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Archiv-Artikel

„Wir repräsentieren den klassischen Zirkus“

TIERSCHUTZ Cirkus Voyage zeigt Elefanten und andere Wildtiere. Tierschützer wollen demonstrieren

Bettina Richter

■ 43, ist Moderatorin beim „Circus Voyage“, der 80 Tiere besitzt – Pferde und Gänse aber auch Elefanten, Flusspferde und Giraffen.

taz: Frau Richter, was sagen Sie zu Vorwürfen, dass in Ihrem Zirkus Tiere gequält werden?

Bettina Richter: Wenn jemand seinem Hund Kunststücke beibringt, würde das keiner sagen. Aber die Zirkusleute sind ja fahrendes Volk …

Was meinen Sie damit?

Uns treffen die Vorurteile, die es gegenüber „Zigeunern“ gibt. Alles, was wir machen, ist falsch. Daher wirft man uns auch Tierquälerei vor.

Gibt es für Sie denn nicht auch einen Unterschied zwischen Wildtieren und Haustieren, die an den Kontakt zu Menschen gewöhnt sind?

Für uns ist das Wohlergehen jedes Tieres wichtig. Unsere Giraffen, Elefanten oder das Flusspferd leben teils schon seit über 30 Jahren bei uns im Zirkus – da baut man genauso ein Verhältnis auf wie mit seinem Hund. Wäre eine Haltung in freier Wildbahn nicht besser?

Es geht ihnen dort nicht besser, sie sind vom Aussterben bedroht, Elefanten werden wegen des Elfenbeins abgeschossen. Unsere Elefanten laufen auf einer großen Wiese herum.

Haben Sie denn nicht genug Akrobaten? Oder warum müssen Tiere herhalten?

Es gibt viele Menschen, die Tiere gerne im Zirkus sehen möchten. Andere tolle Formate stehen für Moderne und wir repräsentieren eben den klassischen Zirkus.

Und ist das noch zeitgemäß?

Auf jeden Fall. Wenn wir uns Tiere nur noch im Fernsehen ansehen, wissen wir gar nicht, warum wir sie schützen müssen. Das ist anders, wenn man ein Tier mal hautnah erlebt hat. Wir verlieren immer mehr die Realität.

Was hat es mit der Realität zu tun, wenn ein Löwe durch den Feuerring springt oder auf einem Zebra steht?

Das gibt es bei uns gar nicht. Wir machen nichts mit den Tieren, was sie nicht auch in ihrem Lebensraum machen. Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen selbst ein Bild machen, bevor sie urteilen. Interview: SIMONE SCHMID

Elefantenfütterung: Mittwoch um 14 Uhr, Brenor-Gelände, Ermlandstraße, Bremen-Blumenthal

Gegen-Demo von Tierschützern: Auch um 14 Uhr, am gleichen Ort