LESERINNENBRIEFE :
Tarifeinheitsgesetz
■ betr.: „Bei der Bahn drohen wieder Streiks“, taz vom 18. 5. 15
Getreu dem Motto, „Es war nicht alles schlecht in der DDR“, will die Große Koalition am Freitag ein Stück DDR-Geschichte wieder aufleben lassen. Nachdem wir im Deutschen Bundestag schon Volkskammer ähnliche Mehrheitsverhältnisse haben, soll nun mit dem Tarifeinheitsgesetz die Voraussetzung für einen wieder erstarkten FDGB, für eine erneute Einheitsgewerkschaft, geschaffen werden. Dies mit Unterstützung einer Kanzlerin, die als DDR-Bürgerin den Traum nach Vielfalt und Koalitionsfreiheit lange träumte.
Deutschland aufgewacht! Was folgt als nächstes? Presse- und Medieneinheitsgesetz? Parteieneinheitsgesetz? Rede- und Versammlungseinheitsgesetz? Ich hätte nie geglaubt, dass mir noch mal die FDP fehlen würde. Mit ihr in der Regierungsverantwortung würde es nicht einmal eine Gesetzesvorlage zum Tarifeinheitsgesetz geben. GÜNTHER KINSCHER, Bebra
Stimmungsmache zeigt Wirkung
■ betr.: „GDL streikt wieder“ u. a., taz vom 19. 5. 15
Stimmungsmache gegen Gewerkschaften, die dieser Tage mit Weselsky identifiziert werden, zeigt Wirkung. Einen Konflikt zwischen „Arbeitnehmer-und Arbeitgeberseite“, wie er in der Marktwirtschaft objektiv angelegt und an sich anerkannt ist, den scheint es für große Teile der Arbeitnehmerschaft nicht mehr zu geben. Weselsky gibt das Feindbild für eine Klientel, der ebenso an ihren Arbeitnehmerinteressen gelegen sein muss. Es wird entsolidarisiert am Ast gesägt, auf dem die meisten selbst sitzen. Weselsky lässt streiken, so die Schlagzeilen. Er allein? Diktiert er ohne gewerkschaftliche Abstimmungen? Die wenigsten scheinen zu merken, worum es geht. Es wird manchem einfallen, wenn das Grundrecht weiter beschnitten ist und gewerkschaftliche Forderungen bestenfalls erbettelt werden können, wenn immer größere Teile überhaupt keine Chance haben ihre eignen Forderungen zu erheben. ROLAND WINKLER, Aue
Diffamierende Beschuldigungen
■ betr.: „GDL streikt wieder“ u. a., taz vom 19. 5. 15
GdL-Führer Weselsky geht es nicht um einen persönlichen Machtkampf, sondern um die Durchsetzung von berechtigten Interessen für die Gewerkschaftsmitglieder. Das sollte man in der Öffentlichkeit endlich begreifen und die diffamierenden Beschuldigungen gegen ihn endlich unterlassen! THOMAS HENSCHKE, Berlin
Streik in der Sozialarbeit
■ betr.: „Und noch eine Woche bei Mama“, taz vom 18. 5. 15
Auch wir streiken! Wir, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialdienstes des Jugend- und Sozialamtes der Stadt Frankfurt am Main, weisen darauf hin, dass es sich bei dem Streik der Sozial- und Erziehungsdienste nicht nur um einen „Kita-Streik“ handelt. Uns fällt auf, dass durch die verkürzte Berichterstattung eine zu eingeschränkte Sichtweise auf die bestreikte Problemlage entsteht. Wir brauchen eine Aufwertung der Tätigkeiten aller sozialpädagogischen und sozialarbeiterischen Fachkräfte; die Begründung ist vielfach kommuniziert worden. Hierfür benötigen wir von den Medien eine differenzierte und vollständige Berichterstattung. ANDREAS BACH,
ULRICH KÄUFLER, DIETER KRAHL, SUSANNE LILLIG,
CHRISTINE LEUSCHNER, UTE MÜLLER, ANGELIKA SCHWAB,
Frankfurt am Main
Neue Perspektiven
■ betr.: „Das Schlagloch. Weißer Feminismus“, taz vom 13. 5. 15
Vielen Dank für den Artikel von Charlotte Wiedemann zur „Kopftuchdebatte“, die von ihr endlich vom Kopf auf die Füße gestellt wurde! Eine saubere Analyse und ein Sortieren der Argumente, wie es sich in meinem Kopf schon länger anbahnte. Danke für die Unterstützung dabei!
Seit ich in Westafrika lebe, nehme ich frauenfeindliche Werbung in Europa noch sehr viel schärfer wahr. Nach einigen Jahren in „neutraler“ Umgebung lösen die ganzen öffentlich Nackten auf den Plakaten tiefes Unbehagen aus. Aber auch da haben sich ja Leute „frei“ entschieden, diesmal, sich für Geld auszuziehen. Ich finde, in einer neuen Emanzipationsdebatte sollte die Freiheit auf die freie Entscheidung im Mittelpunkt stehen! Verbunden mit der alten Überzeugung: Die Freiheit hat ihre Grenze an der Freiheit des jeweils anderen, eröffnet das globalsozial ganz neue Perspektiven!
GABRIELE RIEDL, Ouagadougou, Burkina Faso
Konzern-Profite werden weniger
■ betr.: „Ein Herz für alte Klimakiller“, taz vom 19. 5. 15
Ein cleverer und vorausschauender Wirtschaftsminister erkennt die Chancen, die in den „Erneuerbaren Energien“ stecken. Potentiell sind jede Menge neue Jobs generierbar, denn es ist nur die halbe Wahrheit, dass Arbeitsplätze in der Kohleindustrie wegfallen. Was aber dort ganz sicher weniger wird, das sind die Profite der Konzerne.
Die Abgaben auf alte Kohle-Dreckschleudern sind dringend nötig. Unsere Kinder und Enkel sollen schließlich in einer halbwegs erträglichen Umwelt leben können. Fortschritt lässt sich auch durch einen Springteufel wie Gabriel und kurzsichtige Gewerkschaftsfunktionäre nicht aufhalten. LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach