Profil-Einstellungen
Hier könnten Ihre Kommentare stehen
Herzlich willkommen.
Auch Sie haben eine Stimme und auch die soll gehört und gelesen werden.
Hier werden alle Kommentare gesammelt, die Sie verfassen. Außerdem können Sie Kontaktmöglichkeiten hinterlegen und sich präsentieren.
Wir freuen uns, wenn Sie die taz.kommune mit Ihren klugen Gedanken bereichern.
Viel Freude beim Lesen & Schreiben.
meine Kommentare
22.11.2015 , 14:10 Uhr
Schon auffällig, dass die TAZ am 21., die SZ und der TAGESSPIEGEL am 19. und die ZEIT am 17.11. eine Besprechung des Romans bringen, obwohl er bereits im August veröffentlicht wurde. Das ist dann wohl so etwas wie post-parisische, opportunistische Literaturkritik. Angst zieht immer - beim Autor, Leser und Rezensent. Ob die Redakteure je nach Medienlage ein thematisch passendes Buch aus dem Besprechungsstapel ziehen?
Eine Gegenkritik, die Guses Roman nicht als (zufälligerweise literarischen) Beleg für Jetzt-Stimmungen liest, sondern als tatsächlich literarisches Dokument, ist hier zu finden:
https://ltrtr.wordpress.com/2015/11/17/die-verfehlungen-der-angst/
Auszug:
"Gleich auf Seite 14 stirbt dann der „einzigartige Labrador“ der Familie, dieser „so gute[] und liebe[] Hund, derart treu“, siecht mit herausgeschissenem Darm auf den Terrassenfliesen vor sich hin, damit eines unmissverständlich klar ist: Hier, lieber bzw. blöder Leser, wird tatsächlich alles vor die Hunde gehen. Nun ist bei Guse noch nicht alles kaputt, aber bald schon, alarmiert uns jede der 317 Seiten, bald schon wird es soweit sein. Dann wird die Kaputtheit Einzug halten in die adretten gated communities, bis zu dem Tag, an dem „die angst gewaltsam / Auf meinem geneigten schädel ihr banner pflanzt.“ So endet eines von Baudelaires Spleen-Gedichten, und tatsächlich sind die Textlogiken in beiden Fällen ähnliche: Erst das Kümmernis über die Gefährdung bzw. Unmöglichkeit von Zukunft setzt die Produktionsenergien frei, die den jeweiligen Text hervorbringen.
Der Spleen und die Schrulle von Guses Roman, das ist das Wörtchen „noch“: Noch sind wir sicher, noch können wir spazieren und einkaufen gehen, noch können wir Romane lesen, Schweinefleisch grillen und Klimaanlagen bedienen. Bald aber werden wir umherstreunen und plündern, morden, fressen und unter einer brühenden Sonne verrecken.
zum Beitrag