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LiSoAh
Sehr geehrte Frau Poser und alle lieben KommentatorInnen hier,
als tatsächliche Krankenhausärztin, die auch die Leitlinien kennt und im Gegensatz zu den meisten hier ggf. anwenden muss, stimme ich Ihnen vollumfänglich zu.
Triage mit Ansage ist etwas komplett anderes als ein Massenanfall von Verletzten. Hier sind offenbar fast alle in der Gruppe, die sich in der Priorisierung keine Sorgen machen müssen. Frau Poser und viele andere Menschen mit Behinderung müssen seit Monaten hilflos dabei zusehen, wie Teile der Bevölkerung überhaupt erst für Fallzahlen sorgen, die Triage Thema werden lassen, in dem Wissen, dass die aktuellen Leitlinien sie ggf. umbringen.
Das möchte ich herzlich bitten, einmal nachzuführen. Und natürlich werden die meisten Ärzt*innen nach der Leitlinie handeln, damit sie ebenfalls die moralische Verantwortung nicht alleine schultern und nachts schlafen können nach so einer Entscheidung.
Hier ist wieder systematische Diskriminierung von Menschen mit Behinderung gegeben.
Und als Ärztin, die ggf. die Entscheidung trifft, möchte ich allen, die die aktuellen Leitlinien wohlwollend in u.a. meinem Namen rechtfertigen, sagen:
Ich kann nicht ruhig schlafen, wenn ich sehe, dass Monate vorab für Menschen mit Behinderung klar ist, dass sie mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit keine Maximaltherapie erhalten als andere. Ich möchte nochmal betonen, dass diese Situation vermeidbar ist und es schon immer gewesen ist.
Und die Impfreihenfolge ist selbstverständlich ebenfalls zu kritieren. Wenn Altersgruppen pauschal ohne Berücksichtigung des indiviuellen Risikoprofils vor jüngeren Menschen mit höherem Risiko für einen schweren Verlauf zuerst geimpft werden, löst es bei letzteren Angst und Frust aus. Zurecht. Natürlich stoßen wir auch bei Alternativen an die Grenzen der Umsetzbarkeit.
Aber alles in allem aus einer ärztlichen Perspektive: Danke für diesen Artikel. Und alles Gute an Frau Poser.
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