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18.08.2015 , 17:53 Uhr
Aber es war doch bisher gerade ein Kriterium für "echte" Selbstständige, dass sie eine private Rentenvorsorge betreiben! Ich kann es mir absolut nicht leisten, zweimal in die Rente einzuzahlen. Schließlich musste ich ja einen langfristigen Vertrag eingehen, damit es als "Rente" anerkannt wird.
Und bitte nicht vergessen: wenn ich einzahle, dann erwerbe ich ja auch Ansprüche.
Ich bin einverstanden, wenn alle in eine Grundversicherung einzahlen, aber das eigentliche Problem ist nicht so sehr der Selbstständige, sondern die Erosion der Arbeitsplätze aufgrund des internationalen enthemmten Wettbewerbs, und das Amok laufende Finanzsystem, das den Staat und uns alle belastet.
zum Beitrag18.08.2015 , 17:45 Uhr
Als Selbstständiger in der IT bin ich dennoch freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung, d.h. ich bin in KV und Pflegeversicherung Teil des Sozialsystems. Es fehlen nur Arbeitslosen- und Rentenversicherung.
Meine Frau war private Musiklehrerin und ist jetzt seit etwa 15 Jahren chronisch krank. Als Angestellte läge sie schon lange der Sozialversicherung als Frührentnerin auf der Tasche, so aber zahlen wir alles privat. Außerdem müssen wir uns noch mit dem Finanzamt herumärgern, das rückwirkend 11 Jahre alle beruflichen Unkosten aberkennen will, und uns so samt 5 Prozent Zinsen einen hohen Betrag abluchsen wollen, den wir garnicht aufbringen könnten. Wenn wir sagen, dass vieles aus gesundheitlichen Gründen nicht so geklappt hat wie gedacht, dann sagen diese einfach, "ok, dann ist die Firma ja sowieso tot", und wollen dennoch das Geld. Diese Leute verstehen eben nicht, dass man als Selbstständiger in so einem Falle garnicht aufgeben KANN, sondern solange weiter macht, bis man wieder auf die Beine gefunden hat, auch wenn es jahrelang nur Miese verursacht.
Umso frustrierender ist es, wenn man dann als gesetzlich Krankenversicherter das Gefühl bekommt, wenig unterstützt zu werden. Aber so kann sie ja auch keine Steuern bezahlen, wenn sie dauernd krank ist, oder?
Wenn schon, dann bin ich auch für die Abschaffung der privaten Krankenkassen, außer für Zusatzleistungen.
Wenn wir hier schon solidarisch sein wollen, dann sollen alle Beschäftigten jeder Form in die Sozialversicherung für eine Grundabsicherung einzahlen, wie in der Schweiz. Das ist gerechter.
zum Beitrag18.08.2015 , 16:33 Uhr
Die Abgrenzung ist aber wirklich nicht einfach. Bei einem Fensterbauer sind die Fenster nach drei Tagen eingebaut und er arbeitet das Gleiche für viele Kunden, aber in der IT sind das in meinem Fall komplizierte Themen, an denen jahrelang getüftelt wird. Selbstständige werden dazugenommen, um für dieses Projekt befristet Verstärkung zu bekommen, und auch, weil sie neue Ideen und neues Wissen oder Spezialwissen mitbringen, von dem die festen Mitarbeiter profitieren. außerdem gibt es in vielen Firmen Vorgaben für den maximalen "Head-Count", d.h. die Anzahl der Festangestellten.
Und wenn ich im Projekt interessante neue Dinge lerne, und der Auftraggeber mit mir sehr zufrieden ist, dann wird doch niemand ausgebeutet, oder? Warum darf ich nicht auch mal länger als ein Jahr für den gleichen Auftraggeber arbeiten? Warum soll ich dann ein schlechteres Projekt woanders annehmen, wo ich weiter fahren muss, weniger verdiene (weniger Steuern bezahle), oder weniger interessante Themen habe, die mich beruflich nicht weiterbringen?
zum Beitrag13.08.2015 , 15:18 Uhr
Gutverdienende Selbstständige sind nicht die Ursache für die Probleme im Sozialstaat. Sie stützen genau wie alle, die hier vollständig ihre Steuern und Abgaben zahlen, unseren Staat. Wer es nicht tut sind Reiche und große Firmen, die sich mittels teilweise legaler Tricks um die Steuern drücken.
zum Beitrag13.08.2015 , 15:06 Uhr
Um Neid vorzubeugen möchte ich auch anmerken, dass es völlig normal ist, die Bruttoeinkommen von Selbständigen nicht direkt mit dem eines Angestellten zu vergleichen: es ist absolut üblich, dass ein Selbstständiger mindestens 1,5, besser 2 mal mehr verdienen muss als ein gleichartiger Angestellter, sonst rechnet sich das einfach nicht: einfach mal ein Blatt Papier nehmen und alles aufschreiben, was da eine Rolle spielt. Außerdem mache ich 5 Tage und nicht 30 Tage Urlaub, wie Kollegen, ich kann so auch meist von zuhause arbeiten, wo ich ein großes Büro habe, das ich aber nur zu einem Bruchteil absetzen darf.
Ich habe nichts gegen eine gemeinsame Versicherung, aber dann sollen bitte alle einzahlen, auch Beamte, Ärzte, Anwälte, und man muss für Wenigverdiener ein klügeres Modell finden; wie soll denn jemand mit 700 Euro Gewinn 500 Euro Sozial- und Krankenkassenbeiträge bezahlen? außerdem sollte man vorhandene Rentenabsicherungen im Gesetz berücksichtigen, sonst passiert es auf einmal, dass ich die gleiche Summe noch einmal für die gesetzliche Rente aufbringen muss, und das kann ich nicht.
In der Schweiz bezahlen alle gemeinsam für die Grundabsicherung in Krankenkasse und Sozialsysteme.
zum Beitrag13.08.2015 , 15:06 Uhr
Natürlich ist es richtig, dass in einigen Jahren die Lage in der IT weniger rosig sein kann, in den USA sind das oft arme Schweine ohne Job. Aber momentan ist die große Anzahl gut ausgebildeter Experten eben ein Vorteil von Deutschland, vielleicht nicht so sehr in der Produktion, aber in der Forschung und Entwicklung, wo wir uns im Vergleich mit anderen Ländern gut halten können. In Deutschlad gibt es übrigens sehr viel mehr Selbstständige als im "freien" Land USA.
zum Beitrag13.08.2015 , 15:05 Uhr
Hallo, ich arbeite seit 1999 selbständig in der IT.
Ich finde bei Befürwortern wie Gegnern des neuen Gesetzes gute Argumente.
Da ich nicht zu den umgeschulten Quereinsteigern oder Webdesignern gehöre, sondern ein Studium in Physik + Doktorarbeit (4,5 Jahre) absolviert habe, sowie ein Faible für komplizierte Tüfteleien habe, verdiene ich relativ gut.
Der Anlass für die Gründung des VGSD ist, dass der aktuelle Stand der Rechtspraxis immer undurchsichtiger wird, und die Selbständigen in der IT das Gefühl haben, dass sie kein Gehör bei Politikern und Gewerkschaften finden. Politiker sind meist Beamte, die Gewerkschaften haben ihre Klientel im Blick. Eigentlich will man mit dem neuen Gesetzt den Schutz der "armen Schweine" verbessern, die für einen Hungerlohn in Schlachtereien, Paketdiensten u.ä. schuften. Dagegen sagt auch niemand etwas, hier gibt es Misstände, die wir mit unserem täglichen Einkauf fördern.
Es geht darum, dass man mit dem gleichen Gesetz auch unbedacht ganz andere Berufsgruppen trifft und ihnen die Arbeit erschwert. Berufsgruppen, die viel Steuern bezahlen (auf meinen Umsatz wird sofort 19% Umsatzsteuer eingezogen, plus ca. 25 % Einkommenssteuer). Dagegen, dass sogar Expertenanwälte keinen wasserdichten Vertrag mehr schreiben können, weil die Gesetze schwammig formuliert sind, und weil die Praxis der Rentenversicherung sich in den letzten Jahren massiv zuungunsten der Selbständigen verschoben hat, ohne dass Gesetze geändert wurden. Sogar Leute, die sich freiwillig einem Statusfeststellungsverfahren unterziehen, werden inzwischen zur Hälfte abgelehnt, verglichen mit 10% noch vor wenigen Jahren.
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