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Archiv-Artikel

Der optimistische Radler

Schon oft hat es Andreas Jüttemann gereizt, einfach entlang der Bahngleise nach Sylt zu radeln, anstatt den Zug zu nehmen. Doch gewagt hat er es nie. Denn der Hindenburgdamm, der elf Kilometer quer durch das Wattenmeer auf die Insel führt, ist Privatgelände der Deutschen Bahn und das Betreten entsprechend untersagt.

Das möchte der 29-Jährige nun ändern und hat beim Landtag Schleswig-Holstein eine Online-Petition gestartet, in der er den Bau eines Radfernweges fordert: „Bisher wurden als Argumente gegen die Freigabe des Dammes für andere Verkehrsmittel immer das Monopol der Bahn und der Naturschutz des Wattenmeers genannt“, sagt er. Doch dieses alleinige Recht sieht Jüttemann nun wegen der aktuellen Vergabe der Autozugstrecke „am bröckeln“. Zudem ist es für ihn nicht nachvollziehbar, warum ein Radweg störender sein sollte als die „mehrmals pro Stunde verkehrenden Dieselloks“.

Jüttemann selbst fährt ohnehin lieber mit dem Rad. Erst vor Kurzem fuhr er von seiner Heimatstadt Berlin bis nach Halle, wo er noch bis gestern als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätklinikum tätig war. Ab Oktober arbeitet er dann an der Berliner Charité.

Die Nordseeinsel besucht er seit fünf Jahren regelmäßig und ist überzeugt, das der Radfernweg nicht nur für Urlauber wie ihn interessant wäre, sondern auch für die vielen Pendler, die jeden Tag aus der Gemeinde Klanxbüll kämen, weil die Miete auf Sylt so furchtbar teuer geworden ist.

Bislang hat seine Petition nur 96 Mitzeichner gefunden, er ist aber optimistisch, das das noch mehr wird: „Ich habe schon einmal in Berlin eine Petition gestellt und das hat geklappt.“ Damals setzte er durch, dass auch Studenten, die nicht in Berlin eingeschrieben sind, vergünstigt Bus und Bahn fahren können. Bis zum dritten Juli läuft die Unterzeichnungsfrist, danach beschäftigt sich dann der Petitionsausschuss des Landes mit dem Anliegen.  VANESSA RANFT