: „Die Eule kann politisch sein“
GEBURTSTAGSPARTY Dass der Jazzklub Lila Eule direkt nach Weihnachten 50 Jahre alt wird, ist kein Zufall
■ seit einer Woche mit Fuat und Bülent Ates Inhaber der Lila Eule, deren Betrieb er seit 2003 koordiniert.
taz: Herr Pietsch, Sie sind 47 – und feiern Samstag und Sonntag 50. Geburtstag. Was für ein Gefühl ist das?
Michael Pietsch: Die 50-Jahr-Feier, das ist eher wichtig für die ganzen alten Gründer und Weggefährten, Olaf Dinné und so weiter. Wir sind da nur für die Durchführung zuständig. Für mich sind es vom Gefühl her eher die sechs Jahre, die ich hier für den Betrieb verantwortlich bin.
… und der Mythos von der Lila Eule…?
… fürs Tagesgeschäft spielt der keine so die große Rolle. Was ich aber interessant fand, bei der Vorbereitung für die Feier: Da haben wir viel mit den Leuten der Gründer-Generation gesprochen. Und da war erstaunlich, wie sich alles wiederholt, wie sehr sich die Geschichten ähneln – von betrunkenen Künstlern, die man die Treppe raufschaffen muss, über den Stress mit den Nachbarn bis zu den Liebesgeschichten. Das haben wir alles ganz genauso heute noch. Bloß, dass eben jetzt oft die Kinder zu uns kommen und sagen: Hier haben sich unsere Eltern kennen gelernt.
Sonst keine Unterschiede?
Was es damals stark gab, ist diese politische Ebene: Das ergab sich aus der Musik. Jazz war in den 1950ern musikalischer Protest, und die Haltung setzte sich nahtlos fort im Beat der 1960er Jahre, wo dann diese politische Ebene hinzugekommen ist.
Und darauf verzichten Sie?
Verzichten ist falsch. Das gibt es einfach im Moment so nicht. Wir würden das nicht verhindern: Die Eule kann politisch sein, muss es aber nicht. Im Mittelpunkt stand immer die Musik. Die Eule wurde gegründet, um einen Ort für Jazzkonzerte zu haben, wo es die Biersorte gab, die man wollte und ungestört in der Ecke rumknutschen konnte.
Das Gründungsdatum wirkt auch schon widerständig – ein Jazzklub an Weihnachten…?!
Das war ein Zeichen gegen die verlogene Weihnachtsstimmung. Der eigentliche Gründungstag ist der 27. Dezember, weil man damals an den Weihnachtsfeiertagen keine Musik machen durfte.
Sie feiern zwei Tage lang…
Ja, am 26. 12., das ist eher für unsere jüngeren BesucherInnen, die zu Partys frühestens ab 23 Uhr kommen: Da legen 15 DJs Lieblingslieder aus 50 Jahren auf. Die Feier am Sonntag fängt um 18 Uhr an – da gibt’s live Musik mit dem Ed Kröger Quintett.
INTERVIEW: BES
26. 12. Geburtstagsparty, ab 23 Uhr 27. 12. Tanztee ab 18 Uhr