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Archiv-Artikel

KUNST

schaut sich in den Galerien von Berlin um

NOEMI MOLITOR

Zu meinen persönlichen Highlights beim Gallery Weekend zählen Philip Fürhofer, François Morellet und Haegue Yang. Was hier mit Lichtröhren, Linien und, ja, Glöckchen, passierte: genial. Fürhofer zeigt in der Galerie Judin Gemälde aus mehreren Farb- und Materialschichten auf und hinter Acrylglas. Durch Zeitschaltuhren oder Videos hinter den transparenten Flächen erscheinen die Abbildungen, die Unterwasserszenen oder Höhlen zu zeigen scheinen, jedes Mal vollkommen anders, wenn das Licht an- oder ausgeht. Abstrakt, unordentlich, verwischt, dann plötzlich gegenständlich und figurativ – aus der Form geratene Neonröhren und Glühbirnen. Wo figurative Ausschnitte zunächst unerkennbar bleiben, funktioniert der Morphing-Effekt am besten. Bei „Bending Light“ zum Beispiel werden die wässrig aufgetragenen Neonröhren zu den Rippen eines Torso, sobald sich das Licht einschaltet. Fürhofers riesige Bildkörper sind teils mit Abfall und Schutt gefüllt, doch jede leere Glühbirnenschachtel ist Teil der Bildkomposition. Auch ihre Schatten und Silhouetten zelebrieren das Licht und seine Abwesenheit – sie flackern über die Böden und transformieren den gesamten Ausstellungsbereich in einen riesigen, sich beständig wandelnden Bildraum (Di.–Sa. 11–18, Potsdamer Str. 83).

Bei Blain Southern nebenan sieht man das minimalistische Pendant. François Morellets „DASH DASH DASH“ zeigt neben eigens für die Wände der Galerie gestalteten Linien- und Flächenstrukturen auch die kontinuierliche Beschäftigung des 89-Jährigen mit Neonröhren. Auch er liebt es, sie samt ihrer Verbindungskabel in genau kalkulierten Konstellationen zu exponieren. Und mit den Seheffekten zu spielen: „Entre deux mers n°3“ ordnet zwei quadratische Leinwände schräg zueinander an, mit Abstand setzen die Bildflächen sich aber doch zu einer geraden Linie zusammen (Di.–Sa. 11–18, Potsdamer Str. 77–87).

Auch Haegue Yang verbindet bei Wien Lukatsch minimalistische mit geometrischen Elementen. In „Sonic Rotating Geometry Types“ sind dichte Reihen aus nickel- und kupferbeschichteten Glocken auf einem Quadrat, einem Pentagon und einem Hexagon angeordnet. Bei Bewegung klingeln die rötlich und golden schimmernden Reihen und klappen dabei vollkommen synchron um. Das erzeugt das Gefühl einer Schwere, das befriedigende Gefühl von Substanz. Dazu Glockenarrangements, die auf Rädern fahren oder von der Decke hängen und sich wie selbstverständlich als „Ursus“, „Homo“ und „Gwynplaine“ zu Protagonisten einer Erzählung im Nebenraum entwickeln (Di.–Fr. 13–18, Sa 12–18, Schöneberger Ufer 65).