Entzerrt das Myfest!

Die Zukunft des 1. Mai

VON ANTJE LANG-LENDORFF

Wenn Bezirk und Myfest-Organisatoren heute über die Zukunft der Kreuzberger Riesenparty sprechen, sollte eines klar sein: Das Myfest abzusagen wäre ein grandioser Fehler. Schließlich ist das Fest ein voller Erfolg, im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Erfinder wollten den 1.-Mai-Krawallen in Kreuzberg 2003 endlich etwas entgegensetzen. Das ging auf, in diesem Jahr mehr denn je: Als die abendliche Demo in die Nähe des Myfests kam, wurde sie von den Feiernden geradezu erdrückt. So viele Probleme mit den Zehntausenden Besuchern auch aufkommen – der große Zuspruch zeigt zunächst einmal: Köfte, Caipi und Musik, das zieht.

Es ist deshalb hoffentlich nur eine Drohgebärde, wenn Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) eine Absage des Fests nicht ausschließt. Gleichzeitig kann man nicht leugnen, dass sich angesichts der zum Myfest drängenden Massen etwas ändern muss. Wenn man weiterhin einen friedlichen 1. Mai in Kreuzberg will, bleibt nur eine Lösung: die offizielle Ausweitung des Festgebiets auf angrenzende Kieze.

Im Großformat

Natürlich würden damit auch höhere Kosten anfallen, etwa für Security oder Klos. Eintritt nehmen wird man kaum können. Wer aber zahlt für ein Myfest im Großformat?

Die Stadtvermarkter von Visit Berlin schwärmten die Tage davon, wie typisch das Myfest für die Stadt sei und wie viele Besucher es anziehe. Damit dürfte klar sein, wer die Kosten schultert: Ganz Berlin profitiert von der Veranstaltung. Also sollte das Land auch bereit sein, etwas mehr als die bisherigen 170.000 Euro dafür aufzubringen.

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