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Archiv-Artikel

OFF-KINO

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Die Filme des Kanadiers Guy Maddin greifen fast immer auf die Filmgeschichte zurück. Ästhetik und Erzählstrukturen orientieren sich an Stummfilmen, expressionistischem Horror sowie am Film noir, doch die Geschichten sind ins Experimentell-Surreale gewendet, stets persönlich, handeln von erotischen Fantasien, dominanten Müttern und verborgenen Wünschen. Für den in Ko-Regie mit Evan Johnson entstandenen Film „The Forbidden Room“ hat sich Maddin von – realen und erdachten – verschollenen Stummfilmen inspirieren lassen, erzählt im Gewand viragierter, alter Filmkopien eine albtraumhafte Geschichte um ein von einer Explosion bedrohtes U-Boot, dessen Mannschaft versucht, sich bis zur Kajüte des Kapitäns durchzuschlagen. Die Männer öffnen immer neue Luken und Räume – und finden immer neue Geschichten, Figuren und Leidenschaften. Da geht es unter anderem um einen Holzfäller, der in den Wäldern von Holstein-Schleswig Margot aus den Händen einer Räuberbande befreien will, sowie um eine Frau, die sich im Deutsch-Kolumbianischen Express in die Behandlung eines Zugpsychiaters begibt. Das Ergebnis fasst einer der Zwischentitel schön zusammen: „Dreams, Visions, Madness“ (OF, 2. 6., 19.30 Uhr, 3. 6., 20 Uhr).

Ein alter Kinosaal wird kurzfristig wiederbelebt: Gemeinsam mit Nora Kasparick veranstaltet Filmemacher Patrick Banush im Klick-Kino in Charlottenburg jetzt für einige Vorstellungen von Filmklassikern das „Mädchenkino“. Und auch wenn die Bezeichnung anders gemeint sein mag – wer könnte das Mädchenhafte besser verkörpern als Audrey Hepburn in Blake Edwards’ bittersüßer Komödie „Breakfast at Tiffany’s“? Als von Männern ausgehaltenes kapriziöses Partygirl wird sie zu den Klängen von Henry Mancinis „Moon River“ ihren Kern als einfaches Mädchen von nebenan wiederfinden (30. 5., 20 Uhr).

Irgendwie konnten die Animationsfilme der DreamWorks-Studios nie so recht überzeugen. Im Vergleich zur Pixar-Konkurrenz fielen sie in Sachen Stil und Humor eigentlich immer deutlich ab. Doch mit „Home – Ein smektakulärer Trip“ hat man sich berappelt: Lustige Figuren, launige Dialoge und ein poppiges Design überzeugen in der Geschichte einer Invasion der Erde durch etwas gedankenlose Aliens, die in einem Quasi-Roadmovie ein New Yorker Mädchen auf der Suche nach seiner Mutter mit einem Außerirdischen zusammenbringt, der sich mit peinlichen Fehlern (gerade hat er die Todfeinde mit genauer Wegbeschreibung zur Einweihungsparty eingeladen) bei seinem Volk unbeliebt gemacht hat. Man rauft sich zusammen und beglückt das Universum – sehr lustig (28. 5.–3. 6., 14 Uhr, Kino Kiste)