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Archiv-Artikel

Enttäuschte Bahnnutzer

betr.: „Partnersuche im Internet“, taz vom 14. 12. 02, „So fahre ich billig“, taz vom 16. 12. 02

Über euren Artikel „So fahre ich billig“ habe ich mich sehr geärgert. Er war mir zu unkritisch. […]

Wer einmal zum Hörer greift, stellt schnell fest, dass die 40-prozentige Ermäßigung, die jedem Kunden bei einer Buchung sieben Tage im Voraus versprochen wird, eine große Lüge ist, weil sie nur unter ganz bestimmten Umständen möglich ist, die zumindest bei den Zügen, die ich regelmäßig nehme, nicht zutrifft. O-Ton der Telefonberaterin der Bahn: „[…] Es handelt sich um kontingierte Plätze, und wenn die bereits verkauft sind, gibt es keine Ermäßigung mehr, egal wann man bucht.“ (Das Kontingent der Billigkarten soll sich auf 10 Prozent der Plätze in einem Zug beschränken und davon unabhängig sein, wann die Karten gebucht werden.) So ist zu erklären, dass ich für einen Zug (Hamburg–Florenz), den ich vier Wochen im Voraus buchen wollte, keine Ermäßigung mehr bekam. Meine Aternativen: 1. Anstatt früher ca. 250 Euro (Do. hin, So. zurück mit Supersparpreis in Dt. inkl. Liegewagen durch Italien) soll ich heute für die gleiche Züge 350 Euro (plus Liegewagen) bezahlen. 2. Oder ich nehme eine Zugverbindung, mit der ich anstatt einmal in München, dreimal umsteigen muss und demnach anstatt 16 Stunden 20 Stunden in der Bahn sitze und zu Zeiten fahre, in denen ich kostbare Arbeitszeit verliere (220 Euro plus Liegewagen, ca. 40 Euro). 3. Ich habe mich also entschieden, meine Flugangst zu überwinden und einen Linienflug von Hamburg nach Mailand (212 Euro) zu nehmen und die letzten drei Stunden mit der Bahn von Mailand nach Florenz (21 Euro) zu fahren, denn in Italien ist Bahnfahren erschwinglich (und die Züge sind immer voll). Die ca. 300 Kilometer lange Strecke Mailand–Florenz kostet 21 Euro, in Deutschland sind es bei vergleichbaren Strecken ca. 100 Euro! Und wer nur einmmal zum Hörer greift, um eine Fahrkarte zu bestellen, wird auch feststellen, dass eine Fahrkartenreservierung per Telefon nicht mehr – wie früher – möglich ist. Dies wird einem aber nicht zu Beginn des Gesprächs mitgeteilt, sondern am Ende – nach 20 Minuten gebührenpflichtigem Telefonat. Wer sich dann am nächsten Tag im Hamburger Hauptbahnhof nach einer Stunde Schlangestehen bis zum Schalter vorgekämpft hat, dem wird mitgeteilt, dass der vortags am Telefon ausgesuchte Zug (die 20-Stunden-Version), leider heute auch nicht mehr vergünstigt ist (obwohl auch dieser Zug erst in vier Wochen fährt). […] ANDREA THIELE

Die Auflistung der Mitfahrzentralen für Bahnreisen erhebt sicherlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, doch sind die meisten nur für Reisen von und nach Großstädten geeignet. MitfahrerInnen von Hamburg nach Berlin zu finden, ist dabei sicher nicht schwierig, doch wer von Rosenheim nach Neumünster fahren möchte, wird oft enttäuscht sein. Auch werden Pendler, die regelmäßig eine bestimmte Strecke fahren, nicht bei allen Suchdiensten entsprechend berücksichtigt. Abhilfe schafft in beiden Fällen www.TrainTravelTogether.de, bei dem auch für Teilstrecken Mitreisende gefunden und Pendlerdaten automatisiert eingestellt werden. Dazu sucht der E-Mail-Agent ständig nach Überschneidungen mit weiteren Interessenten und teilt diese auf Wunsch per E-Mail mit. FREDERIK HOLST, Lütjenburg

Die Redaktion behält sich den Abdruck sowie das Kürzen von Briefen vor. Die erscheinenden LeserInnenbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der taz wieder.