Profil-Einstellungen
Hier könnten Ihre Kommentare stehen
Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
04.01.2018 , 19:44 Uhr
Die Hiwis machen gute Arbeit. Am Ende steht aber die Entscheidung der Studienverantwortlichen, bestimmte Zahlen und Aussagen in den Mittelpunkt zu rücken. So stimm zwar folgendes: Im Jahr 2016 gab es in Niedersachsen 1606 aufgeklärte Fälle von Gewaltkriminalität mehr als 2014. Die entsprechende Zunahme von Fällen mit geflüchteten Tatverdächtigen war 1479. Der Anteil der einen Zunahme an der anderen Zunahme war somit 92%. Aber: Die Öffentlichkeit versteht solche prozentualen Aussagen oft falsch. Das wissen wir aus der Forschung zum Umgang mit Risiken. Eine 100% Zunahme eines Risikos klingt dramatisch, dabei handelt es sich vielleicht um ein Ereignis, dass statt einmal im Jahr jetzt zweimal im Jahr aufgetreten ist. Hochprozentige Aussagen zum Thema Geflüchtete sind natürlich ein gutes Mittel, um den politischen Forderungen der Autoren („Ausreise fördern“) Nachdruck zu verleihen.
Ein sinnvollerer Vergleich wäre der Anteil von geflüchteten Tatverdächtigen 2014 (4%) und 2016 (13%), was eine Zunahme von 9% bedeutet, die zur Hälfte dadurch erklärt werden kann, dass sich die Anzahl der registrierten Geflüchteten im gleichen Zeitraum etwa verdoppelt hat (bei gleichbleibender Grösse der Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit). Über die verbleibende geringe Zunahme der Repräsentation von Geflüchteten in der Kriminalitätsstatistik lassen sich aus sozialpsychologischer Sicht Hypothesen anstellen. Sehr weit kommt man schon, wenn man berücksichtigt, dass in Asylzentren auf engstem Raum Menschen aus oftmals verfeindeten ethnischen Gruppen untergebracht werden. Die Unsicherheit über den Ausgang eines Asylverfahrens dauerte 2016 im Schnitt 7 Monate. Solche sachlichen Überlegungen treten in der öffentlichen Diskussion jedoch in den Hintergrund, wenn man hochprozentigen Schlagzeilen (92%) die Medien und Bevölkerung in die Irre führt.
zum Beitrag