Paralyse, teilweise

Wie sich Frauen den Kulturtopf wegnehmen lassen: Chronik und eine mögliche Geschichtsschreibung

Mit erheblichen Kürzungen beginnt die vom Senat geförderte Hamburger Frauenkultur das nächste Jahr – und mit der Aussicht auf eine völlige Einstellung der Zuwendungen für das Jahr 2004. Betroffen ist davon vor allem das Frauenmusikzentrum (fm:z), doch auch das Archiv Bildwechsel und das Frauenkulturhaus Harburg sind in ihrer Arbeit gefährdet.

„Nicht mehr nachgefragt“ würden die Angebote von Frauen in dieser Stadt, lautete die Begründung der zuständigen Senatorin Dana Horáková. „Nicht mal nachgefragt“ habe sie, oder sich die Einrichtungen angesehen, erwiderten deren Sprecherinnen. Tatsächlich sind die Projekte mehr als ausgelastet. Und vor allem das fm:z bemühte sich mit Pressekonferenzen und einer Studie zum Frauenanteil an der Hamburger Musikszene, die Behauptungen Horákovás zu entkräften. Doch Einfluss auf die Haushaltsbeschlüsse war damit nicht zu nehmen.

Soweit die Chronik bis heute. Historikerinnen der Zukunft würden sich wohl zusätzlich eines seltsamen Missverhältnisses annehmen: dem zwischen der Nachfrage nach Angeboten der Frauenkultur und der Bereitschaft der nutznießenden Frauen, für deren Fortbestand zu kämpfen. Und vielleicht werden sie urteilen: selbst schuld.

Christiane Müller-Lobeck