Die Komponenten kombinieren

EFFIZIENZ Ein Achtgeschosser aus der Nachkriegszeit wird zum „Eigen-Energie-Haus“. Die Warmmiete soll in diesem Pilotprojekt nur minimal steigen

Die Erfahrungen sollen in den gesamten Bestand von über 73.000 Wohnungen einfließen

Die große Masse der hiesigen Wohnhäuser wurde in den 1950er bis 1980er Jahren gebaut. Bei diesen Gebäuden besteht energetisch großer Nachholbedarf. Wer hier Hand anlegen will, steht vor einigen Hürden. Eine Herausforderung stellen bauliche Begrenzungen dar und die wirtschaftliche Umsetzung. Das Berliner Wohnungsunternehmen Degewo baut ein Mehrfamilienhaus aus dem Jahr 1954 zu einem Eigen-Energie-Haus um.

Der Achtgeschosser mit 64 Wohnungen soll sich künftig selbst komplett mit Wärme versorgen, sowie den Strombedarf für den Betrieb des Hauses abdecken (Allgemeinstrom, Strom für die Wärmepumpen etc.). Auch noch ein Teil für den Verbrauch durch die Mieter in ihren Wohnungen soll noch abspringen. Das Haus ist unabhängig von externen Wärmenetzen. Dabei kommen verschiedene Technologien zum Einsatz. Unter anderem werden Photovoltaik, Solarthermie, Strom- und Wärmespeicherung, Wärmepumpen sowie eine hocheffiziente Lüftung mit Wärmerückgewinnung miteinander kombiniert. Die Gebäudehülle erhält eine Dämmung mit Passivhaus-Standard.

„Mit dem Einsatz der einzelnen Komponenten dieser Sanierung gibt es bereits Erfahrungen, neu ist vor allem die Kombination der einzelnen Technologien, die innerhalb des bestehenden Wohngebäudes auf einander abgestimmt werden müssen“, erläutert Friedrich Sick. Der Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) begleitet das Projekt wissenschaftlich. Das künftige Eigen-Energie-Mietshaus in Berlin Lankwitz gehört zu einer Siedlung, die aus teilweise fast baugleichen Häusern besteht. Erfahrungen aus diesem Pilotprojekt sollen später nicht nur in die Sanierung der umliegenden Immobilien einfließen, sondern möglichst in den gesamten Degewo-Bestand von über 73.000 Wohnungen.

Mit den Bauarbeiten soll 2016 begonnen werden. Im Vorfeld wurden die Mieter auf einer Versammlung über das Projekt informiert. „Wir führen mit allen Mietern ein ausführliches Gespräch und unterstützen sie soweit es uns möglich ist“, sagt Elke Benkenstein, Leiterin des Degewo Kundenzentrums City. „Die Reaktionen der Mieter waren im Rahmen der Mieterversammlung positiv.“ Die Wohnungen werden während des 15-monatigen Umbaus nicht bewohnbar sein. Danach besteht für alle eine bevorzugte Rückzugsmöglichkeit. Durch deutlich gesunkene Ausgaben für Heizung und Warmwasser sollen die Mieten auch dann noch bezahlbar sein: Die Nebenkosten liegen aktuell bei durchschnittlich 1,05 Euro pro Quadratmeter. Künftig sollen es 0,29 Euro sein. LK