SOMMERFRISCHE : Rumlungern, zu Hause
Er ist’s. Der Sommer ist da. Vergessen die fröstelige Fahrt des Nachts von der Wilhelmsaue, Wilmersdorf, per Rad in die Friedelstraße, Neukölln; im Volkspark Schöneberg, diesem Handtuchpark, hatte man sich glatt verfranst, ein Hase war Zeuge.
Jetzt ist die Katze bei einem am folgendem Mittag, die Sonne knallt auf Nachbars Fenster, als gleißend weißes Licht strahlt sie dreist zurück, sodass man weiß: Der Sommer ist da. Man guckt, ob noch einsatzfähige Eiswürfel vorhanden sind, ja, in Herzform. Ein Weißwein namens Nitteler Leiterchen ist auch noch da und die Mixsaison ist eröffnet, weil, der Wein ist gar nicht gut, weshalb er versetzt wird mit Himbeersirup und Limettensaft und den zerstoßenen Eiswürfeln. Der Sommer ist da.
Unten auf der Friedelstraße wetteifert musizierendes Volk um Gehör, „Summertime“ schwappt nach oben, Pseudo-Klezmermusik, dann „I did it my way“; und man selbst liegt luftig auf dem Bett und freut sich wie Bolle, dass dieser ESC, dieser Europäische Straßenmusik Contest, hier oben ins Leere läuft und man weder Geld noch Punkte vergeben muss. Im Veluxfenster spiegelt sich das Straßenleben auf dem Kopf; „was für ein Hin- und Hergegehe“, denkt man sich, zählt zwei Rollkoffer und zwei Zwillingskinderwagen in drei Minuten, jemand ruft „Nach vorne schauen!“, und man döst noch mal weg. Der Sommer ist da.
Von weit weg wummert es vom Karneval der Kulturen, den einpeitschend sich anhörenden Lautfolgen nach wird anscheinend gerade Stimmung erzeugt. Man ist weiterhin sehr froh, luftig auf seinem Bett zu liegen. Der Sommer ist da. Man geht kurz auf den Balkon, ein Hubschrauber knattert am wolkenlosen Himmel. Mannigfach sind als Pollen verkleidete Staubmäuse unterwegs. Ein Luftballon an einer Schnur tuckert ins Blaue. Wie ein gigantischer Samenfaden zieht er seine Bahn. HARRIET WOLFF