: Thema beim Gipfel: mehr selbstständige Frauen
BERLIN taz | Frauen sollen Unternehmen gründen, eigenes Geld verdienen und sich unabhängig machen – von staatlicher Subvention und Ehemännern. Und die G-7-Staaten sollen die Frauen dabei unterstützen. So lässt sich zusammenfassen, was Kanzlerin Angela Merkel (CDU) den Regierungschefs am Wochenende abringen will.
Zum ersten Mal reden Vertreter der größten Industriestaaten bei ihrer Zusammenkunft über die Macht der Ökonomie bei Genderfragen. Zwar spielten schon bei früheren Treffen Armut und sexuelle Gewalt eine Rolle. Diese Themen wurden allerdings lediglich am Rande verhandelt.
Es sei explizit Merkels Wunsch gewesen, diesmal „Gender oeconomic empowerment“ – die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen – auf die Tagesordnung zu setzen, ist zu hören. Während in der westlichen Welt heftig um mehr Frauen in Führungspositionen gerungen wird, geht es in den Entwicklungs- und Schwellenländern darum, Frauen überhaupt erst einmal in den Arbeitsmarkt zu bringen. Dazu bedarf es vor allem Geld für Bildung. Viele Frauen und Mädchen können nicht lesen und schreiben, weil sie nie zur Schule gegangen sind.
Das sollen die G 7 jetzt ändern. So schlägt Deutschland vor, die G 7 zu verpflichten, die Zahl der beruflich qualifizierten Frauen in den Entwicklungsländern bis zum Jahr 2030 um ein Drittel zu erhöhen. Unternehmen in Frauenhand sind in Entwicklungsländern beispielsweise kleine Nähereien und Handwerksbetriebe, aber auch eine Ladenbesitzerin, eine Bäuerin oder eine Expertin für Fußmassagen.
Die Chance, dass das Papier von allen unterzeichnet wird, ist groß. „Wir haben Hoffnung, dass das kein Feigenblatt ist“, sagte Nina Schröder von Venro. Der Entwicklungshilfeverband sieht das Gipfeltreffen grundsätzlich kritisch und veranstaltet im Vorfeld Workshops zu „Frauenfragen“. SIMONE SCHMOLLACK