Babyklappe bleibt

ETHIK Bremen sieht nach dem Urteil des Deutschen Ethikrats keinen Grund, die Babyklappe abzubauen

In Bremen wird es weiterhin eine Babyklappe geben. Die Gesundheitssenatorin Ingelore Rosenkötter halte es nicht für sinnvoll, der Empfehlung des Deutschen Ethikrates zu folgen, sagte gestern ihre Sprecherin Petra Kodré. Das Gremium hatte am Donnerstag gefordert, Babyklappen abzuschaffen und die Möglichkeiten der anonymen Geburt zu beschränken, weil dies „das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft“ verletze. Solange Frauen in extremen Einzelfällen ihr Kind alleine zur Welt bringen und aussetzen, sei die Klappe notwendig, sagte Kodré.

Genauso sieht es Torsten Jarchow, Geschäftsführer des Sankt-Josef-Stifts, der einzigen Klinik im Land Bremen, an der es eine solche Vorrichtung – ein Wärmebettchen, das bei Kontakt einen Alarm auslöst – gibt. „Das ist nur ein Baustein, den wir für die Frauen brauchen, die von keiner Beratungsstelle erreicht werden“, sagte Jarchow.

Die Bedenken, dass Frauen sich gleich massenhaft der Verantwortung für ihr Kind entziehen würden, hätten sich nicht bestätigt. Seit der Inbetriebnahme der Babyklappe im Jahr 2002 sind drei Neugeborene dort abgelegt worden, eins kurz nach der Eröffnung, zwei im Jahr 2007. In keinem dieser Fälle hätten sich die Mütter zu einem späteren Zeitpunkt beim Krankenhaus gemeldet, um ihr Kind doch noch zu sich zu nehmen, sagte Jarchow. Dies ist kurz nach der Geburt noch möglich, da die Frauen einen Fußabdruck und ein Dokument mitnehmen können. Ob und wie die Frauen auch Jahre später noch herausfinden können, wer ihr Kind adoptiert hat, ließ sich am Freitagnachmittag nicht mehr klären.

Anders als in anderen Städten gibt es in Bremen kein Krankenhaus, das sich dazu bekennt, Frauen bei einer Geburt medizinisch zu versorgen, auch wenn sie ihren Namen nicht nennen wollen. Für die Sankt-Josef-Klinik schloss Jarchow dies aus rechtlichen Gründen aus. Der auch von Bremer Politikerinnen immer wieder hervorgebrachten Forderungen, auf Bundesebene die juristischen Rahmenbedingungen für eine anonyme Geburt zu schaffen, schloss er sich gleichwohl an. eib