Das Sprachrohr

Zwei Jahre lang habe er den „Quoten-Türken“ gespielt, so sagt er, auf dessen Kosten sich der Bremer Fußball-Verband profilieren konnte. Seit Anfang April ist damit Schluss: Murat Orta ist nicht länger Integrationsbeauftragter des Landesverbandes.

Der Grund für seinen Rücktritt ist vor allem Enttäuschung: Bei der Verleihung des Integrationspreises, durch den Vereine für ihre integrative Arbeit gewürdigt werden, saß der 39-Jährige nicht – wie er dachte – in der Jury, sondern war lediglich als Gast geladen.

Dabei sei er es, der als Integrationsbeauftragter den Ausländern eine Stimme im Sport verleihe, die sich nicht als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft behandelt fühlten, sagt Murat Orta. Zudem sei er stets Ansprechpartner für Vereine mit hohem Migrantenanteil gewesen.

„Viele Spieler haben sich an mich gewandt und um Hilfe gebeten, weil sie zum Beispiel von Zuschauern beschimpft wurden“, erzählt Orta. In verschiedenen Fällen habe es sich dabei um Rassismus gehandelt.

Gerade deswegen empfand er seine Rolle als Integrationsbeauftragter als „enorm wichtig“, um zwischen Migranten und Einheimischen zu vermitteln.

Im Verband sei er jedoch zu keiner Zeit stimmberechtigt gewesen. Und das, obwohl er als beratendes Mitglied dem Vorstand und somit dem Führungsgremium des Verbandes angehörte. Er habe sich in einer „Alibi-Funktion“ gesehen, da der Landesverband vom Deutschen Fußball-Bund dazu verpflichtet worden sei, den Posten zu besetzen.

Nun wolle er ein Zeichen setzen, sagt er, denn wie solle er durchsetzen, dass die Sportler gleichberechtigt behandelt würden, wenn er selber keine Stimme habe. In anderen Landesverbänden sei dies jedoch nicht anders: Auch dort hat der Integrationsbeauftragte keine Stimmberechtigung und das müsse „dringend geändert werden“.

Doch nicht nur im Sport ist das Thema Integration seine Herzensangelegenheit: In seiner Position als Präsident des Bremer Kultur- und Sportvereins „Vatan Spor Bremen von 1978“, die er seit mehr als einem Jahr inne hat, gibt er Kindern aus dem Stadtteil Gröpelingen zweimal wöchentlich Nachhilfeunterricht und hilft Flüchtlingen bei Anträgen und Übersetzungen. Außerdem möchte er durch eine Fußball-Arbeitsgemeinschaft Mädchen aus Einwandererfamilien für den Sport begeistern.  VAR