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04.02.2021 , 11:09 Uhr
Meine Mutter ist den Zeugen Jehovas beigetreten, als ich in der 2. Klasse war. 1978, Dorfschule, Ausschluss aus dem Religionsunterricht, Außenseiter-Existenz vorprogrammiert, Fußballverein etc. waren tabu. Anfangs angetan von der "Nettigkeit" der Gemeinschaft, die Lehren hat man in dem Alter natürlich wenig hinterfragt, die bunten Bücher waren toll. Als meine Mutter dann ständig mit allen Verwandten im Streit lag ob ihrer militanten Missionierungsversuche, begann das ganze zu kippen und war auch belastend für uns Kinder mit ohnehin wenig Anschluss. Ab dem Teenageralter wurde die Skepsis immer größer, der ewige Druck des "Predigens" und des peinlichen "Straßendienstes" in der Provinz, wo dich viele kennen, wurde unerträglich. Mein Auflehnen wurde immer massiver. Ich versuchte, den Verpflichtungen zu Versammlungen und Predigtdienst bei jeder Gelegenheit zu entkommen, nahm dafür lieber Streit in Kauf. Meine beiden Brüder liefen noch brav mit, ich rebellierte, wo es nur ging. Mit 15 und Erreichen der Religionsfreiheit präsentierte ich meinen Ausstieg, den 3 Älteste in einem "eindringlichen" Gespräch in meinem Kinderzimmer (!) verhindern wollten ... "Du wirst in der Verdammnis umkommen" etc. ... Meinen Willen konnte das nicht brechen. Ich konterte mit: "Wenn ihr den Scheiss glaubt, tut ihr mir echt leid" ... Sie fanden kein Durchkommen bei mir und trollten irgendwann ab. Die Folge war aber Dauerclinch mit meinen Eltern, vor allem meiner Mutter. Meinen Vater würde ich nur als Mitläufer bezeichnen. Er beugte sich, um seinen Frieden zu haben.
Nach vielen Eskalationen, deren Höhepunkt mit meiner ersten Freundin - mit 17! - erreicht war, zog ich von zuhause aus. Ich konnte es nicht mehr ertragen - den ewigen Streit, die Vorwürfe der "Unzucht" etc. Endlich frei!
Obwohl ich nur zwei Straßen weiter eine Wohnung nahm, hatte ich fast 2 Jahre keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern. Kurz darauf folgte mein älterer Bruder - ich hatte ihm den Weg geebnet.
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