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16.04.2021 , 11:15 Uhr
Wer behauptet, das Feuilleton der FAS sei ein "Flaggschiff der konservativen Presse", kann es lange nicht gelesen haben. Viele Beiträge dort sind näher bei der identitären Linken als die taz. Und will erfreulicherweise doch mal jemand die Cancel Culture abschaffen, wird linksliberal argumentiert, auf hohem Niveau. Othmans Kolumne ist vorbildlich recherchiert und ein Beispiel intellektueller Redlichkeit. Es ist schon immer wieder witzig zu sehen, wie umstandslos aus den Reihen der Islamogauchisten mit Kontaktschuldkeulen geprügelt und Menschen als "rechts" diffamiert werden, wenn sie für Laizismus, für ALLE geltenden Antirassismus und fundamentale Individualrechte eintreten. Wird einem aber in einer stringenten Kolumne die eigene Bigotterie nachgewiesen, jault man "Kontaktschuldvorwurf" und schmilzt als schwer diskriminierte Schneeflocke dahin.
zum Beitrag04.10.2019 , 14:12 Uhr
Mir scheint das Problem in erster Linie beim Autor zu liegen. Er hat ein derart starres linksorthodoxes Weltbild, dass er nur mit hilfloser Aggression auf politische Räsonnements und Provokationen reagieren kann. Deutlich wird das bereits am Anfang des Textes, als er noch betont, wie sympathisch ihm der antikapitalistische Stammtischsermon seiner Patientin ist, bis sie ins Nationalistische kippt. Dabei müsste er sie eigentlich schon vorher zurück auf den Boden der Tatsachen holen. Sicherlich entwickeln sich psychische Probleme nicht jenseits eines sozialen Raums, aber an Persönlichkeitsstörungen ist bestimmt nicht "der Kapitalismus" schuld. Ein Therapeut, der solches Schwadronat mit Sympathie hört, disqualifiziert sich selbst - sein politisches Weltbild verstellt ihm einen wirklich "mit-leidenden" - und zugleich analytischen Blick. So verwundert es nicht, dass er unprofessionell den Konflikt um die Kleidungsmarke eskaliert, anstatt besonnen damit umzugehen. Völlig sinnlos und rein ideologisch motiviert auch das Verbot, die Nationalhymne zu singen. Es wäre doch viel geschickter, sie einmal zu singen. Sie ist die offizielle deutsche Hymne. Nicht nur die von Nazis. Und der Mann ist Therapeut von Beruf, kein antideutscher Aktivist. Also: Warum nicht singen, es aber bei diesem mal belassen, nachfragen, warum die Hymne der Frau so wichtig ist? Luft rauslassen. Anstatt sie aufzulösen, bestätigt der Autor dieses Artikels die dumpfen Ressentiments seiner Patient*innen.
zum Beitrag18.09.2019 , 11:18 Uhr
Haben sie denn die gleichen Erfahrungen gemacht wie Solange? Wenn man sich die Community-Seligkeit zwischen vielfach privilegierten Multimillionärinnen und dem Publikum anschaut, fragt man sich doch, ob der Identitätsfetischismus nicht das Opium des Volkes im 21. Jahrhundert ist. Auch wenn es gemeinsame Diskriminierungserfahrungen geben mag - die Hautfarbe dient nicht nur als Vorwand für Rassismus, sie kann auch den Blick auf die wirklichen sozialen Verwerfungen verstellen.
zum Beitrag14.03.2019 , 16:44 Uhr
Wer Politik macht, muss sich von außen ständig vorwerfen lassen, dass er nicht eben mal die fundamentalen globalen Probleme per Federstrich löst - siehe z.B. der Greta-Hype. Während er - oder eben sie - innerhalb des Betriebs mit Charakteren konfrontiert ist, die um keine Scheinheiligkeit und Intrige verlegen sind, wenn es ihrem persönlichen Fortkommen dient. Durch die Echtzeitkommunikation im Internet sind die Angriffe auf die Person - vor allem von ganz rechts, aber teilweise auch von ganz links - so unmittelbar und brutal geworden, dass man schon robust sein muss, um sich dem freiwillig auszusetzen. Auch politisch sehr interessierte Frauen überlegen sich das dreimal.
zum Beitrag14.03.2019 , 15:51 Uhr
Warum bitte sollte die Solidarität zwischen Frauen wichtiger sein als fundamentale politische Gegensätze und persönliche Konkurrenzen in Parteien? Ist es nicht widersprüchlich, sich mehr "Sheroes" zu wünschen, die unabhängig von Quoten und einem rein feministischen Profil ihren Weg gehen, sie dann aber wieder auf die unbedingte Solidarität mit anderen Frauen festlegen zu wollen?
zum Beitrag09.03.2019 , 15:24 Uhr
Es ist übrigens nicht der vermeintliche Mainstream, der den Diskurs mit BDS et. al. verweigert. Sondern BDS-Vertreter brüllen bei Diskussionsveranstaltungen Andersdenkende nieder, fahren Hetzkampagnen im Internet (etwa gegen Radiohead), distanzieren sich nicht klar von verbaler Gewalt ihrer Sympathisanten (angesichts der auf Demos, in der Auseinandersetzung innerhalb der Labour Party oder im Internet geäußerten Niederträchtigkeiten wäre selbst der nüchternste taz-Journalist längst kurz vor der Herzattacke, wenn sie sich auf Muslime oder LGBTQ-Personen bezögen), operieren mit eindeutig irreführenden historischen Analogien, womit sie nebenbei echten Rassismus trivialisieren.
Wer also zur seriösen Auseinandersetzung mit solchen "Fundamentalkritikern" von Israel aufruft, sollte dann fairerweise wenigstens auch in der Akademie der Künste oder der Gedenkstätte Buchenwald mit Björn Höcke über Auschwitz diskutieren.
zum Beitrag09.03.2019 , 15:08 Uhr
Bemerkenswert ist ja, dass man von Leuten wie Reinecke an dieser Stelle oder Bahners in der FAZ immer mal wieder Kommentare liest, deren ungefähr zehnmal wiederholtes Kernargument lautet, dass der Antisemitismusvorwurf eine Keule sei, um Kritiker mundtot zu machen. Mal abgesehen davon, dass es irgendwie witzig ist, wenn dieser Vorwurf aus den Reihen der taz kommt, die nicht unbedingt verlegen darum ist, politischen Gegnern mit dem größtmöglichen Polemikhammer eins auf die Rübe zu geben, stellen die regelmäßig darüber jammernden Texte in überregionalen Zeitungen einen performativen Widerspruch dar. Antizionismus, der nach der Shoa eigentlich nicht mehr als legitime Position gelten kann, sondern stets antisemitisch konnotiert ist, und eine politische Obsession mit Israel, obwohl die Welt voll von Ungerechtigkeit ist, sowie der bar jeder historischen Redlichkeit geäußerte Vorwurf der "Apartheid" sind längst salonfähig, unter kulturalistischen Linken sogar schick. Nur die alten politischen Eliten stemmen sich noch – fatalerweise meist hilflos floskelhaft statt klug argumentierend – gegen diese Umwertung der Werte, in der sich islamistischer Hass, die aggressive palästinensische Pseudoidentität, die es vor der antijüdischen Propaganda zur Ablenkung vom Versagen der archaischen arabischen Stände- und Stammesgesellschaft gar nicht gab, sowie das schon immer antisemitisch schillernde Kapitalismus- und Imperialismusfeindbild des Marxismus vereinen. Bei linken Israelis/Juden wiederum lässt sich ein tragisches Renegatentum beobachten: Weil sie über die zunehmend autoritäre rechte Politik ihres (potentiellen Zufluchts-) Landes verzweifeln, glauben sie, sich mit Israelhassern solidarisieren zu müssen. Frieden wird der nahe Osten so nicht finden. Und als Jude hält man in Europa und Amerika besser die Koffer gepackt.
zum Beitrag08.03.2019 , 15:55 Uhr
Das wahnsinnig Öde an diesem Täter-Opfer-Umkehr-Lamento in Bezug auf konkrete persönliche Begegnungen ist ja, dass es an der Aussenwelt und an anderen Menschen kein bisschen interessiert ist, sondern nur der moralischen Selbstbestätigung dient. Natürlich reagieren Menschen beleidigt, wenn sie in einem Alltagsgespräch ostentativ korrigiert werden, ihnen Fehlverhalten vorgeworfen wird – egal ob man gute Gründe dafür hat oder nicht. Das dann als Skandal zu werten, ist ungefähr so originell wie darüber zu staunen, dass Kurt Georg Kiesinger es nicht toll fand, öffentlich geohrfeigt zu werden. Auch in verbindichem Ton geäußert, bleibt der Vorwurf der Diskriminierug trotzdem eine Keule, die Abwehrreaktionen auslöst. Entweder man wählt die Konfrontation, wenn man das für unumgänglich hält. Dann ist es aber ein bißchen schal, sich über motzende Ursulas aufzuregen. Oder man sieht eben auch mal über einen blöden Spruch hinweg (Ist wirklich jede Distanzlosigkeit gleich eine "Tat"?), denkt sich seinen Teil und konzentriert sich auf die Sphäre des politischen Streits – in Texten, auf Bühnen usw. So sag ich mir dann ermüdet eher: "Ja, wow, Hemgameh, gut, dass du es noch mal gesagt hast, wie doof die Almans sind." Und noch mal. Und noch mal. Und ... ist wie Schäfchenzählen.
zum Beitrag08.03.2018 , 11:42 Uhr
"Umso bedenklicher ist es, dass es die Kritik an 'Gender' ist, die den Rechten, deren Rassismus noch nicht als gesellschaftsfähig gilt, den Weg bis weit in die Mitte und auch in die Linke ebnet."
Wer den Haufen riecht, ist also schuld? Wie wäre es, mal zu hinterfragen, ob nicht die absurde Übersteigerung des Gendergedankens und das äußert machtbewusste, alles außer dem eigenen Dispositiv dekonstruierende diskurspolizeiliche Auftreten eines guten Teils der Genderanhängerinnen verantwortlich dafür ist, dass die emanzipatorischen Potentiale dieser Theorie in einem Weltanschauungskrieg untergehen. Wäre auf Seiten der Kulturalisten mehr Realitätssinn und weniger Jargon zu finden, würde weniger postrukturalistisch verstrahlt salbadert und nicht mit einem paradoxerweise teilweise religiös anmutenden Wahrheitsanspruch eine offene Debatte verunmöglicht, müssten wir uns heute auch weniger um rechtsradikale Trolle kümmern und könnten uns mit den interessanten Ansätzen einer Befreiung des Körpers durch Hinterfragung von und Spiel mit Gender befassen.
zum Beitrag07.01.2018 , 20:37 Uhr
Ein Fleißbienchen für die Mühle, die Sie sich geben, etwas Inhaltsleeres möglichst originell zu kommentieren. Umso tragischer Ihr Scheitern.
zum Beitrag07.01.2018 , 14:42 Uhr
Nein, ein Großteil der Muslime und sich als muslimisch definierenden Staaten befindet sich seit 1948 im Krieg gegen Israel.
Dass Rassisten Schuld an ihrem Rassismus sind, ist trivial. Es geht darum zu erklären, wie religiöser Hass und eine Form des Zionismus, die teilweise rassistische Züge trägt, überhaupt zu einer einflussreichen politischen Kraft in Israel werden konnten. Wer einen Wandel in der israelischen Politik herbeiführen will, muss anerkennen, dass die Bedrohung Israels kein rassistisches Phantasma ist.
zum Beitrag07.01.2018 , 13:54 Uhr
Das Schlagwort "Apartheid" bleibt eine Perfidie. Unbestritten ist die Situation der palästinensischen Bevölkerung in den Siedlungsgebieten problematisch.
Palästinenser werden aber nicht aus rassistischen Gründen von den Bürgerrechten ausgeschlossen, sondern weil sich Israel in einem permanenten Kriegszustand sieht. Zwar trägt auch der zunehmende jüdisch-religiöse Fanatismus rassistische Züge, ist aber historisch nicht konstitutiv für die Diskriminierung der Palästinenser. Israel leidet unter dem grundlegenden inneren Widerspruch, einerseits eine liberale, rechtsstaatliche Demokratie und andererseits ein jüdisch, also identitär geprägter Staat zu sein. Das ist aber nicht seine Schuld, sondern die Folge zweitausendjähriger Verfolgung, die im Völkermord an den europäischen Juden kulminierte. Vorurteile gibt es in der israelischen Gesellschaft wie überall. Aber es war nie Staatsideologie, Araber als Menschen zweiter Klasse zu betrachten. Wer also von "Apartheid" spricht – und die Form eines verdrucksten Zitats macht es nicht besser – will nur Emotionen wecken, verwischt die spezifischen Merkmale des Konflikts und nimmt Geschichtsklitterung in Kauf.
zum Beitrag07.01.2018 , 13:33 Uhr
Die Hamas als "offen" für eine Zweistaatenlösung zu bezeichnen, ist grotesk. Mit keinem Wort wird erwähnt, dass sie gute Gründe hat, Kreide zu fressen. Seit Jahren lässt sie die Bevölkerung in Gaza im Stich, führt einen korrupten Mafiastaat. Die Menschen sind arm und eingesperrt, während Terrorfürsten sich die Taschen füllen. Die Wut darüber nimmt zu. Es funktioniert nicht mehr, alles auf die Juden zu schieben. In Ägypten wiederum wird erbarmungslos Krieg gegen die Muslimbrüder, die Mutterorganisation der Hamas, geführt. Gaza ist wirtschaftlich aber von Ägypten abhängig. Die Beziehung zur Autonomiebehörde ist zerrüttet.
Cohen verschweigt, dass die palästinensischen Führungsstrukturen mehrmals trotz weitreichender israelischer Konzessionen eine Lösung des Nahostkonfliktes verhindert haben. Ohne diese Enttäuschungen, sowie den anhaltenden palästinensischen und islamistischen Terror und eine enorme antisemitische Aggression vieler muslimisch dominierter Staaten ist der Rechtsruck in Israel nicht zu verstehen. Dank langjähriger Propaganda ist der Wunsch nach völliger Vernichtung Israels unter Muslimen weit über den arabischen Raum hinaus (aber auch unter arabischen Christen) weit verbreitet.
Kein Wort auch dazu, dass BDS nicht zuletzt auf einen kulturellen Boykott der israelischen Gesellschaft zielt. Nach dieser Logik dürfte kein Künstler, kein Wissenschaftler mehr nach China reisen. Oder Russland. Oder in die Türkei. Das hat nichts mit zivilgesellschaftlichem Engagement zur Verbesserung der Situation der Palästinenser zu tun. Es ist eine Kauft-nicht-beim-Juden-Kampagne im antikolonialen Mäntelchen. So wie auch die RAF schon im Revolutionärskostüm den Hass ihrer Väter fortgesetzt hat.
zum Beitrag07.01.2018 , 12:59 Uhr
Wer grundsätzlich über den Nahostkonflikt spricht, ohne auf den arabischen Hass, die Gewalt und weitere Gründe für die Entwicklung der israelischen Politik einzugehen, betreibt palästinensische Propaganda.
Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn man sich anschaut, welche Terminologie in diesem Text verwendet wird und wo der Autor wichtige Informationen verschweigt oder Sachverhalte verfälscht.
Die Rede von der "indigenen Bevölkerung" übernimmt die vordergründig links-antikolonialistische, in Wahrheit aber antisemitisch-rassistische Diktion von Israelhassern. Palästinenser sind nicht indigen. Eine spezifische palästinensische Identität hat sich überhaupt erst im Abwehrkampf gegen die Juden gebildet. Aber auch die Araber kann man kaum als "Ureinwohner" ansehen. Wenn wir das wohl wenig hilfreiche Wer-war-zuerst-da-Spiel schon spielen wollen, dann sieht es für die Juden mit ihrer 3000jährigen Geschichte nicht so schlecht aus. Unterdrückt, vertrieben und ermordet wurden sie in bzw. aus "ihrem" Land übrigens schon vor zweitausend Jahren.
Eine einflussreiche Strömung in der Linken teilt die Welt gerne in Kolonialmächte (Täter, "der Westen") und "indigene" bzw. "andere" Kulturen (Opfer im Osten und Süden) ein. Dass dieses manichäische Weltbild die lange brutale Tradition arabischer, afrikanischer und südamerikanischer Sklaverei, sowie des osmanischen Kolonialismus und den Imperialismus Japans, Chinas und nicht zuletzt sowjetischer Prägung unterschlägt, ist eine Sache. Völlig absurd ist es, diese Ideologie auf den nahen Osten zu projizieren.
Schon die Radikalisierung des Konflikts durch den Mufti von Jerusalem seit den Zwanzigerjahren zeigt ein anderes Bild: Eine durch osmanische Herrschaft in ihrer Entwicklung behinderte, streng hierarchische, autoritäre arabische Gesellschaft, deren Eliten strategisch den Hass auf Juden schürten, weil sie die historischen Umbrüche zum Ausbau ihrer Macht nutzen, zumindest aber ihre Pfründen bewahren wollten.
zum Beitrag07.01.2018 , 12:06 Uhr
Volle Zustimmung!
zum Beitrag22.11.2017 , 11:39 Uhr
Bei allem Respekt, Ihr Kommentar hat was von dem Argumentationsprinzip "Ich hab nichts gegen Ausländer, aber ...".
"Ich sehe mich nicht als Daueropfer, aber" im folgenden Text sind Ihre einzigen Argumente Ihre Selbstpräsentation als Opfer, unter Einbeziehung Ihrer Tochter.
Dabei haben weder Feddersen noch andere, die sich eine differenziertere Debatte wünschen, jemals Sexismus geleugnet oder die Erfahrung von Diskriminierung relativiert.
Aber man muss sexuelle Gewalt (die keineswegs immer sexualisierte Gewalt ist) und Nötigung als strafrechtlich relevante Übergriffe von vermeintlichen oder tatsächlichen "Alltagsbelästigungen" wie dummen Sprüchen, allzu aufdringlichen Blicken etc. unterscheiden.
Letztere sind Ausdruck eines Kommunikationsproblems, das auch aus einem strukturellen Machtgefälle resultiert, aber sich nicht darauf reduzieren und vor allem nicht mittels pauschaler Schuldzuweisungen lösen lässt.
Moralismus hilft da ebenso wenig, wie Emotionalisierung ein gutes Argument ist. Stichwort Überdrüssigkeit. Redeverbote aus Überdruss bleiben Redeverbote. Und wie Feddersen darlegt, wird (z.b. von Fatma Aydemir) sehr wohl oft mit einer "Wer anders denkt als ich, soll die Fresse halten"-Rhetorik operiert. In den Talkshows zum Teil mit ausdrucksstarker Mimik und gestenreich unterstrichen. Das ist eigentlich selbstentlarvend, denn übers Maul fahren muss nur, wer es nötig hat.
Ein gutes Argument jenseits von reinen Betroffenheitsbekundungen und aggressiven Ausfällen gegen jede auch nur zaghaft abweichende Meinung wäre der Sache dienlicher.
zum Beitrag02.11.2017 , 16:18 Uhr
Man kann Feddersens Bewertung des Falls Rapp kritisch sehen. Dass der "Hab dich nicht so"-Eindruck entstehen kann, ist nicht glücklich. Und die Frage, ob sein Kommentar ebenso nachsichtig ausgefallen wäre, wenn es sich um einen heterosexuellen Übergriff gehandelt hätte, ist berechtigt.
Trotzdem finde ich positiv, dass sich mal jemand nicht in seinem Abscheu gegenüber den (mutmaßlichen) Tätern suhlt. Sicherlich gibt es unter denen ein paar besonders unangenehme Typen, Weinstein ist vermutlich so einer. Aber wenn man immer von "strukturellen" Problemen spricht, wofür es ja gute Argumente gibt, dann folgt daraus eigentlich logisch, dass viele Männer, die dumme Sprüche machen, sich distanzlos verhalten usw., auch Gefangene dieser Struktur sind. Glücklicherweise hat unsere Gesellschaft es geschafft, mit Fehlverhalten insgesamt relativ rational umzugehen. Selbst dann, wenn es um Mord und Totschlag geht. Nur Sex löst zuverlässig einen Dämonisierungsreflex aus. Manchmal fragt man sich, wo da noch die Steigerungsmöglichkeiten sind. Marc Dutroux, Kevin Spacey – alles dasselbe oder was?
Wenn man also wirklich von einem strukurellen Problem ausgeht, dann sollte man von (erwiesenen, wohlgemerkt! zwischen Anschuldigung und Tatsachen wird inzwischen ja auch nicht mehr unterschieden) Tätern zwar ein Schuldeingeständnis verlangen und sie ggf. auch juristisch belangen. Aber ihnen zugleich die Chance geben, sich in Zukunft anders zu verhalten. Im Moment soll aber im allgemeinen Aufschreirausch die bürgerliche Existenz jedes Beschuldigten gnadenlos möglichst dauerhaft zerstört werden. Sein gesamtes Schaffen gilt als "verbrannt". Fehlt nur noch, dass man eine Art damnatio memoriae einführt. Diese Abspaltung des Fehlverhaltens von uns, indem es zu einer Art unmenschlichen Untat erklärt wird, halte ich für kontraproduktiv und sogar reaktionär.
zum Beitrag02.11.2017 , 15:42 Uhr
Leider hat man nicht den Eindruck, dass es um strukturellen Sexismus und Übergriffigkeit geht, dann müßte man sich nämlich die Mühe machen, in Ruhe auch über die Aspekte zu reden, die Sie als "Legenden" bezeichnen.
Es geht vielmehr um Täterdämonisierung, um die Autoerotik des Empörens und ums wohlige Gefühl des Rechthabens.
So wird man strukturelle Probleme, die Übergriffe begünstigen, nicht beheben.
zum Beitrag01.11.2017 , 23:25 Uhr
Ihr Kommentar geht haarscharf an meinem Punkt vorbei. Ich habe nicht diskutiert, ob Spacey jemanden genötigt hat oder nicht, sondern gegen die teils hysterischen Reaktionen (insbesondere aus der LGBT-Ecke) im Allgemeinen und den in den USA lautstark erhobenen Vorwurf der Pädophilie im Besonderen argumentiert.
Davon abgesehen halte ich das Sündenbockprinzip, also die Dämonisierung der Täter, grundsätzlich nicht für zielführend. Es ist ja auch schizophren: Auf der einen Seite soll sexuelle Nötigung ubiquitär sein, andererseits werden die Täter als Schweine aus der Gesellschaft verstoßen. Ein Großteil der (männlichen) Bevölkerung besteht also aus Schweinen? Wahrscheinlicher ist: Es sind größtenteils ziemlich durchschnittliche Menschen, die sich so verhalten konnten, wie sie es taten, weil es strukturelle Probleme in unserer Gesellschaft gibt. Um die sollte man sich kümmern.
Und ja, der Bigotterievorwurf ist absolut rational. Teenager sind keine Kinder, sie haben einen Begriff von sexuellem Begehren. Klugerweise spricht der Gesetzgeber in Deutschland wie gesagt 14jährigen auch nicht pauschal die Fähigkeit zur sexuellen Selbstbestimmung ab.
Man kann es für moralisch fragwürdig halten, wenn Erwachsene sexuelle Beziehungen mit Minderjährigen eingehen – es pauschal als Pädophilie zu werten, wäre absurd. Ob solche Beziehungen mißbräuchlichen Charakter haben, muß bei Jugendlichen unter sechzehn Jahren deshalb richtigerweise im Einzelfall entschieden werden.
zum Beitrag01.11.2017 , 12:48 Uhr
Mag sein, dass der Kommentar der taz anders ausgefallen wäre, wenn es sich um ein gleichaltriges Mädchen gehandelt hätte.
Das ändert nichts daran, dass Feddersen einen wesentlichen Punkt trifft.
In den Aufschrei- und Metoo-Tsunamis geht leider jegliche Differenzierungsfähigkeit verloren. Zugleich wird die Opferperspektive verabsolutiert. Das führt zu einem hysterischen, rachsüchtigen Klima, das konstruktive Veränderungen eher behindert als ermöglicht: Das Sündenbockprinzip wirkt affirmativ. Spacey ist ein gutes Beispiel (auch wenn mittlerweile weitere Vorwürfe gegen ihn aufgetaucht sind, warten wir ab, wie glaubwürdig die sind). Die LGBT-Aktivisten fallen mit einer entlarvenden Gnadenlosigkeit über ihn her, aus der panischen Angst heraus, Homosexualität könnte mit Pädophilie assoziiert werden. Auf diese Weise werden sie allerdings zu Getriebenen der homophoben Rechten. Wir müssen rationaler über das Thema reden.
1. Gibt es Homo- wie Heterosexuelle, die auf Teenager stehen. Wer so tut, als sei das besonders selten und abartig, ist schlichtweg bigott.
2. Standen Homosexuelle damals noch unter einem ganz anderen gesellschaftlichen Druck, was unangemessenes Verhalten dieser Art zwar nicht entschuldigt, aber doch ein mildernder Umstand ist.
3. Ist ein 14jähriger zwar noch schutzbedürftig, aber nach deutschem Recht mit gutem Grund kein Kind mehr. Er ist (eingeschränkt) zur sexuellen Selbstbestimmung in der Lage. Schon deshalb ist der Vorwurf der Pädophilie grotesk.
4. Hat Spacey sich zwar übergriffig verhalten, aber niemanden vergewaltigt.
Natürlich sind Jugendliche in diesem Alter noch besonders verwundbar. Aber das Problem löst man nicht, indem man jedes Begehren von Erwachsenen gegenüber Pubertierenden für pervers erklärt.
Für Spacey war es eine Lose-Lose-Situation: Im ultraprüden Amerika hätte man ihm ohne sein Outing umstandslos Pädophilie vergeworfen. Durch seinen Erklärungsversuch hat er seine Lage aber noch verschlimmert.
zum Beitrag16.09.2017 , 17:25 Uhr
Dieses Thema wird unerträglich verlogen diskutiert. Viele Zeitungen trauen sich gar nicht mehr, kontroverse Beiträge zu drucken. Unlängst wurde eine Wissenschaftsjournalistin der "Zeit" für einen Artikel zum Thema Down-Syndrom ausgezeichnet, der den Vergleich mit Propagandanarrativen totalitärer Staaten nicht zu scheuen braucht: Eine rundum glückliche Familie mit Down-Syndrom-Kind wurde einer an ihrer Schuld verzweifelnden Mutter gegenübergestellt, die abgetrieben hat.
Tatsache ist: Abtreibung ist keine Euthanasie. Kein lebender Mensch mit Behinderung wird diskriminiert, weil in Zukunft weniger Menschen mit Behinderung geboren werden. Tatsache ist auch, dass viele dieser Menschen eben nicht in der Lage sind, bei Wahlshows aufzutreten oder als Schauspieler zu arbeiten, sondern schwerst krank und rund um die Uhr pflegebedürftig sind. Deren Eltern kultivieren zu Unrecht ein moralisches Überlegenheitsgefühl. Ein Mindestmaß an kognitiven Fähigkeiten, körperlicher Gesundheit und Autonomie wünscht sich jeder. Für die meisten Menschen ist ein erfülltes Leben nur unter diesen Voraussetzungen vorstellbar. Daran wird sich auch in der ponyhofigsten Gesellschaft nichts ändern. Diese Betrachtungsweise mit der Moralkeule niederzuknüppeln, ist schlicht bigott. Wir verschreiben schwangeren Frauen schließlich auch nicht weiter Contergan, um die Diversität zu fördern.
zum Beitrag07.09.2017 , 11:00 Uhr
Ein ziemlich zahmes Interview der taz, in dem die wirklich unbequemen Fragen nicht gestellt werden. So sprechen z.B. nachweislich diverse BDS-Aktivisten Israel das Existenzrecht ab. Roger Waters operiert seit Jahren mit abstoßender antisemitischer Symbolik. BDS nimmt jüdische Künstler in Haftung für den israelischen Staat.
Auch zur Logik des ganzen Ansatzes hätte man nachhaken müssen: Glaubt BDS ernsthaft, etwas anderes zu erreichen, als dass die israelische Gesellschaft immer weiter nach rechts rückt, die Wagenburgmentalität verstärkt wird? Die größte Chance für Verständigung und Frieden bietet der kulturelle und intellektuelle Reichtum der israelischen Zivilgesellchaft. Sie im Ausland zum Schweigen zu bringen, kann nichts Positives bewirken. Die Aktivitäten von BDS sind asymmetrische Kriegsführung: Man will hetzen, bis der israelische Staat implodiert. Mögen Menschlichkeit und Vernunft stärker sein als der selbstgerechte Hass dieser Antisemiten im moralischen Schafspelz.
zum Beitrag15.08.2017 , 21:55 Uhr
Die Bezeichnung "Holocaust" ist ein religiös konnotiertes Bild mit komplexer Begriffsgeschichte, als solches durchaus ein Euphemismus und deshalb auch nicht unumstritten. Den meisten Menschen, die den Begriff "Holocaust" verwenden, dürfte nicht einmal bekannt sein, was er bedeutet. Es gibt gute Argumente dafür, von der Vernichtung oder Ermordung der europäischen Juden oder aber von "Auschwitz" zu sprechen. Für letzteres spricht, dass damit wenigstens ein konkreter und zugleich symbolischer Ort des systematischen Massenmords benannt und damit die Beispiellosigkeit des Verbechens auf den Punkt gebracht wird.
zum Beitrag15.08.2017 , 13:51 Uhr
Leider ist die genaue Funktionsweise unseres Gehirns noch immer nicht verstanden und das gesicherte Wissen über psychische Erkrankungen und ihre Ursachen dementsprechend begrenzt. Viele Diagnosen sind in erster Linie Konstrukte aus der klinischen Erfahrung. Erstellt werden sie in der Regel über Symptomchecklisten, die zu einem großen Teil wenig spezifisch sind. Kein Mensch weiß zur Zeit, ob alle die Personen, die unter Diagnosen wie ADHS, Depression oder Persönlichkeitsstörung subsumiert werden, nicht in Wirklichkeit an ganz unterschiedlichen Krankheiten mit jeweils eigenen Ursachen leiden. Einige heute "populäre" Krankheitsbilder werden sich auch als kulturell induzierte Projektionen, als Mode erweisen und verschwinden.
Wer in der Benennung seiner eigenen psychischen Probleme zurückhaltend ist, verschleiert also nicht unbedingt, er differenziert in vielen Fällen völlig zu Recht.
By the way: Auch "Holocaust" ist ein Euphemismus. Wer Klartext reden will, spricht von der systematischen Ermordung der europäischen Juden.
zum Beitrag03.08.2017 , 10:09 Uhr
Es handelt sich um eine typische asymmetrische Konstellation, in der die Palästinenser von radikal religiösen, nationalistischen und totalitären Organisationen wie der Hamas als Geisel genommen werden, die die Frustration darüber auf Israel ablenkt.
Das soziale Problem der Region, das einen Linken eigentlich interessieren sollte, ist vom Beginn des Konfliktes an nie der Staat Israel gewesen. Sondern die Unterdrückung der Araber durch die Osmanen, die doppelzüngige Politik der britische Kolonialmacht (deren Linke sich gegen Schuldgefühle bis heute mittels eines gepflegten Antisemitismus immunisiert) und die arabische Unfähigkeit, das Feststecken der eigenen Gesellschaft in archaischen Hierarchien als eigenes Defizit zu erkennen und zu bearbeiten. Man hat den Juden als Sündenbock gebraucht und braucht ihn bis heute.
Das ändert nichts an den Fehlern der israelischen Politik. Aber die Rede vom "asymmetrischen Konflikt" dient nur der Suspendierung moralischer Standards und der Vernebelung des Blicks. Sie ist eine billige Rechtfertigung von Propaganda und Gewalt.
zum Beitrag03.08.2017 , 09:51 Uhr
Mag sein. Das gilt dann aber auch für proisraelische Dokumentationen. Merkwürdigerweise werden die jedoch nur auf öffentlichen Druck hin ausgestrahlt und dann von denunziatorischen Disclaimern, sogenannten "Faktenchecks" und frawürdigen Diskussionsrunden flankiert. Man nennt es doppelte Standards.
zum Beitrag02.08.2017 , 22:32 Uhr
Arte hat sich gemeinsam mit dem WDR unlängst geweigert, eine engagierte und in Teilen einseitig proisraelische Dokumentation über Antisemitismus zu senden; mit der Begründung, sie verfehle ihr Thema und weise journalistische Mängel auf.
Erst öffentlicher Protest, bei dem der Zentralrat der Juden keineswegs federführend war, erzwang die Ausstrahlung, die dann zu einem Schauprozess geriet: Dem Film wurde eine Distanzierung vorangestellt, ein fragwürdiger, zum Teil manipulativer und sachlich falscher sogenannter "Faktencheck" dazu präsentiert und eine Maischberger-Diskussionsrunde im Anschluss veranstaltet.
Nun wird eine Kurzreportage über Gaza gezeigt, die mindestens so parteiisch wie der zuvor kritisierte Film ist, von propalästinensischen Aktivisten mitgestaltet wurde und nachweislich Fehler oder Lügen enthält wie z.B. die Behauptungen, Gaza sei einer der überbevölkertsten Orte der Welt oder Israel sei für die Stromausfälle verantwortlich. Die Hamas kommt in dem Film praktisch nicht vor.
Zögerte Arte mit der Ausstrahlung? Gab es dazu einen "Faktencheck"? Einen distanzierenden Disclaimer? Eine Maischberger-Diskussion? Die Antwort auf alle Fragen lautet nein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
zum Beitrag30.06.2017 , 17:39 Uhr
Der Text des ominösen Johannes Gabriel ist befremdlich. Wobei man auch seltsame Ansichten tolerieren sollte, anstatt sofort die Empörungskeule zu schwingen, wie es in sozialen Netzwerken und einigen Medien geschieht.
Das Problem sind, wie Feddersen richtig bemerkt, nicht so sehr die Einlassungen des Herrn Gabriel, sondern die Tatsache, dass sie in der FAZ publiziert wurden. Ein Text in diesem Duktus hätte dort normalerweise keine Chance. Auch nicht als Gastbeitrag. Es wird also eine schwule Außenseiterposition unter Mißachtung von Standards als Vehikel für die eigene Kampagne gegen die "Ehe für alle" benutzt. Das ist ein publizistisches Armutszeugnis.
Es stimmt, dass die FAZ seit Frank Schirrmachers Tod nach rechts gerückt ist. Allerdings sollte man dessen Rolle nicht überschätzen. Er war der fürs Feuilleton zuständige Herausgeber, nicht der "Boss of it all". Auch das Jahr 2015, in dem Hunderttausende nach Deutschland flüchteten, spielte eine wichtige Rolle.
Die Pluralität der politischen Positionen ist in der FAZ, zumal im Feuilleton, noch immer gegeben. Erst recht in der FAS, deren Profil weiterhin eher liberal ist.
zum Beitrag27.06.2017 , 11:58 Uhr
Sicherlich wird von der israelischen und der proisraelischen Rechten in Deutschland versucht, den Antisemitismusvorwurf zu instrumentalisieren. Dies sollte aber nicht zum Umkehrschluss verleiten, dass alles, was sich als Kritik an der israelischen Politik gibt, automatisch koscher ist.
Es existiert bei nicht wenigen Muslimen und Arabern ein über Generationen anerzogener Hass auf Juden. Wenn man diese Leute reden hört, merkt man schnell, dass es nicht um Frieden und Freiheit für Palästinenser in Koexistenz mit Israel geht, sondern um die Vernichtung der Juden, zumindest im nahen Osten.
Da die Linke dazu neigt, den Opfer- und Täterstatus strikt nach Gruppenzugehörigkeit zu vergeben und "die Araber" in diesem ethnokollektivistischen Denken seit langem eine Art Lieblingsopfergruppe darstellen, hatte sie auch schon immer die Tendenz, sich einseitig gegen den Staat Israel zu solidarisieren, wobei es ihr oft nicht gelingt, Abstand zum oben genannten Judenhass zu halten.
Zimmermanns Argument, deutsche bzw. europäische Intellektuelle hätten oft einfach zu wenig Ahnung von den Zuständen in Israel, um zwischen legitimer Kritik und Antisemitismus nüchtern differenzieren zu können, lässt sich genauso umdrehen: Vielleicht unterschätzt auch er aufgrund seiner Fokussierung auf die Oppsition zur israelischen Regierung die Überschneidungen zwischen "propalästinensischem" Aktivismus und Antisemitismus in Europa.
Dass schließlich die entscheidende antisemitische Bedrohung noch immer von der Rechten ausgehe, ist eine in dieser pauschalen Form unhaltbare Aussage. Zum einen lassen sich die unterschiedlichen politischen Stoßrichtungen zuweilen kaum mehr trennen. Zum anderen spielt bei Übergriffen auf Juden in Europa der Nahostkonflikt inzwischen eine wichtige Rolle. Gewalt gegen Juden ist zu einem nicht unbeträchtlichen Teil Gewalt von Arabischstämmigen und Muslimen. Rassismus lässt sich nicht mit Ignoranz bekämpfen.
zum Beitrag27.06.2017 , 11:46 Uhr
Es gibt gute Gründe, die Machart von "Auserwählt und ausgegrenzt" kritisch zu sehen. Worauf allerdings die Gegner des Films grundsätzlich nicht eingehen, ist das Argument der doppelten Standards. In deutschen Medien werden immer wieder einseitig propalästinensische Beiträge gesendet. Ich erinnere mich an eine weinerliche (Selbst-)Darstellung eines palästinensischstämmigen Ehepaars im RBB vor einiger Zeit, die völlig unkommentiert stehen gelassen wurde. Arte sendete vor fünf Jahren die britische Produktion "Gelobtes Land", deren Blick auf die Entstehung des Staates Israel man zumindest antizionistisch nennen kann. Regelmäßig laufen Berichte und Dokumentationen, die Angaben von arabisch dominierten UN-Organisationen und Statements von Terrororganisationen wie der Hamas unkritisch übernehmen.
Seltsamerweise wurde in solchen Fällen noch nie darüber diskutiert, ob diese Filme überhaupt ausgestrahlt werden sollten. Auch sogenannte (spitzfindig hyperkritische) Faktenchecks und Maischbergeriaden gab es nie dazu.
zum Beitrag23.05.2016 , 18:12 Uhr
cunnilingus eklig? hab ich nie gedacht. auch von männern nie gehört. im gegenteil.
männer wollen nicht, daß man ihnen am anus rumspielt? mir völlig fremd. ok, das gilt vielleicht für eine bestimmte sorte paschas. aber die lesen auch keine taz-artikel & schauen sich keine alternativen pornos an.
dieser intellektuellen-porno-mist ist doch ähnlich wohlfeil wie der großteil des angeblich politischen theaters: die eh schon aufgeklärten bestätigen sich ihr weltbild - alle anderen interessiert es nicht. pseudotabubrüche wohin man schaut.
richtig weh tut es, wenn's aus der antihaltung heraus selbst ideologisch wird: frauen mögen es also nicht, wenn ihnen ins gesicht ejakuliert wird. hm. gut, daß mama das so genau weiß. nur hab ich dummerweise ganz andere erfahrungen gemacht. die find ich für mich irgendwie relevanter.
den vogel schießt das beispiel lily labeau ab: daß sie nur analsex will, weil ihre pussy von der arbeit zu durchgevögelt ist, stellt natürlich eine total realitätsnahe sexsituation dar. erleben die meisten frauen sicher täglich.
& wie kommt es eigentlich, daß ich schon unzählige mainstreampornos gesehen habe, in denen man furzgeräusche von muschis hört? angeblich gibt es sowas doch nicht.
die welt der frei zugänglichen pornoseiten ist wesentlich vielfältiger, als hier dargestellt.
sicher gibt es da viel mist. aber mit moralischen checklisten in sachen "realismus" (wer entscheidet eigentlich darüber, was für wen realistisch ist?) & gender wird man keine guten pornos, sonden nur gut gemeintes produzieren.
was eigentlich nottut: professionelle produktionen von&mit intelligenten menschen, am besten (teil-)gescriptet bzw. mit (rahmen-)handlung; ästhetisches gespür (z.b. was die musik angeht) - & dabei trotzdem ein knallharter fokus auf schmutzigen sex. kurzum: produktionen, die dich in die unendlichen möglichkeitsweiten der geilheit ein- & aus der begrenzten welt für diese zeit aussteigen lassen.
zum Beitrag28.04.2016 , 12:50 Uhr
Kein besonders schlauer Kommentar des Chefs vom Dienst. Er lebt scheinbar in einer Welt, die nur einen globalen Bezugsrahmen mit zwei klar in schwarz und weiß getrennten Gruppen kennt.
Die soziale Wirklichkeit ist komplizierter. Natürlich gibt es Rassismus gegen Hellhäutige. Auf den Kontext kommt es an. Aber jedenfalls passiert es jeden Tag, dafür müßte keineswegs die gesamte Weltgeschichte anders verlaufen sein.
Im übrigen ist die Rede vom (alten) weißen Mann in etwa so intelligent wie "Männer sind Schweine".
Wenn man - was ich ja auch bin - von der Idiotie rassistischer Ideologie überzeugt ist, sollt man auch in der polemischen Zuspitzung bessere Argumente für seinen Standpunkt finden können.
Wer selbst auf dem Niveau rassistischer Terminologie für seine Sache kämpft, setzt sich dem Verdacht aus, daß es ihm nur um das selbstgerechte Gefühl geht, auf der richtigen Seite zu stehen und die anderen scheiße finden zu dürfen.
Bisschen armselig für einen selbsternannten "Weltbürger".
zum Beitrag19.04.2016 , 12:53 Uhr
Ich muß gestehen, ich habe mich nur deshalb registriert, um der Autorin meine Verehrung für ihre klaren, in unverkrampftem Stil artikulierten Gedanken, sowie meine Dankbarkeit für den herzlichen Lachanfall auszusprechen, den mir die letzten beiden Absätze des Artikels bescherten.
Das traurige ist nur: Nicht allein die Lektüre von Entwicklungsplänen kann solche Wünsche nach Krawall und Anarchie auslösen, sondern zuweilen auch der Besuch von Orten, an denen das Konsensgewaber tatsächlich Gestalt angenommen hat. Einigen neu gestalteten öffentlichen Plätzen sieht man den Eiertanz darum, es auch wirklich jeder Interessensgruppe recht zu machen, inzwischen so sehr an, dass man alles kaputtschlagen möchte, um diese wilde Stadt aus dem sie erniedrigenden Optimierungsgefängnis zu befreien und ihr ihren dreckigen Glanz wiederzugeben. Im Schutt liegt die Schönheit! (Gilt durchaus auch für Menschen.)
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