: Ein Tag des Terrors
ANSCHLÄGE Viele Tote bei Angriff auf Touristen in Tunesien. Grausige Hinrichtung bei Fabrikanschlag in Frankreich
TUNIS/PARIS ap/rtr/afp/taz | Bei Terroranschlägen an der tunesischen Küste haben zwei Bewaffnete am Freitag mindestens 27 Menschen getötet. Das Attentat fand in einem Hotelkomplex am Strand von Sousse statt, rund 150 Kilometer von der Hauptstadt Tunis entfernt.
Ziel des Anschlags war das Hotel Imperial Marhaba im Tourismuskomplex Kantaoui. Ein Angreifer sei von der Polizei erschossen worden, teilte das Innenministerium mit. Es handele sich um einen Studenten aus der Stadt Kairouan. Der andere wurde wenig später festgenommen und in kurzer Hose abgeführt.
Ein britischer Tourist in der Nähe sagte gegenüber TV-Journalisten, er sei am Strand gewesen, als er etwas gehört habe, dass wie Feuerwerkskörper klang. „Erst als wir hörten, wie Kugeln durch die Luft schwirren, merkten wir, dass es Gewehrfeuer war“, sagte er. Danach habe es einen Hotelkomplex weiter eine Explosion gegeben. Es habe eine Massenflucht vom Strand gegeben. Sein Sohn habe erzählt, er habe jemanden gesehen, der am Strand erschossen worden sei.
Ein Hotelmanager berichtete, Touristen seien vom Strand zum Gebäude gerannt und hätten gesagt, zwei Bewaffnete seien „aus dem Meer“ gekommen und hätten das Feuer eröffnet. Sie seien wohl auf einem kleinen Motorboot angereist. Den Augenzeugen zufolge versteckte der erste Schütze seine Waffe unter einem Sonnenschirm.
Über die Nationalitäten der Opfer – überwiegend Touristen – gab es zunächst keine Angaben. Es soll sich um Bürger sechs verschiedener Länder handeln, so die Behörden ohne nähere Angaben. Unter den Verletzten, die ins Krankenhaus gebracht wurden, waren auch Deutsche, berichteten tunesische Medien.
Im März erst waren bei einem Angriff auf das Bardo-Museum in Tunis 22 Menschen ums Leben gekommen, zumeist ausländische Touristen. Der erneute Anschlag habe das Ziel, „der Sommersaison den Todesstoß zu versetzen“, analysierte der Journalist Anis Morai auf Radio Tunis.
Kopf ohne Leiche
Erst wenige Stunden zuvor hatte ein Attentat in einer Industriezone östlich von Lyon Frankreich in Angst und Schrecken versetzt. Der oder die Täter drangen kurz vor 10 Uhr mit einem Auto in das Gelände einer chemischen Fabrik in Saint-Quentin-Fallavier ein, wohl um beim Zusammenstoß zwischen dem Fahrzeug und dem gelagertem Gas eine gigantische Explosion auszulösen.
Die Reservoirs mit Industriegas blieben zum Glück bei der Kollision intakt, lediglich einige geöffnete Gasflaschen detonierten.
Dennoch wurde beim Attentat eine Person getötet. Das Todesopfer ist nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve enthauptet worden. Der mit Aufschriften in arabischer Sprache versehene Kopf wurde mehrere Meter vom leblosen Körper entfernt auf dem Zaun des Werkareals zwischen zwei islamistischen Fahnen entdeckt. Diese makabere Inszenierung erinnert an Hinrichtungsmethoden der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS).
Bereits wenig später wurde ein Tatverdächtiger noch vor Ort festgenommen und rasch identifiziert, denn er war bei der Antiterrorpolizei kein Unbekannter. Der im Lyoner Vorort Saint-Priest wohnhafte Yacine S. war nicht vorbestraft, er war aber wegen seiner Nähe zu radikalen Islamisten bis 2006 überwacht worden. Nach einer intensiven Fahndung ist auch ein möglicher Komplize festgenommen worden, außerdem die Ehefrau von Yacine S.
RUDOLF BALMER