Attentäter von Lyon gesteht Ermordung seines Chefs

FRANKREICH Der 35-jährige Yassin Salhi galt als ruhiger Familienvater. Doch der Schein trog

BESANCON afp | Vorstrafen hatte er nicht, mit seiner Familie führte er ein zurückgezogenes Leben, seinen Nachbarn fiel er nicht sonderlich auf. Jetzt spricht ganz Frankreich voller Entsetzen über Yassin Salhi. Der 35-Jährige hat mutmaßlich am Freitag den Anschlag auf eine Industrieanlage nahe der ostfranzösischen Stadt Lyon verübt – und davor seinen Arbeitgeber enthauptet und dessen abgetrennten Kopf am Zaun des Geländes befestigt. Den Sicherheitsbehörden war Salhi schon früher aufgefallen, doch offenbar wurde seine Gefährlichkeit unterschätzt.

Nach anfänglichem Schweigen spricht Salhi seit Samstagabend mit den Ermittlern. Demnach gestand er die Ermordung seines Chefs und verriet „einige Elemente zu den Tatumständen“. Zuvor hatten die Ermittler bereits ein Selfie Sahils mit dem Kopf des 54-jährigen Opfers entdeckt, das der 35-Jährige über WhatsApp an eine kanadische Nummer geschickt hatte.

Trotz erster Erfolge der Ermittler sind viele Fragen aber noch offen – vor allem nach möglichen Hintermännern und warum aus dem ruhigen Familienvater ein kaltblütiger Attentäter wurde.

Salhi soll schon Anfang der Jahrtausendwende mit einem Mann in Kontakt gestanden haben, der gemeinsam mit A-Qaida-Anhängern Anschläge in Indonesien vorbereitet haben soll. Doch erst 2005 und 2006 wurden die französischen Geheimdienste erstmals auf ihn aufmerksam. Er hatte Kontakt zu einer Gruppe radikaler Islamisten, als Eiferer fiel er aber nicht auf. 2006 wurde er auf eine Liste verdächtiger Personen gesetzt, zwei Jahre später aber wieder aus dem Register gestrichen.

Mit seiner Frau und seinen drei Kindern zog Salhi im Jahr 2011 nach Besançon. Nach Angaben eines damaligen Freunds sprach Salhi damals „über Religion, aber niemals über Terrorismus“. Eine Nachbarin erinnert sich allerdings an seltsame Besuche „stämmiger Männer“ in Cargo-Hosen.

Ende 2014 zog die Familie nach Saint-Priest um, einen Vorort von Lyon. Sie bezog dort eine Wohnung im ersten Stock eines Sozialbaus. Nachbarn sprechen von einer „diskreten“ Familie, die ein ruhiges Leben führte. Der 35-Jährige fand im März 2015 einen Job in einer Transportfirma, die das Gaslager in Saint-Quentin-Fallavier belieferte.