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29.03.2023 , 17:11 Uhr
"Ich werde nie nachempfinden können, was das N-Wort für meine von Rassismus betroffenen Schüler*innen bedeutet."
Die Argumentation wird oft gebraucht, ist aber etwas problematisch. Natürlich kann man nicht alles exakt nachempfinden, was andere mit guten Gründen triggert oder verletzt oder verletzen könnte, aber mit ein wenig Information, sollte man sich schon empathisch bewusst sein, wo eine gefahr liegt - nämlich generell bei pauschalen Abwertungen von Menschen aufgrund von Äußerlichkeiten oder ererbten Eigenschaften - und wie man damit umgeht. Damit umgehen, kann auch heißen, abwertende historische Begriffe mit Sensibilität und Einfühlung zu besprechen, anstatt sie zu umschiffen, um die Resilienz zu stärken. Es kommt sehr auf die Situation an und auch die Empathie. Wichtig ist auch, zu wissen, dass Menschen nie einheitlich reagieren. Mir gibt es zwar auch einen Stich, wenn ich als schwuler Mann alte Texte über Sodomiten und deren Verbrechen o.ä. lese, komme aber doch als erwachsener Mensch ganz gut damit klar. Ich kann mir gut vorstellen, dass es für einen Lehrer nicht einfach wäre, so einen abwertenden Text mit Schüler*innen in der Pubertät zu erörtern. Eine Lösung könnte eben sein, dann vergleichbare historische Diskriminierungserfahrungen zu sammeln und in Relation zu stellen.
zum Beitrag28.03.2023 , 16:57 Uhr
Soweit ich weiß, ist bei dem N-Wort genau wie beim dem älteren M-Wort eine Bedeutungsverschiebung eingetreten, welche die Kolumnistin leider nicht thematisiert. Das N-Wort bedeutet in der ursprünglich lateinischen Wortbedeutung ja erst mal nichts anderes als das bis heute gebräuchliche Bezeichnung Schwarz(e/r). Unter dem Einfluss des amerikanischen Schimpfwortes "Nigger" (statt des ursprünglich meines Wissens auch eher neutralen "Negro" ) trat ein Bedeutungswandel ein. Ich kann mich erinnern, dass in den 70er Jahren noch die neutrale Bedeutung dominierte, (d.h., dass das N-Wort oft völlig ohne negative Konnotation statt dem weniger gebräuchlichen "Schwarz-er" gebraucht wurde) in den 80er , 90er Jahren ließ sich ein Bedeutungswandel ausmachen. Soweit meine Wahrnehmung und Erinnerung. Gerade in der deutschen Sprache und Literatur und deren Interpretation ist es wichtig, solche historischen Bedeutungsverschiebungen , die nicht selten sind, zu erkennen und zu berücksichtigen. Natürlich sollte durch die Auswahl entsprechender Literatur niemand vorgeführt oder unangemessen in Fokus gerückt werden. Es ist aber wichtig zu verstehen, dass Rassismus erst in letzterem Fall gegeben wäre.
zum Beitrag