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02.08.2020 , 12:49 Uhr
Ich gestehe, ich gehöre auch zu denen, die ab und zu weg müssen. Dieses Jahr wollte ich zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren ins Ausland. Mit meiner Schwester für vier Tage nach Polen, um das Dorf zu sehen, in dem unser Papa geboren wurde (1929), um die Landschaft zu erleben, die für ihn Heimat war, nach der er sich Zeit seines Lebens sehnte, von der er fliehen musste. Er hat seine Heimat nie wiedergesehen und meine Schwester und ich wollten nun nach seinem Tod diese Reise antreten. Ging nicht wegen Corona. Aber ich hatte Fernweh! Und ich hatte nun diese eine Woche Urlaub! Da ergab es sich, dass ich eine Freundin auf Ihrer Lieblingsinsel an der Nordsee besuchen konnte. Ich hatte Sehnsucht nach Meer und es war zu einer Zeit, als die meisten Bundesländer noch keine Schulferien hatten, also dachte ich: Wer weiß, wie lange das Reisen noch erlaubt ist, wenn ich Meer will, dann JETZT! Gesagt getan, ich setze mich in meinen alten Opel und fahre los. Nach vier Minuten stehe ich auf der Stadtautobahn: Unfall, Vollsperrung. Es dauert über eine Stunde. Erste Gedanken, ob das nicht ein Zeichen ist, ob ich nicht lieber umkehren sollte. Gut, dass ich alleine fahre, mein Mann wäre schon ausgeflippt. Aber dann geht es weiter. Nicht lange, denn auf der A7 kurz hinter der Raststätte Göttingen (wo ich Gotte sei dank noch mal auf dem Klo war), macht mein Opel die unverkennbar letzten Geräusche seines langen Lebens. ADAC, Abschleppwagen, Ende in Bockenem. Und jetzt? Doch lieber nach Hause? Nur kurz kommt wieder der Gedanke, ob es nicht vernünftiger wäre, die Reise abzubrechen. Aber dann: Immer wieder die Sehnsucht nach Meer. "Ich will auf die Insel", sage ich zu mir und zu der freundlichen Dame von der Autovermietung. Mit ihrer Hilfe (und mit 600 Euro für den schnellen Mietwagen) gelingt es mir, 10 Minuten vor Abfahrt der letzten Fähre am Hafen zu sein. Ich hüpfe auf das Schiff und der Urlaub beginnt. Ja, ich gestehe, ich gehöre zu denen, die ab zu weg müssen.
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