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03.10.2013 , 10:49 Uhr
Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass es für mich als Arbeiterkind sehr schwer war, meinen Platz zu finden. Gerade das Selbstverständnis, eine Persönlichkeit zu sein, die das Recht hat, sich weiter zu entwickeln, ihre Stärken zu entwickeln, zu forschen und die Welt zu erobern, fehlte bei mir vollständig. Stattdessen eine enorme Unsicherheit, ständig das Gefühl, die anderen hätten ihren Platz fest gebucht und ich wäre nur versehentlich dazu gestoßen. Mein Nichtwissen, meine Dummheit war mir ständig bewusst, wie eine Art permanente Demütigung, die dazu führte, dass ich mich nicht dazugehörig fühlte. Ich wählte ein künstlerisches Fach und hatte keinerlei Vorstellung, was genau ich einmal sein würde, wenn ich fertig bin. Dazu die ständigen elterlichen Nachfragen, was genau ich denn einmal sein würde, wenn ich fertig bin. Ich fühlte mich permanent dumm, ängstlich und einsam und habe das Studium schließlich abgebrochen. Das Gefühl, dumm zu sein, ist geblieben. Aber heute - nach dreijähriger Ausbildung und 20 jähriger Berufserfahrung - weiß ich, dass ich ein enormes Talent für Rechtswissenschaft habe, ich analysiere täglich Gerichtsurteile der obersten Landes- und Bundesgerichte, leite daraus Strategien ab, was mich mit Stolz erfüllt, aber nicht mit Zufriedenheit. Kunst liegt mir nach wie vor mehr, aber die damit verbundene Unsicherheit während des Studiums wäre für mich nach wie vor unerträglich. Ein Mentorenprogramm ist ein sehr guter Ansatz, am besten noch im letzen Jahr am Gymnasium. Gerade in dieser Zeit wirkt sich die enorme materielle Sicherheit der meisten Mitschüler auch auf den Charakter aus. Als braver Pausenbrotesser in C und A Klamotten, eingeschüchtert und ängstlich, hätte mir eine Bestärkung, dass auch ich zur Welt gehöre und ein Recht auf die Welt und auf das Leben habe, sicherlich nicht geschadet.
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