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09.05.2017 , 18:42 Uhr
@Michael Bolz: Noch ein paar abschließende Worte, denn wir sind wohl wirklich nicht so weit voneinander entfernt, auch wenn wir aus unterschiedlichen Richtungen kommen.
Sie schreiben: „sie verzeihen mir bitte nur, wenn ich mich aufgrund der bisherigen jahrtausendealten ungerechtigkeit in dem von mir formulierten sinn verstärkt für frauen einsetze.“
Da gibt es nichts zu verzeihen, das ist ihr gutes Recht. Noch leben wir in einer freiheitlichen Demokratie. Die Begründung, die Sie liefern und die darin enthaltene Grundvoraussetzung, möchten ich aber nicht unkommentiert lassen.
Richtig ist, dass es Jahrtausende lang Ungerechtigkeiten gab. Falsch ist hingegen, diese Ungerechtigkeiten nach dem Geschlecht zu sortieren: Frauen ungerecht behandelt, Männer bevorzugt. So einfach war und ist die Welt nicht.
Wenn man in die Geschichte schaut, fällt auf, dass die Grenze zwischen Bevorzugung und Benachteiligung die von arm und reich, von oben und unten ist. Kinder – gleichgültig ob Jungen oder Mädchen – die aus adligen Familien stammten, hatten im Allgemeinen eine wie auch immer geartete Bildung erhalten und konnten schreiben, lesen und rechnen. Kinder aus den niederen Schichten des Volkes war das in der breiten Masse verwehrt, auch den Jungen. Es sei denn, sie gingen in ein Kloster. Natürlich gab es auch für Frauen spezifische Nachteile, die gab es allerdings auch für Männer. Bei Männern vor allem an jenen Stellen, wo die beiden wichtigsten Güter des Menschen betroffen waren: Gesundheit und Leben. Damit meine ich nicht nur deren „Nutzung“ als Kanonenfutter, sondern auch die früher zahllosen, gefährlichen Berufe, die diese Männer ja nicht zum Spaß ausgeübt haben, sondern um ihre Familie zu ernähren.
Doch selbst wenn es so wäre, wie Sie schreiben, ist das uninteressant, denn ein Rechtsstaat kennt nur Individualschuld, keine Kollektivschuld und keine Sippenhaft. Und damit auch keinen Grund, dass der zur Gleichberechtigung verpflichtete Staat Männer bei Gesetzen benachteiligt.
zum Beitrag07.05.2017 , 11:13 Uhr
@Michael Bolz, nochmals ein Teil 1: Danke für Ihre Antwort. Ungeschriebene Gesetze gibt es natürlich Zahlreiche, sowohl für Männer als auch für Frauen. Man nennt sie oft auch „gesellschaftliche Normen“.
Die von Ihnen genannten sind mir allerdings neu und mir ist unklar, wo Sie die herhaben oder wo Sie glauben, dass diese gelten würden. Deutschland in den 1910er Jahre? Weder in unserem Freundeskreis noch auf der Arbeit oder in unserer Verwandtschaft habe ich jemals so etwas beobachtet/gehört – und das, obwohl wir in der weitläufigen Verwandtschaft auch HarzIV Empfänger haben und auf deren Geburtstagsfeiern durchaus Einblicke in diesen Bereich der Gesellschaft erhalten. Da geht es zwar rauer zu, als in anderen Kreisen (jedoch sowohl von Seiten der Männer als auch von Seiten der Frauen), aber keine der Frauen würde sich solchen „Gesetzen“ beugen, sondern eher – und da ist der Bezug zum Artikel – zuschlagen, als sich das gefallen zu lassen.
Nein, ich meine vom Gesetzgeber abgesegnete Regelungen und Gesetze, aufgeschrieben in Verordnungen und Gesetzbüchern. Ich beobachte das schon ein paar Jahre und bisher ist es mir nicht „vergönnt“ gewesen, eines zu finden, wo Frauen benachteiligt wurden. Ich will Ihnen aber mal ein paar wenige Beispiele nennen, die Männer betreffen.
Ich fange mit dem mE mehrfach grundgesetzwidrigen Beschneidungsgesetz an: Die Körperverletzung an Jungen wird legalisiert, für die bei Mädchen wird kurze Zeit später ein extra Straftatbestand eingeführt (Verstoß gegen Art1, Art2 und Art3 des Grundgesetzes). Dabei will ich mit Ihnen überhaupt nicht über die Schwere der Körperverletzung diskutieren, weil die Schwere nur einen Einfluss auf die Höhe des Strafmaßes hat, nicht auf die Entscheidung, ob es eine Straftat ist der nicht.
Nochmal ein 2.Teil: Es geht weiter mit
zum Beitrag07.05.2017 , 11:13 Uhr
Nochmal ein 2.Teil: Es geht weiter mit so relativ seltenen Dingen, wie dass krebsbehandelten Frauen eine Echthaarperücke zusteht, Männern nicht. Und dass behinderte Frauen und Mädchen (Bezug zum Artikel!), die Opfer von Gewalttaten wurden, automatisch ein Selbstbehauptungstrainig zusteht, nicht aber Jungen und Männern in der gleichen Situation. (§44 SGB IX (1) 3).
Es geht weiter über die Riesterrente, wo Väter die ihnen zustehende Hälfte der Kinderzuschläge nur erhalten können, wenn die Mutter schriftlich die Genehmigung dazu gibt, die sie einmal jährlich ohne Angabe von Gründen und ohne Widerspruchsrecht des Vaters widerrufen kann (stellen Sie sich mal den umgekehrten Fall vor!)
Oder auch bei den Gleichstellungsbeauftragten, wo im Bund und vielen Länder ausschließlich Frauen wählen und gewählt werden dürfen. (http://www.gesetze-im-internet.de/gleibwv_2015/)
Und können Sie sich vorstellen, dass ein öffentlicher Arbeitgeber versucht, Druck auf Frauen auszuüben, damit sie auf die Klage gegen eine Regelung verzichten, die sie als diskriminierend empfindet und können Sie sich vorstellen, dass eine Landesregierung an so einem Gesetz festhält, nachdem mehrere Gerichte unabhängig voneinander dessen Rechtswirdrigkeit festgestellt haben? Bei Männern geht das: http://www.rundschau-online.de/politik/frauenquote-in-nrw-maennliche-beamte-unter-druck-gesetzt-25689662
Ich höre an der Stelle mit den Beispielen auf und will nur mal noch erwähnen, dass das alles von einem Staat gemacht wird, der lt Grundgesetz zur Gleichberechtigung verpflichtet ist, denn das GG gilt in erster Linie für den Staat gegenüber seinen Bürgern. Insofern können Sie vielleicht verstehen, dass ich Aussagen wie der Ihre („(...)welt, in der (...) mädchen und frauen systematisch benachteiligt und unterdrückt werden.“) eher mit Unverständnis gegenüberstehe.
zum Beitrag06.05.2017 , 12:55 Uhr
@Michael Bolz: „was mir (ganz persönlich) aber aufstößt - und darum geht es mir eben - ist, dass sie die 70% - die meinen sie doch, wenn sie von 30% gewalt gegen männern sprechen? - nicht berücksichtigen mögen. oder wie?“
Ich glaube, jetzt habe ich Ihren Einwand verstanden. So war es selbstverständlich nicht gemeint. Natürlich sollen die 70% angemessene Hilfe erhalten. Wo lesen Sie heraus, dass ich das nicht will? Ich erwarte nur, gerade in einer Stadt wie Berlin, in der Gender Budgeting großgeschrieben wird, dass Männer *entsprechend ihres Anteils* die analogen Mittel für Hilfe erhalten wie Frauen, wenn es sich wie hier um die gleiche Straftat handelt. Jetzt kann man sicherlich noch um Kleinigkeiten feilschen, aber darum geht es mir nicht. Es geht mir darum, dass mir in Berlin nicht ein einziges mit Steuermittel gefördertes Projekt bekannt ist, 2008 aber schon in der Berliner Morgenpost zu lesen war (Artikel nur noch für Abonnenten, zu denen ich nicht gehöre), dass der Senat 6 Millionen für die Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Frauen ausgegeben hat. Für Männer, obwohl die Zahlen ähnlich waren (ca. 25%), gab es damals schon nichts (https://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article102533952/Zuflucht-fuer-3000-geschundene-Seelen.html#). Und das ist das Problem. Dem einzigen Männerhaus in Berlin wurde, stand Anfang 2016 (und ich glaube nicht, dass sich da etwas verändert hat), noch nie ein einzige Cent an staatlichen Zuschüssen gewährt. Die genauen, aktuellen Zahlen kann ich Ihnen so schnell leider nicht liefern, das wäre aber – wie ich in meinem ersten Post schrieb –eigentlich eine Aufgabe für die TAZ oder irgendeiner anderen Presseveröffentlichung.
Es wäre natürlich schön, wenn Sie mir noch den zweiten Teil meines Posts beantworten würden.
zum Beitrag05.05.2017 , 16:42 Uhr
Da meine Antwort etwas länger ausfällt, muss ich sie auf zwei Posts aufsplitten. Ich schicke den zweiten zuerst weg, in der Hoffnung, dass beide Teile dann in der richtigen Reihenfolge erscheinen. Hier also Teil 1:
@Michael Bolz: Sie schreiben: „(…) es ist trotzdem so, dass viel, viel mehr frauen und mädchen opfer - nicht nur häuslicher gewalt - sonder von gewalt seitens der männer überhaupt werden.“
Da sollten Sie den Artikel noch einmal lesen. Bei Gewalt im öffentlichen Raum – der überwiegenden Zahl der Gewaltdelikte – sind Männer die hauptsächlichen Opfer, etwa zu 2/3 (PKS des BKA). Richtig ist zwar auch, was im Artikel steht, dass die Mehrzahl der Täter/innen Männer sind. Das kann aber weder eine Rechtfertigung für die Erstellung einer „Opferwertigkeit“ sein und schon gleich gar nicht für eine unterschiedliche Hilfebereitschaft – speziell von staatlicher Seite. Den Status eines/einer Betroffenen als Opfers davon bestimmen zu lassen, ob der/die Täter/in(!!!) dasselbe oder ein anderes Geschlecht hat, wäre nicht nur rechtsstaatswidrig, sondern auch schlicht antihumanistisch. Insofern ist das von Ihnen Vorgebrachte kein Argument und erst recht keine Rechtfertigung für die Benachteiligung von Jungen/Männern gegenüber Mädchen/Frauen bei der Opferhilfe.
Sie schreiben weiter: „klar ist es richtig, sich ebenso gegen die gewalt gegen männer zu stellen. aber bitte nicht die relationen aus den augen verlieren und reflexhaft bleiben.“
Wenn in Berlin 2015 der Betroffenenanteil von Männern bei häuslicher Gewalt bei knapp 30% lag, die Verteilung der finanziellen Mittel zur Bekämpfung bzw zur Unterstützung von Opfern dieser Straftat zwischen Frauen und Männern jedoch bei rund 100% zu 0% liegt, ist mir nicht klar, an welcher Stelle ich Ihrer Meinung nach die Relationen aus den Augen verliere.
zum Beitrag05.05.2017 , 16:42 Uhr
@Michael Bolz: Hier der Teil 2:
Sie meinen: „(…)ein wenig sachlichkeit ist nötig, ein wenig mehr selbstbewusstsein wäre schön und dann mal an die tatsachen ranwagen.“
Das kann ich nur unterschreiben und ich fände es wirklich super, wenn Sie da mit gutem Beispiel voran gehen würden und anstatt Behauptungen aufzustellen, sich an die Tatsachen heranwagen und mit konkreten, nachprüfbaren Fakten argumentieren würden. Was ich damit meine, möchte ich Ihnen an diesem Beispiel zeigen, ein Zitat von Ihnen auf einen anderen Kommentar:
„männer brauchen diese lobby auch nicht, immerhin ist es ihre welt, in der wir alle gemeinsam leben müssen und in der mädchen und frauen systematisch benachteiligt und unterdrückt werden.“
Meinen Sie nicht, dass Sie es da ziemlich an Sachlichkeit mangeln lassen, indem Sie HarzIV-Empfänger und einen Aufsichtsratsvorsitzenden in einen Topf werfen?
Außerdem: Man kann systematische Benachteiligung und Unterdrückung ganz unterschiedlich definieren, aber wir können uns sicherlich darauf einigen, dass wir erstens von Deutschland im Jahr 2017 sprechen und zweitens systematische Benachteiligungen und Unterdrückungen bei den Gesetzen und Verordnungen eines Landes anfangen (nicht aufhören, aber anfangen!). Gerade bei Letzterem fallen mir eine Reihe von Gesetzen und Regelungen ein, die Jungen und Männer gegenüber Frauen und Mädchen benachteiligen. Im Gegensatz dazu ist mir kein einziger umgekehrter Fall bekannt. Möglicherweise ist da Ihr Wissensstand ein anderer. Daher wäre ich sehr dankbar, wenn Sie mir konkrete staatliche Gesetze/ Verordnungen/ Regelungen nennen könnten, die Ihre Behauptung der systematischen Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen und Mädchen in Deutschland belegen.
zum Beitrag05.05.2017 , 07:05 Uhr
Ich helfe der TAZ gerne einmal bei der Recherchearbeit. In der Berliner PKS von 2015 (von 2016 gibt es noch keine Langform und nur dort stehen die Zahlen zu den Täterinnen drin) findet man auf der Seite 131 oben, Zitat: "Der Anteil der weiblichen Opfer betrug 72,2%." Zitat Ende. Oder anders ausgedrückt: 27,8% der in Berlin von häuslicher Gewalt Betroffenen waren männlich. Auf Seite 133 unten findet man die Angaben zum Anteil der Täterinnen: 24,3%.
So, und jetzt könnte die TAZ ja mal recherchieren, wieviel Geld Berlin zur Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Männer ausgibt und wieviel für den Kampf gegen häusliche Gewalt gegen Frauen. Und dann bitte beachten, dass in Berlin ja angeblich das Genderbudgeting-Prinzip gilt. Ich schätze mal, dass das Verhältnis bei 8 Millionen für Frauen zu Null für Männer liegt...zumindest so in der Größenordnung, denn der einzigen Hilfseinrichtung für betrofferne Männer in Berlin wird seit vielen Jahren jeder Cent verwehrt. Und dann "bedauert" die TAZ, dass das Thema häusliche Gewalt durch Frauen gegen Männer und Kinder so "unsichtbar" ist? Nicht wirklich, oder?
Übrigens gibt es bereits eine repräsentative Studie zum Thema: von Dr. Peter Döge und der Evangelischen Kirche: "Männer - die ewigen Gewalttäter?: Gewalt von und gegen Männer in Deutschland". Dazu müsste man aber eben mal richtig recherchieren.
zum Beitrag12.05.2014 , 16:17 Uhr
Wie der Kommentator Stiehler schon sagte, gibt es durchaus deutsche Studien. Es gibt sogar eine repräsentative deutsche Studie, die von der evangelischen Kirche finanziert wurde: „Männer - die ewigen Gewalttäter?“ beispielsweise bei Amazon erhältlich.
Darin wird ebenfalls festgestellt, dass häusliche Gewalt in gleichartigen Umfang von Frauen und Männern ausgeübt wird – mit einem Unterschied: Frauen erleiden etwas öfter schwere Verletzungen. Das ist jedoch weniger einer höheren Aggressivität der Männer zuzuschreiben, als vielmehr deren im Durchschnitt größeren Köperkräften und der im Durchschnitt schwächeren Konstitution der Frauen (vergleiche die Neigung zu blauen Flecken). Im Hellfeld (PKS von Berlin) stellen Frauen übrigens schon knapp 1 / 4 der Tatverdächtigen bei häuslicher Gewalt, obwohl Männer nicht ermuntert werden, Anzeige zu erstatten und es kaum Hilfsangebote für sie gibt.
Es sieht so aus, als würden die bösen Maskus doch Recht behalten…
Ich frage mich, ob das einfach schlecht recherchiert ist oder ob man versucht, das liebgewonnene Weltbild, das realistisch noch nie haltbar war, doch irgendwie noch zu retten.
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