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09.01.2015 , 15:40 Uhr
Tucholsky hat den Text in einer bestimmten historischen Situation geschrieben und hat das berühmte letzte Wort vielleicht als Zuspitzung gemeint. Ich bin nicht sicher, ob er wirklich "alles" gesagt hätte, wäre er mit "allem" auch konfrontiert worden. Oder er hätte dann an der Definition von "Satire" herumbasteln müssen.
Daniel Neuburg erwähnt schon das richtige Thema. Wie steht's denn nun mit Dieudonné? Seine Texte stehen in Frankreich nicht unter Strafe, aber seine Auftritte werden verboten mit dem Hinweis auf die öffentliche Sicherheit. Darf er denn nun alles?
Mich wiederholend aus einem anderen Kommentar hier: Ist Mohammeds Kopf auf dem Körper eines Schweins Satire? Ich meine, nein. Es ist eine billige Beleidigung von Moslems mit der Absicht der maximalen Provokation, die nichts Erhellendes zu irgendeiner Frage beiträgt. Soll man das Satire nennen und soll Satire auch in diesem Sinne alles dürfen? Ist der öffentliche Friede überhaupt kein schützenswertes Gut?
Ich meine, er ist schützenswert.
Von denjenigen, die hinsichtlich der Meinungsfreiheit bzw. der Freiheit der Kunst jetzt einen seltsamen Maximalismus vertreten, werden viele bei der nächsten Gelegenheit, in denen Ihre Reizthemen betroffen sind, wieder ganz andere Ansichten vertreten.
Siehe auch Dieudonné.
zum Beitrag09.01.2015 , 12:08 Uhr
Man kann darüber reden, ab wann angesichts des dieses Horrors ein Aber erlaubt ist. Da es hier so grob verboten werden soll, nehme ich das Recht in Anspruch, es jetzt schon zu äußern.
Sich ein "Aber" grundsätzlich zu verbitten, bedeutet, eine Betrachtung von Ursachen und Einflussfaktoren zu verbieten.
Ich gehe nicht in eine Rockerkneipe, suche mir einen 150 kg-Mann mit einem Haufen Tatoos und sage "ey, schon Deine Mutter ist so fett, dass sie ihre eigene Postleitzahl hat".
Eine höchst verwerfliche und illegale Reaktion hierauf würde die Wenigsten überraschen.
Mohammeds Kopf auf dem Körper eines Schweins etc. ist keine Satire. Das ist eine billige Beleidigung mit der Absicht maximaler Provokation.
Eine solche Beleidigung meiner eigenen Religion würde ich achselzuckend hinnehmen.
Es denken und empfinden aber nicht alle so. Ich weiß nicht, wie viele Moslems das wirklich berührt; dass es manche sehr ernsthaft stört, ist aber einfach zu erwarten. Siehe den Rocker.
Mord ist Mord und nicht zu entschuldigen und nicht zu relativieren. Eine Betrachtung von Ursachen, Einflussfaktoren und Wirkungen sowie die Frage, welches Verhalten den Frieden fördert und welches ihn gefährdet, macht das nicht überflüssig.
Nun weiß ich nicht, ob es den Mördern wirklich darum ging.
Ich bin aber ziemlich sicher, dass es besser gewesen wäre, diese Karikaturen nicht zu drucken.
Wer Frieden will - nicht jeder will ihn wirklich -, muss die Wirklichkeit sehen, wie sie ist.
zum Beitrag