: Theaterkrach ungelöst
KULTURAUSSCHUSS Wie es an der Volksbühne weitergeht, will Tim Renner nicht verraten
Tim Renner ist im „Kulturausschuss eins“ nach den heftigen Angriffen aus der Theaterszene gegen ihn eine klare Antwort zur Zukunft der Berliner Volksbühne schuldig geblieben.
Nach Ansicht des Staatssekretärs soll aus dem renommierten Theater am Rosa-Luxemburg-Platz nach dem Ausstieg von Intendant Frank Castorf im Jahr 2017 zwar „kein weiteres Festspielhaus werden“, sondern „ein Haus, das groß und stark ist und vom Experiment lebt“. Aber welches genaue Profil, „welche Funktion“ die Bühne innerhalb der Berliner Theaterlandschaft zukünftig zu erfüllen habe, müsse erst noch geklärt werden, sagte Renner am Montag im Abgeordnetenhaus.
Ebenso offen ließ der Kulturstaatssekretär, ob die in den Medien gehandelten Namen für die Castorf-Nachfolge an der Spitze der Volksbühne – der Direktor der Londoner Tate Gallery, Chris Dercon, oder Thomas Oberender, der Leiter der Berliner Festspiele – noch weiter im Spiel seien. Zu Personen und insbesondere zu Gerüchten wolle er sich nicht äußern, wich Renner aus.
Für Sabine Bangert, kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Ausschuss, war das zu wenig. Sie verlangte vom Senat sowohl „ein Konzept für das Haus“ als auch, die Gerüchte um die Besetzung der Intendanz an der Volksbühne zu beenden.
Zur Erinnerung: Kurz vor Ostern war der Streit über die Zukunft des Theaters und über die Person des Kulturstaatssekretärs regelrecht explodiert. Nachdem Castorf der Berliner Kulturpolitik „Nichtprofessionalität“ vorgehalten hatte, langte Claus Peymann richtig hin.
Der Direktor des Berliner Ensembles (BE) nannte Renner in einem offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) die „größte Fehlbesetzung des Jahrzehnts“. Renner wolle aus der Volksbühne eine „Eventbude“ machen. Ein quasi theaterfremder Leiter wie etwa Chris Dercon sei dafür der Beweis. Am Sonntag legte Peymann bei Zeit-Online noch einmal wütend nach: „Der Renner muss weg.“
Der Gescholtene ist seither sichtlich angeschlagen. Am Montag bekannte er sich fast entschuldigend zur Volksbühne, deren Programme er „blind“ goutiert habe. Auch habe er nicht vor, das Ensemble abzuschaffen, sondern wolle dieses wieder groß machen. Die Volksbühne stehe als Theater für den Aufbruch, das müsse fortgeschrieben werden. Ob’s Peymann glaubt? ROLF LAUTENSCHLÄGER