piwik no script img

Archiv-Artikel

Flucht-Kids ins Rollen bringen

CROWDFUNDING Eine Lehrerin sammelt Geld für ein Projekt mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen: Sie sollen gemeinsam „Longboards“ bemalen

Von SCHM
„Sie machen etwas Sinnvolles mit ihrer Freizeit, anstatt nachmittags am Bahnhof abzuhängen“

Susanne Weber, Lehrerin und Initiatorin eines Crowdfunding-Projekts

Der Bremer Lehrerin Susanne Weber kommen bestimmte Sätze häufig zu Ohren. Sie arbeitet täglich mit Flüchtlingskindern und Jugendlichen, und dass „die doch woanders unterkommen“ oder „wieder in ihr Land zurück“ sollen, hört sie oft. Es sind Aussagen, die ein gesellschaftliches Bild über Flüchtlinge widerspiegeln, das oftmals von Abneigung geprägt ist. Weber will daran etwas ändern.

„Gerade unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben es oft schwer“, sagt Weber. Sie seien ohne Familie allein geflohen und statt Ablehnung und Ausgrenzung bräuchten sie sozialen Anschluss und Unterstützung. Dazu will die Lehrerin mit einem neuen Projekt beitragen: „Skate-Create-Life“, heißt es, und dazu: „Flüchtlinge entdecken ihr Bremen auf Longboards“.

Webers Idee: Im Ferienkurs sollen die Jugendlichen ihr eigenes, individuelles Longboard bemalen. Das ist ein längeres Skateboard, das durch seine größeren Rollen stabiler ist und höhere Geschwindigkeiten ermöglicht.

Weber ist Lehrerin für Kunst und Deutsch als Zweitsprache und führte das Projekt bereits mit ihren SchülerInnen des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Huchting durch. Die Resonanz sei „riesig“ gewesen, sagt sie.

Warum aber bemalen minderjährige Flüchtlinge, die gerade ihre Heimat verlassen mussten, ausgerechnet Longboards? Können sie in der Zeit nicht besser Deutsch lernen? Weber sieht auch hier in ihrem Projekt viel Potenzial: Longboards seien derzeit absolut angesagt. Die Kinder und Jugendlichen identifizierten sich mit der Skatekultur und fänden dadurch auch schnell sozialen Anschluss zu Jugendlichen aus Deutschland, die auch am Projekt beteiligt sind. Die Sprache lernten sie dadurch en passant auch außerhalb der Schule. „Zudem machen sie noch etwas Sinnvolles mit ihrer Freizeit, anstatt nachmittags am Bahnhof abzuhängen“, sagt Weber.

Finanziert werden soll das Projekt über Crowdfunding. Susanne Weber hofft, dass mindestens 3.600 Euro zusammenkommen. 1.515 Euro wurden schon gespendet. Ist die Zielsumme erreicht, sollen von dem Geld 20 handgefertigte Longboards aus Kapstadt gekauft werden. Auch Sprühschablonen, Farben und Sprühflaschen würden davon bezahlt.

Mit den selbstgestalteten Longboards könnten die Kinder und Jugendlichen täglich zur Schule fahren und die Stadt entdecken, wirbt Weber. Zudem bekämen sie kein „Made in China“ gepresstes Plastikteil, sondern ein „hochwertiges, auf sie abgestimmtes Longboard, das sie sich sonst kaum leisten könnten“.  SCHM

visionbakery.com/skate-create-life