festzuharren. Aber: Der Artikel verspielt an wichtigen Stellen performativ die Chance, ein guter Artikel zu sein. Aus Zeitgründen in aller Kürze 3 beispielhafte Aspekte:
1) Bereits die URL reproduziert das Stigma, dass Pädophilie gleich Pädosexualität, also Neigung gleich Übergriff ist. Von "pädosexueller Neigung " zu sprechen ist also schlicht falsch und ebnet in der kurzen Aufmersamkeitsökonomie, die die Leute haben (Header und Titel lesen) die im Artikel aufgemachte Differenz (die ja auch state of the art ist) wieder ein. Schade! 2) Der Artkikel verwendet reviktimisierende Formulierungen und empirisch spekulativ-stigmatisierende Aussagen, die zu unterlassen wären. Ein Beispiel: "Ein missbrauchtes Kind ist schwer traumatisiert und wird ein Leben lang unter dieser Erfahrung leiden." Zunächst einmal ist Standard in der Forschung, von "Betroffenen sexualisierter Gewalt" zu sprechen, am besten mit dem passenden gender, also "ein von sexualisierter Gewalt betroffener 10-jähriger Junge" usw. Dann vermeidet man einerseits die an sicht bereits irreführende Objektivierung von Menschen hin zu "das Kind" (so als ob Kinder keine Sexualität, kein gender hätten; faktisch haben sie eben eine kindliche Sexualität, und auch kindliche gender, die eben anders sind als die erwachsene). Ebenso ist falsch, wenn von "Missbrauch" die Rede ist. Es gibt keinen legitimen Gebrauch sexualisierter Gewalt. Außerdem objektiviert die Missbrauchssemantik abermals. Des Weiteren ist es eine empirisch offene Frage, ob ein:e Betroffene:r ein Leben lang leidet. Ihm das Stigma des Für-immer-Geschädigten medial einzuschreiben ist reviktimisierend und beraubt die Betroffenen um jede Chance, dass alles, wenn auch mit Therapie, wieder gut und normal wird. 3)Prävention muss auch Arbeit an sozialen Strukturen,nicht nur Einzelnen sein!
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