: Spielend unterm Tannenbaum
November und Dezember sind die umsatzstärksten Monate der Spielzeugindustrie. Doch wie findet man das „richtige“ Spielzeug? Die Zeitschrift „Öko-Test“ gibt Tipps: Auch auf die Qualität achten
von ANDREAS LOHSE
Allein der bunte Teller mit Naschereien lockt nur noch wenige Kinder unter den Weihnachtsbaum, er ist eher notwendiges Beiwerk. Denn in Sachen Spielzeug sind die Kids sehr anspruchsvoll. Dessen Auswahl indes sei „wahrlich kein Kinderspiel“, bemerkte die Zeitschrift Öko-Test in ihrer aktuellen Ausgabe. Immerhin mache die Spielwarenbranche jetzt knapp die Hälfte ihres Jahresumsatzes: „Beim Geschäft mit dem Nachwuchs ist immer noch was zu holen“, so Öko-Test.
Doch weil nicht nur die Kinderwünsche zählen sollten, sondern auch das Qualitätsbewusstsein der Eltern gefragt ist, hat die Redaktion eine ganze Reihe von Spielsachen untersucht. Denn „richtig Schenken heißt nicht nur, Kinderaugen zum Leuchten zu bringen“. Kinderspielzeug sollte vielmehr auch „in punkto Schadstoffe und Stabilität 100-prozentig in Ordnung sein“. Welche Spielsachen sich am besten verkaufen oder besonders vor Weihnachten gefragt sind, ermittelte man bei Spielwarenhändlern und -herstellern. Bei der Auswahl habe man darauf geachtet, dass „sowohl traditionelles Spielzeug als auch neue Produkte, geschlechtsspezifische, geschlechtsneutrale sowie pädagogisch wertvolle Spielsachen auf unserer gigantischen Liste“ standen. Anschließend kaufte man 30 der Favoriten für Kinder bis drei Jahren, für Kinder bis sechs sowie für Kinder bis zehn Jahren und schickte die Produkte in die Labore.
Eines der Ergebnisse: „Qualitätsspielzeug lohnt sich.“ Knapp zwei Drittel der Markenwaren schnitten mit „sehr gut“ ab, zwei Produkte erhielten das Siegel „gut“. Dabei habe man bei den Spielsachen für Babys und Kleinkinder besonders gründlich geprüft: „Die Kleinen nehmen noch alles in den Mund“ – und das kann lebensgefährlich sein, wenn „sie etwas davon verschlucken“. Auch sollten die Spielsachen für Kleinkinder „schweiß- und speichelecht sein und keinerlei andere bedenkliche Stoffe“ enthalten, etwa zinnorganische Verbindungen oder Farbstoffe, die Allergien auslösen könnten. So fand man beispielsweise bei einem Produkt Teile, die sich lösten. Es dürfte im Grunde nur mit einem Warnhinweis verkauft werden.
Mit „sehr gut“ ausgezeichnet wurde demgegenüber mancher Klassiker: beispielsweise das heiß geliebte „Bobby Car“ (28 Euro), die „Brio Holzeisenbahn“ (60 Euro) oder „Heros Bunte Hartholz-Bausteine“ (10 Euro).
Für die nächsthöhere Altersstufe bis sechs Jahren vergab man „sehr gut“ zum Beispiel für einen Kaufladen aus Holz von Biothek (189 Euro), aber auch für das kleine Eisbär-Kuscheltier „Lars“ (12 Euro) sowie den Playmobil-Klassiker „Piratenschiff“ (75 Euro). Das Kinderspiel des Jahres „Viva Topo“, ein Spiel, bei dem Katzen Holzmäuse über ein Spielbrett treiben, erhielt hingegen nur ein „befriedigend“. Die Tester bemängelten hier halogenorganische Verbindungen, was zur Abwertung führte.
Für die 7- bis 10-Jährigen fand beispielsweise das Lego-Spielzeug für Girlies, die „Clikits-Tasche“, Gnade vor den Augen der Prüfer und erhielt damit ein „sehr gut“ (20 Euro), ebenso das Konsolenspiel „Fifa Football 2004“ von Electronic Arts (50 Euro) und das Computerspiel „Löwenzahn 7“, bei dem, so Öko-Test, „Themen rund um Musik und Stimme kindgerecht aufbereitet“ seien. Leicht abgewertet auf ein „befriedigend“ – und das dürfte manche betrüben – wurde hingegen der „Hogwarts Express“ aus der Lego-Serie um Harry Potter (66 Euro). Grund: Man fand die Verbindung Dibutylzinn in dem Produkt. Glatt „ungenügend“ hingegen waren in dieser Kategorie ein Fan-Trikot „Bayern München“ von Adidas, die Carrera-Rennbahn „Profi Formel 1 Challenge Basis Set“ (Stadlbauer) sowie die Barbiepuppe „Dance & Flex“ (Mattel). In den Materialien wurden diverse chemische Verbindungen gefunden, die nach Ansicht der Öko-Tester ein besseres Ergebnis offenbar nicht rechtfertigen konnten.
Grundsätzlich rät die Zeitschrift, Kinderwünsche auf jeden Fall zu hinterfragen und zu filtern: „Manche Wünsche sind Strohfeuer und werden schnell vergessen.“ Herzenswünsche hingegen sprächen die Kleinen immer wieder an. Auch sollten sich mehrere Schenkende lieber zusammentun und „gemeinsam einen größeren Wunsch erfüllen“, als viele kleine Dinge zu kaufen, „die vielleicht kurz nach Weihnachten in der Ecke landen“.
Gleichviel: Da Kinder kaum zwischen pädagogisch wertvollem Spielzeug und minderwertigem Kram unterscheiden, solle man „ruhig mal ein Auge zudrücken“, so Öko-Test, wenn keine gesundheitliche Gefährdung bestehe. Auch dann, „wenn das Spielzeug zum Grausen ist“.
Test Spielzeug. In: Öko-Test, 11-2003, 3,50 Euro. Am Kiosk oder beim Öko-Test-Leserservice, Postfach 360520, 10975 Berlin (plus 1,30 Euro Versand)