Profil-Einstellungen
Hier könnten Ihre Kommentare stehen
Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
31.07.2020 , 14:45 Uhr
Mit Geschichtsvergessenheit, die sie dem Queer-Begriff zuschreiben, hat das Ganze für mich sehr wenig zu tun. Ebenso wie ich mir durchaus bewusst bin, dass homosexuelle Männer lange Zeit strafrechtlich verfolgt und diskriminiert wurden und, wie sie schreiben, „Schwul“ die Personen sind, die „die die Nazis tausendfach töteten und die das deutsche Tätervolk gern an die Gestapo verpetzte(n)“, bin ich mir auch darüber bewusst, dass beispielsweise lesbisch begehrende Frauen* in dieser Zeit, häufig indirekt über die Sammelbezeichnung „Asozial“ verfolgt und getötet wurden, ich bin mir dabei aber auch bewusst, dass wesentliche politische Auseinandersetzungen, wie beispielsweise die Stonewall-Riots in den USA von PoCs initiiert wurden. Queer bedeutet für mich keine Geschichtsvergessenheit, sondern vielmehr eine Anerkennung von Unterdrückungs – aber auch Widerstandserfahrungen, die Menschen nicht nur aufgrund ihrer Sexualität, sondern auch hinsichtlich Überschneidungen derer Erfahrungen hinsichtlich anderer marginalisierter Positionen machen mussten beziehungsweise widerfahren ist.
Dass „queer“ (das lange Zeit übrigens zunächst auch abwertend, wenn nicht sogar als Beleidigung genutzt wurde und anschließend sehr ähnlich wie „Schwul“ angeeignet und positiv umbesetzt wurde), also die historischen Realitäten vergisst, würde ich daher stark bezweifeln, er ermöglicht sogar eine wesentlich differenziertere und vielschichtigere Auseinandersetzung mit den von Ihnen beschriebenen Gewalterfahrungen.
zum Beitrag31.07.2020 , 14:44 Uhr
Ich habe leider nicht ganz verstanden, was sie mit Artikel zum Ausdruck bringen wollten, vermutlich ihr persönliches Unbehagen mit dem Begriff „queer“, da für sie persönlich der Begriff „schwul“ als geeignetere Zuschreibung beziehungsweise Identifikation mit ihrem sexuellen Begehren entspricht? Diese Selbstzuschreibung ist ja durchaus berechtigt und ich möchte diese nicht infrage stellen. Gerne lege ich ihnen aber meine, durchaus auch politisch motivierte, Identifikation mit dem Queer-Begriff offen.
Ähnlich wie sie beschreiben „Ich war anders, und zwar in meiner Umwelt als Einziger“ habe auch ich als queere (in ihrer Wahrnehmung vermutlich lesbische) Frau solche Erfahrungen gesammelt. Dass diese Andersartigkeit aber nicht nur Menschen widerfährt, die sich in ihrem Begehren von der heterosexuellen Norm unterscheiden, sondern auch Personen, deren geschlechtliche Identität als „abweichend“ (und ähnlich wie sie Kriminalisierung und Pathologisierung homosexueller Männer in den 60ern beschreiben, beispielsweise noch heute Alltag von Trans*- und Inter*personen ist, die sich zum Beispiel durch Gutachten Außenstehender bescheinigen lassen müssen, dass ihre Identität „legitim“ und „nicht krankhaft“ sei) scheinen sie dabei auszublenden. Genauso wie sie aublenden, dass sich geschlechtliche Identität auf die Wahrnehmung von Begehren auswirkt und wie dieses als der Norm entsprechend oder eben nicht wahrgenommen wird.
Besonders erschreckend fand ich ihre Auffassung, das Queere würde „explizit Schwule beispielsweise zum Verschwinden bringen“ (wollen). Genau hier beginnt für mich nämlich der Queerbegriff – in jahrelanger Überrepräsentation weißer schwuler Männer in medialen Bildern, in der Unsichtbarmachung beispielsweise lesbischer Frauen und anderer sexueller und geschlechtlicher Existenzweisen sollen nicht Schwule unsichtbar gemacht, sondern andere Personengruppen sichtbar gemacht werden.
zum Beitrag