So ’n Scheißtrekker

VERWIRRSPIEL Meck-Pomms Landwirtschaftsminister Till Backhaus prozessiert gegen seine Exfreundin – um einen Traktor. Ein Tag in sieben Akten

„Ja, davon reden wir doch die ganze Zeit!“ (Zeuge Bodo P.)

Ja, wovon eigentlich? Vor dem Landgericht Rostock streiten sich seit Jahren Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) und seine ehemalige Lebenspartnerin Mandy Wehr – um die Herausgabe eines Ackerschleppers und um die eines Audi Q7. Der Minister soll die Gefährte haben, seine ehemalige Gefährtin die Fahrzeugpapiere.

Die Sache ist verworren – Mandy Wehr behauptet, der Traktor der Marke Deutz gehöre ihr, schließlich habe sie den Schlepper 2009 von Landwirt Bodo P. gekauft und belegt dies auch mit einem Kaufvertrag. Backhaus stellt sich dagegen und sagt, er habe den Deutz bereits im Sommer 2008 erworben. Auch er legt einen Kaufvertrag vor. Brisant – beide Verträge unterschrieb Bodo P. Er soll das Verwirrspiel nun aufklären.

„Nimm ihn, behalt ihn, das soll deiner sein.“ (Klägerin/Beklagte Mandy W.)

So erinnert sich Expartnerin Wehr an die Herausgabe des Audi Q7 an Minister Backhaus nach der Trennung im Spätherbst 2009. Am Mittwoch sagte sie der Vorsitzenden Richterin Sonja Dilling, dass Backhaus schließlich derjenige gewesen sei, der damals ein neues Fahrzeug haben wollte. Aus Sicherheitsgründen, er war mit ihrem alten Mercedes Benz nicht mehr zufrieden. Kontobewegungen und Fahrzeugpapiere beweisen, dass der Agrarminister die Ratenzahlung übernahm, das Luxusauto allerdings auf Mandy Wehr und ihre Schäferei im beschaulichen Goritz angemeldet war.

Auf Nachfrage des Gerichts wiederholte Wehr erneut, dass sie kein Interesse an dem Auto habe. Da brach der Verteidiger der Gegenseite, Rechtsanwalt Asche, dann doch ein wenig in Gelächter aus – und erklärte Wehr, dass sie in diesem Verfahren auch auf die Herausgabe des Audi Q7 pocht. Schweigen auf Wehrs Seite, Gelächter im Zuschauerraum.

„Dem Minister, der hier Beziehungen zu sonst wo hat – dem verkauf ich doch keine Hehlerware.“ (Zeuge Bodo P.)

Bodo P. sollte es an diesem Mittwoch nun richten. Der Schäfer aus Mecklenburg stellte beiden Parteien Kaufverträge über denselben Schlepper aus. Rechtmäßig verkauft habe er den Deutz aber nur an Wehr, Backhaus tat er Jahre später lediglich einen Gefallen und unterschrieb einen Blankovertrag, den der Landwirtschaftsminister im Nachgang anscheinend fingiert haben soll.

„Er war ein super Mann. Es ist aber nicht so, dass ich ihm ständig aufm Schoß gesessen hätte.“ (Zeuge Bodo P.)

Wie der einfache Landwirt P. überhaupt in die Lage kam, dem dienstältesten Minister der Republik einen Gefallen zu tun, wollte Richterin Dilling wissen. Kennengelernt hätten sich alle drei – Wehr, Backhaus und Bodo P. – im Sommer 2008.

Bodo P. war hochverschuldet und wollte seine alte Bekannte Mandy Wehr um Hilfe bitten. Das soll auch der „Herr Minister in Adelskleidung“ (O-Ton Bodo P.) gehört haben und P. – gleich beim ersten Treffen – finanzielle Hilfe über 10.000 Euro angeboten haben. Bodo P. war mehr als dankbar, auch weil Backhaus und er sich nie über eventuelle Rückzahlungen unterhalten hätten. P. hält große Stücke auf den Minister. Obwohl er ihn seitdem nie wieder persönlich gesehen hat, wie er sagt.

„Das ist ja einfach lächerlich.“ (RA Asche)

Der Verteidiger des Agrarministers tut seine Meinung über die angebliche Schenkung des Ministers an den Landwirt kund.

„Till Traktor heil machen lassen.“ (Kalendereintrag von Zeugin Kerstin P.)

Auch die ehemalige Gattin von Bodo P. – Kerstin – sollte Licht ins Dunkel bringen und erzählte von ihren akribischen Kalendereintragungen der vergangenen Jahre. Durch Vermerke wie „Bodo war da. Till auch. Traktor“ oder „Bodo kommt. Geld von Till. Schulden bezahlt“ wollte sie dazu beitragen, dass Backhaus endlich Recht widerfährt. Auch weil sie beim Kaufgespräch zwischen Backhaus und ihrem damaligen Ehemann dabei gewesen sein soll. Dass sie damit sogar Backhaus widerspricht und das alles irgendwie keinen Sinn ergibt, fiel auch den Verteidigern von Wehr und P. auf und Kerstin P. wurde prompt vereidigt.

„So ’n Scheißtrecker. Mensch, der ist Landwirtschaftsminister. Der kriegt ’n Trecker an jeder Ecke. Was will der mit dem?“ (Zeuge Bodo P.)

Gutes Schlusswort. Weil das aber immer noch nicht entschieden ist, geht es im Juni in Rostock weiter. Versteh, wer will.

MAXI BEIGANG, ROSTOCK