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Archiv-Artikel

Dragopoly, auf ein Neues

FEST Initiativen luden auf dem umstrittenen Dragonerareal zum Nachbarschaftsfest

Fanfarenmusik aus der Dose. Dann beginnt das Spiel: „Dragopoly“, eine neue Variante des weltbekannten Spiels Monopoly. Auch in Dragopoly gibt es Ereignis- und Gemeinschaftsfelder, ein Gefängnis und vor allem eins – jede Menge Straßen, die zu verkaufen sind. Anders als im Original stehen bei Dragopoly aber nicht Parkstraße, Schlossallee oder Rathausplatz zum Verkauf, sondern zum Beispiel die Bergmannstraße und der U-Bahnhof Gneisenaustraße.

Was den beiden letztgenannten Orten gemeinsam ist: Sie befinden sich in der Nähe des Kreuzberger Dragonerareals am Mehringdamm, Ecke Obentrautstraße. Hier, gleich neben dem Biosupermarkt LPG, haben NachbarInnen des Areals, das Bündnis „Stadt von unten“ und die Kiez-Initiative „Wem gehört Kreuzberg?“ am Donnerstagnachmittag zum Fest geladen.

Viel zu feiern gibt es indes nicht: Der Verkauf des Geländes an den Höchstbietenden, die Wiener Dragonerhöfe GmbH, ist nur aufgeschoben. Ende Juni könnte sich die Lage bereits wieder ändern. Dann entscheidet der Finanzausschuss des Bundesrats, der den geplanten Deal zwischen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und der Wiener GmbH erst einmal verhindert hatte, erneut über die Zukunft des Areals.

Weiter Widerstand

„Wenn das Gelände an einen privaten Investor verkauft würde, wäre das für uns lediglich ein Grund, weiter Widerstand zu leisten“, sagt Ulrich aus der Nachbarschaft des Areals, der das Fest mit organisiert hat und seinen Nachnamen nicht nennen möchte. „Wir wollen hier keine teureren Mieten, die sich die Leute nicht mehr leisten können.“

Auch für Jürgen W., ein Mitglied von „Stadt von unten“, der seinen vollen Nachnamen ebenfalls nicht in der Zeitung sehen möchte, wäre der Kampf gegen das „Horrormodell Investorentraum“ – wie es die Initiative nennt – mit dem Verkauf des Areals noch nicht gelaufen. „Dann müssen wir weitermachen, noch mehr Leute mobilisieren. Deshalb auch das Nachbarschaftsfest.“

Wenn es nach den NachbarInnen und den beiden Initiativen ginge, bliebe das Gelände in öffentlicher Hand. „Wir möchten Sozialwohnungen, damit sowohl wirtschaftlich schlechter gestellte Menschen als auch Flüchtlinge hier wohnen können. Das Umfeld soll lebendig und bunt bleiben“, erklärt Jürgen W.

Auch in Dragopoly treten Investoren und BürgerInnen im Wettkampf um Straßen und Plätze gegeneinander an. Die Ausgangsbedingungen sind äußerst ungleich: „Den Investoren gehören die Häuser, die Mieter können nur zahlen“, erklärt der Moderator die etwas einseitigen Spielregeln. PHILIPP IDEL