POLITIK

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Auf dem heiß umkämpften Weddinger Leopoldplatz (18.30 Uhr) wird am Donnerstag die Antikapitalistische Walpurgisnacht 2015 eingeläutet, unter dem Motto „Die Stadt gehört uns allen!“ wird gegen Gentrifizierung und Zwangsräumung gekämpft, aber auch gegen Quartiersmanagements und Stadtteilvertretungen. Die Veranstalter_innen des Spektakels sagen dagegen: „Was wir gemeinsam gestalten, können wir auch gemeinsam verteidigen – selbst organisiert, von unten.“ Und das soll eben an diesem Donnerstagabend geprobt werden.

Am Freitag sammelt sich die antirassistische und antifaschistische Szene (S-Bahnhof Ostkreuz, 10.15 Uhr), um gegen die Nazi-Demos in Hohenschönhausen, die mittags beginnen soll, zu mobilisieren und gegen die ebenfalls rechte Demo in Marzahn, die dort am Ahrensfelder Platz stattfinden soll. Auch diese beiden Demos sollen antikapitalistisch sein, nur sind sie eben geprägt vom Nationalismus, ihr Motto lautet „Asylbetrug macht uns arm – Soziale Absicherung für das eigene Volk“. Dem soll selbstverständlich entgegengetreten werden. Das ist vielleicht die wichtigste Demonstration an diesem 1. Mai. Danach gibt es dann wieder Spaß an den üblichen Szenetreffs. Tja, wenn’s der Wahrheitsfindung dient!

Am Senefelder Platz (13 Uhr) wird am Samstag die traditionelle Demo zum Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen stattfinden – und die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot spielt auf. Denn wie heißt es so schön im Aufruf zur Demonstration: „Nicht Lohnarbeit ist Lebenssinn, sondern Beschäftigung, die den Menschen erfüllt, egal ob er damit seinen Lebensunterhalt bestreiten kann oder nicht. Im 19. Jahrhundert wurde die Arbeiterbewegung verlacht, weil sie ihre Rechte einforderte, heute erleben wir dasselbe bei den Arbeitslosen, doch auch hier tickt die Uhr, eines Tages wird man sich fragen, wie es jemals sein konnte, dass man gezwungen wurde, für Lohn arbeiten zu gehen.“

Am Sonntag wird Sebastian Friedrich im New Yorck im Bethanien (Mariannenplatz 2, 17 Uhr) über den „Aufstieg der AfD“ sprechen. Seit dem Frühjahr 2013 ist diese Partei in mehrere Landesparlamente und ins Europaparlament eingezogen, und obschon man sich nicht darüber einigen kann, ob sie nun eine Partei der „kleinen Leute“ ist, wie Alexander Gauland formuliert und damit auf Pegida schielt, oder ob sie lieber der FDP nachfolgt, wie Bernd Lucke, der derzeitige Parteivorsitzende, meint, bleibt sie erfolgreich. Sebastian Friedrich wird die Ideologie der Partei und die in ihr vorherrschenden Strömungen erklären und einen Ausblick auf die Zukunft der Partei geben.