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Archiv-Artikel

„Da müsste mehr passieren“

RUHE Am „Tag gegen Lärm“ wird über Güterzüge, Flüsterbremsen und Flugzeuge debattiert

Malte Halim

■ 43, ist gelernter Lehrer und Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in Bremen.

taz: Wird Bremen immer lauter oder fühlt es sich nur so an, Herr Halim?

Malte Halim: Sowohl als auch! Objektiv betrachtet wird die Stadt lauter. Deswegen gibt es auch immer mehr Leute, die sich durch Lärm gestört fühlen.

Welche Arten von Lärm sind denn schlimmer geworden?

Ein wesentlicher Faktor ist vor allem der Straßenverkehrslärm, aber auch der Flug- und der Bahnlärm.

Gerade Güterzüge sind in Bremen seit Langem ein Problem.

Da müsste wesentlich mehr gemacht werden! Es sollten endlich bei allen Waggons die Bremsen umgerüstet werden, da lässt sich einiges erreichen. Bis 2020 müssten alle Züge in Deutschland „Flüsterbremsen“ haben. Natürlich müsste man in Bremen auch ganz dringend über eine Umgehung nachdenken. Im Moment fahren ja alle Güterzüge, die aus Bremerhaven oder Wilhelmshaven kommen, durch den Bremer Hauptbahnhof. Da könnte eine wesentliche Entlastung stattfinden, zumal die Güterzüge vor allem nachts fahren, wenn Anwohner besonders sensibel reagieren.

Müsste dafür eine ganz neue Strecke gebaut werden?

Nein. Aber es müsste sicherlich auf bestehenden Strecken nachgerüstet und diese ausgebaut oder elektrifiziert werden.

Das will natürlich wieder keiner bezahlen.

Jeder versucht, das auf andere abzuwälzen. Da sind sicherlich die Betreiber in der Pflicht, aber auch der Staat. So ist die LKW-Maut gesenkt worden, während die Schienenmaut kontinuierlich steigt. Das kann nicht die Lösung sein. Der Schienenverkehr muss günstiger werden, dafür müssen die Unternehmen verpflichtet werden, ihr rollendes Material nachzurüsten.

Was kann Bremen als Bundesland tun?

Ein wesentlicher Einfluss ist der im Bundesrat, zusammen mit den anderen rot-grün regierten Ländern. Natürlich kann Bremen aber auch Lärmschutz vor Ort machen, etwa dort, wo die Bahn Lücken in den Lärmschutzwänden lässt, weil sie bei älteren Häusern nicht immer zur Lärmsanierung verpflichtet ist.

Tut Rot-Grün genug?

Da müsste mehr passieren! INTERVIEW: JAN ZIER

Lärmspaziergang: 18 Uhr, Treffpunkt Findorff-Tunnel, Ecke Friedrich-Rauers-Straße

Podiumsdiskussion zum Thema „Fluglärm“: 19 Uhr, Simon-Petrus-Kirche, Habenhausener Dorfstr. 38