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Archiv-Artikel

Eine Kündigung macht noch keinen Frieden

USA Der Polizist, der bei einer Poolparty in Texas schwarze Mädchen drangsaliert hat, quittiert den Dienst. Doch die nationale Aufregung über den auf Video dokumentierten rassistischen Vorfall hält weiter an

NEW YORK taz | In Texas hat der weiße Polizist David Eric Casebolt seinen Dienst quittiert. Er war auf einem Video zu sehen, wie er seine Pistole gegen schwarze Jugendliche zückt und wie er ein 14-jähriges schwarzes Mädchen im Bikini auf den Boden zerrt und sich auf ihren Rücken kniet. Der örtliche Polizeichef, Greg Conley, hat das Verhalten seines Polizisten bei einer Pressekonferenz als „nicht zu verteidigen“ und als „außer Kontrolle geraten“ kritisiert. Doch die nationale Aufregung hält an. Durch immer mehr Augenzeugenberichte wurde auch bekannt, dass bereits der Auslöser des Zwischenfalls am Pool von McKinney rassistisch gewesen sein könnte.

Eine der Veranstalterinnen der Poolparty, die 19-jährige Tatiana Rose, berichtet, dass eine Gruppe von weißen AnwohnerInnen des öffentlichen Pools die schwarzen Gäste ihrer Party beschimpft hätten. „Geht zurück in eure Section-8-Siedlung“, soll eine erwachsene Frau namens Kate gesagt haben. „Section 8“ bedeutet Wohngeld – eine kaschierte Form von Rassismus. Die Frau soll außerdem einem weißen Mädchen aus ihrem Stadtteil gesagt haben, sie solle sich nicht mit ihnen mischen.

Als Gastgeberin Tatiana Rose, die selbst schwarz ist und in dem Mittelschichtstadtteil am Pool lebt, dazwischen ging und sagte : „Das ist falsch“, bekam sie eine Ohrfeige von der Frau.

Der Zwischenfall war der Grund, weshalb die Polizei am Freitag überhaupt erst zu der Poolparty gerufen wurde. Unter den zwölf Polizisten, die als erste an den Pool kamen, fiel David Eric Casebolt auf. Der 41-Jährige, der sein ganzes Berufsleben beim Militär (Navy) und der Polizei verbracht hat, schrie die Jugendlichen an und suchte ausschließlich schwarze Jungen und Mädchen aus der gemischten Gruppe heraus, die er zwang, sich auf den Boden zu legen. Während er auf dem Rücken einer 14-Jährigen kniete, die laut nach ihrer Mutter rief, zückte er eine Pistole und wollte die Verfolgung von anderen Jugendlichen aufnehmen. Einer der Jugendlichen hatte versucht, das Mädchen zu beruhigen. Inmitten der chaotischen Szene stand der 15-jährige weiße Brandon Brooks, der – ungestört von der Polizei – mit seinem Handy filmen konnte. Trotzdem will die einflussreiche Polizeigewerkschaft „Fraternal Order of Police“ wissen – und zwar „ohne einen Schatten von Zweifel“ –, dass das Verhalten des Polizisten „nicht rassistisch motiviert“ sei.

Die örtliche Polizei hatte Casebolt zunächst vom Dienst suspendiert. Den Aufrufen nach seiner Entlassung, die quer durch die USA gingen, kam sie nicht nach. Ob es zu juristischen Schritten gegen ihn kommen wird, ist unklar. Die interne Polizeiuntersuchung ist noch nicht abgeschlossen. DOROTHEA HAHN