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04.03.2022 , 12:14 Uhr
Das Biobetriebe i.d.R. höhere Futterflächenanteile haben, liegt nicht zuletzt daran, dass zumindest die Ökoverbände eine Vernetzung der Pflanzen- und Tierproduktion anstreben und die zwar ökonomisch sinnvolle, in anderer Hinsicht aber verheerende Spezialisierung auf einzelne Produktionsverfahren begegnen wollen. Dies ist der vielversprechendste Ansatz: Eine Re-Integration von Tierhaltung und Pflanzenbau, wo die Tierfütterung auf Grundfutter und Nebenprodukten basiert und alte Futterpflanzen (wie die Luzerne), sparsam eingesetzt, eine Auflockerung der Fruchtfolge ermöglichen. Ein Verzicht auf die beim Pflanzenanbau zwingend anfallende nicht essbare Biomasse (die aber in der Tierhaltung verwertet werden kann) können wir uns in der Tat nicht leisten (ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten, die der Verlust von Wirtschaftsdünger aus der Tierproduktion für die dringend benötigte Wiedervernetzung von Stoffkreisläufen bedeuten würde).
zum Beitrag04.03.2022 , 12:07 Uhr
Wir haben kein Produktionsproblem, die weltweite primäre Lebensmittelerzeugung übersteigt bei weitem den Bedarf. Ob das mit Fortschreiten der Klimakrise so bleiben wird, ist ein anderes Thema, die Frage ist dann aber auch, ob sich die Bevölkerungsdynamik angesichts der verheerenden Folgen für die menschliche Spezies weiter so entwickelt, wie prognostiziert. Aktuell haben wir ein gewaltiges Verteilungsproblem (Stichwort ErnährungsSOUVERÄNITÄT), das die Neoliberalen weitestgehend mitverursacht haben: der Ruin von Kleinbauern und ganzen Erzeugersystemen weltweit in Folge massiver Subventionierung billigster Exportnahrungsmittel aus Europa, die immer noch stattfindende Spekulation mit Grundnahrungsmitteln und der systematische Ausverkauf von Land an reiche Investoren. Die Monopolstellung einzelner Länder und Konzerne innerhalb des globalen Nahrungssystem ist ein Rezept für ein Desaster, wie sich halt jetzt anhand eines Angriffskrieges auf eines der fruchtbarsten Länder zeigt, es hätte aber auch eine natürliche Katastrophe (Dürren, Überschwemmungen etc.) sein können. Das jetzt dem Ökolandbau in die Schuhe zu schieben (der ja angeblich nicht die Welt ernähren kann) ist nicht nur scheinheilig, es zeugt auch von einer gewaltigen Verdrängung der Realität. Und ja, prinzipiell weist der Ökolandbau pro Flächeneinheit geringe bis moderate Ertragsdefizite gegenüber konventioneller Bewirtschaftung auf (je nach Fruchtart und Weltregion variierend), nur ist auch im Ökobau das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht (etwa durch eine verbesserte, auf die speziellen Bedingungen des Ökolandbaus angepasste Züchtungen) und dem stehen erhebliche Vorteile im Umwelt- und Klimabereich gegenüber.
zum Beitrag08.04.2021 , 14:39 Uhr
Man kann es nur mit einem Wort beschreiben: skandalös. Wobei das für das ganze Hartz-4-System und die generelle Ungleichheit in der Gesellschaft gilt. Vieles ist schon gesagt worden, daher möchte ich auf einen weiterführenden Aspekt hindeuten: Wann immer es um die Erhöhung der existenzbedrohenden Erzeugerpreise geht, kommt früher oder später das Argument, dass sich dann die „armen Leute“ kein Essen mehr leisten können. Gerne als Begründung für den Status Quo und gerne gegen Ökolandbau und den Umbau des Agrarsektors. Wir befinden uns also in der perversen Situation, dass Politik und Handel (der daran gut verdient, die Gebrüder Aldi waren nicht umsonst die reichsten Deutschen) den Preiskampf damit rechtfertigen, dass die ärmste Schicht ansonsten mehr oder minder verhungert… anstatt das die Politik dafür sorgt, dass die Löhne und die Sozialsicherung so weit angehoben werden, dass a. jeder Mensch sich gesunde, sichere Lebensmittel im ausreichendem Umfang leisten kann (Stichwort Ernährungssouveränität, eigentlich ein Konzept aus dem globalen Süden) und b. Landwirte nicht länger gezwungen werden, ihre Erzeugnisse für Ramschpreise zu verkaufen. Natürlich gehört da noch mehr dazu (Stärkung der Direktvermarktung etc.), aber es wäre ein erster Schritt.
zum Beitrag08.02.2021 , 12:04 Uhr
Bitte nächstes Mal die Studie auch richtig durchlesen. Ursache Nummer 1 für das Artensterben ist erst einmal unser heutiges ungesundes Landwirtschaftsmodel. Dazu gehört die High-Input-Abhängigkeit, die Missachtung des Bodenlebens und die "Billig, billig"-Mentalität ebenso wie eine in mehrerlei Hinsicht problematische Massentierhaltung. Viehhaltung an sich schließt eine wichtige Lücke, sowohl was Nährstoffkreisläufe und Ernährungssicherheit angeht (versuchen Sie mal, in der Mongolei oder meinetwegen auch im Grünlandgürtel der Alpen Ackerbau zu betreiben), als auch was die Erhaltung von Grünlandstandorten (komplett mit CO2-Sequestration und dortiger Biodiversität) angeht. Die Studie nennt dementsprechend extensive Tierhaltungs- und Rotationsweidesysteme als Beispiele für nachhaltige Landnutzungsformen. Gerade Betriebe, die eine stark grundfutterbasierte Fütterung haben oder ganz auf Kraftfutter verzichten (etwa Heumilchbetriebe) haben da Vorteile. Natürlich werden wir unseren Fleischkonsum senken müssen: Würden wir ausschließlich unsere Tiere auf Flächen grasen lassen, die ungeeignet für Ackerbau sind (immerhin etwa 1/3 der Erdoberfläche, bzw. 1/2 der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche), sowie Abfallprodukte der Lebensmittelherstellung verfüttern, müssten die Europäer ihren Fleischkonsum vermutlich um mehr als die Hälfte senken, während viele ärmere Staaten ihren Konsum teilweise verfünffachen dürften (Röös et al. 2017). Es ist daher zu kurz gesprungen, einfach nur auf pflanzenbasierte Nahrung umzuswitchen (was in vielen Teilen der Welt weder umsetzbar noch gesund wäre) ohne für die bestehenden (intensiver Ackerbau mit allen Folgen) und neu entstehenden (Ernährungssicherheit, Düngungsproblematik) Probleme Lösungsansätze zu haben…(und nein, es ist erstmal keine gute Idee als Ersatz für tierischen Mist mit Medikamenten, Mikroplastik und Schwermetallen belasteten menschlichen Klärschlamm auf Felder auszubringen).
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