piwik no script img

Archiv-Artikel

Rückzug der Raucherzonen

Nach der ersten Woche in Zeiten des Rauchverbots: Wo eher stilvoll ausgegangen wird, fehlen oft schon jetzt alle Aschenbecher, im Viertel und an der Schlachte hingegen nutzt man vielerorts noch die Übergangszeit

Felix Grundmann will sich noch nicht geschlagen geben. Sein „Heartbreak Hotel“ im Fehrfeld gehört zu den klassischen Einraumkneipen, noch dazu eine im Kleinstformat, bislang ein stets verqualmter Hort aller RaucherInnen, ausgestattet mit einem eigenen, innen liegenden Kippenautomaten. Und hier durfte auch in der ersten Woche in Zeiten des gesetzlichen Verbots geraucht werden – und das soll so bleiben bis zum 1. Juli, dem Ende der Übergangszeit, innerhalb der noch keine Bußgelder fällig werden. Und danach? Der Kneipier Grundmann überlegt noch. Seit Monaten schon trägt er sich mit der Idee eines Umbaus in eine rauchfreundliche Zweiraumkneipe. Genaueres will er noch nicht verraten. Zahlen will er jedenfalls nicht: Bis zu 2.500 Euro wird künftig einem Wirt in Bremen abverlangt, der nichts gegen RaucherInnen unternimmt. Und diese wiederum müssen mit weiteren maximal 500 Euro büßen.

Doch keineswegs alle Wirte nehmen die Karenzzeit in Anspruch. Gerade dort, wo mehr gegessen, wo stilvoller ausgegangen wird, sind oft schon alle Aschenbecher abgeräumt worden. Im „Beck’s Bistro“ am Marktplatz etwa herrscht schon striktes Rauchverbot. Und wer sich renitent zeige, fliege umgehend raus, kündigt die Bedienung an. „Bislang gab es aber keine Probleme.“

Auch in der Gasthausbrauerei „Schüttinger“ nahe der Böttcherstraße oder im „Theatro“ am Goetheplatz ist das Rauchen schon jetzt vollkommen verboten, auch wenn manch ein Gast anfangs murrte. „Ihr habt doch noch sechs Monate“, hieß es dann bisweilen, die aber will man weder hier noch da ausschöpfen. „Wir gehen mit gutem Beispiel voran“, heißt es im „Theatro“. Auch an einen Umbau ist in beiden Häusern nicht gedacht – „zu teuer“. Allerdings rechnet man in diesen Lokalitäten laut eigenen Angaben nicht mit größeren Umsatzeinbußen. Genaueres lasse sich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Auch der „Ratskeller“ gibt sich fürs Erste strikt, obwohl hier auch manch ein Stammtisch seinen Sitz hat, der mit Stark-RaucherInnen besetzt ist. „Die müssen sich dann eben damit abfinden“, sagt die freundliche Bedienung – nicht ohne sich eine Hintertür offen zu lassen: Wenn die Nachfrage entsprechend groß sein sollte, wird der Hauffsaal doch noch als eigene Raucherzone ausgewiesen.

Klassischen Viertel-Läden wie „Litfass“ oder „Piano“ sowie Eckkneipen, die „Zum Lustigen Schuster“ heißen, bleibt diese Chance freilich verwehrt, und noch darf hier geraucht werden, ähnlich wie beispielsweise in „Feldmann’s Bierhaus“ an der Schlachte. Hier rauchen gut drei Viertel aller BesucherInnen, deshalb rechnet man ab dem Sommer „mit erheblichen Einbußen“. Schon haben die ersten Gäste eine Petition bei der Bürgerschaft angeregt. Der Bremer Hotel- und Gaststättenverband hat bereits vor Inkrafttreten des Gesetzes 5.000 Unterschriften gesammelt, Klagen sind in Vorbereitung. Für den Fall, dass sie keinen Erfolg haben sollten, will man an der Schlachte verstärkt auf Heizpilze setzen, schließlich darf draußen weiter gequalmt werden. Die aber pusten pro Kilo verbranntem Progangas 2,9 Kilo klimaschädigendes Kohlendioxid in die Luft. Aber das ist eine andere Debatte. Jan Zier