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09.12.2024 , 12:36 Uhr
Indem Oxford Press ‚Brain Rot‘ zum Wort des Jahres gewählt hat, wird nicht deutlich, wie Christina Koppenhöfer schreibt, dass Hirnfäule ein weitreichendes Problem sei, sondern dass der Begriff zunehmend verwendet wird. Ausgedrückt wird die Angst davor, sich in endlosen, trivialen Videoclip- und Meme-Schleifen zu verlieren. Damit zeigt sich nicht ‚brain rot‘, sondern die Gefahr von ‚brain rot‘ wird erkannt und gefürchtet: Wir fühlen uns überfordert im Umgang mit Social Media, aber auch in der Suche nach Antworten auf die Frage, was Social Media eigentlich sein soll und sein darf, was zwangsläufig zu einer Überforderung in der Frage führt, was wir hier wie Kindern verweigern oder auch zugänglich machen sollten. Inwieweit gelingt es Erwachsenen, soziale Medien selbstbestimmt u. verantwortungsvoll zu nutzen? Was haben sie Kindern voraus? Wenn wir über Social Media zunehmend kommunizieren, Beziehungen gestalten, egal ob beruflich oder privat, uns informieren, uns gar versuchen eine Meinung zu bilden, können wir dann von Hobby sprechen? Ich habe keine schnellen Antworten, nur das: Wenn Unternehmen bestimmen, was wie auf Social Media möglich ist, handelt es sich nicht um eine Privatsache.
zum Beitrag17.08.2020 , 13:14 Uhr
Steile These oder nostalgischer Reflex?
Nils Schulz ahnt, was Schule zusammenhält, aber sagt zu wenig über das, was die von ihm kritisierten Modernisierungseuphoriker genau fordern und wollen, wozu genau das führen bzw. nicht führen soll.
Nils Schulz will das vielleicht nicht, aber verschärft ein Problem, das nicht nur in öffentlichen, bildungspolitischen, sondern auch in schulpädagogischen Diskursen wahrnehmbar ist: Es wird zu wenig danach gefragt, was von wem mit welchen Interessen gefordert, was damit befördert, aber auch verhindert wird bzw. werden soll.
Wen Nils Schulz als Reformer*innen ausmacht – oder zumindest hinter den angeblichen Reformen stehend, zeigt sich am Ende seines Textes, wobei er Digitalisierung von Lehren und Lernen als Innovation bezeichnet, die Bewährtes in Frage stellt, obwohl diese sich aktuell vor allem als Verstärker und Konservator neoliberaler Strukturen präsentiert. So hat das Homeschooling der vergangenen Monate nicht Innovationen, Reformen oder gar neue Lernkulturen vorgeführt, sondern instruktive Lehr- und Lernmethoden: isoliertes Abarbeiten digitalisierter Arbeitsblätter, Auffüllen von Lückentexten, Trainieren von Vokabeln, Rechtschreibung und Formeln. Und wer Digitalisierung will, will sicher nicht das Lernen ohne Noten einführen; vielmehr wird im Zuge der Digitalisierung zunehmend über die Möglichkeit gesprochen, Lernstände zu vermessen.
Nils Schulz zeigt, dass es in Schule nicht nur um Lernen geht; indem er aber den Wert der Schule für Schüler*innen auf einen außerfamiliären Aufenthaltsort reduziert, die Digitalisierung veralteter, analoger Lehrmethoden nicht als Problem ausmacht und unerwähnt lässt, dass Kinder bzw. Schüler*innen sich nicht nur in der Schule treffen, sondern hier auch voneinander lernen, geht es wohl auch in seinem Text nicht nur um Lernen, sondern um einen nostalgischen Reflex.
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