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Archiv-Artikel

Harsche Kritik an Wulffs Karmann-Äußerungen

Volkswagen dämpft die Hoffnungen auf einen Karmann-Auftrag. Die IG Metall verurteilt Wulffs Vorstoß

Die Hoffnung auf eine Rettung des angeschlagenen Autobauers Karmann durch VW hat mit Äußerungen des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) neue Nahrung erhalten. Bei einer Wahlkampfveranstaltung hatte Wulff in Osnabrück gesagt, er glaube, dass es in den kommenden Monaten zu einem VW-Auftrag für Karmann komme. Während Europas größter Autokonzern Volkswagen am Freitag sogleich die Hoffnungen dämpfte und konkrete Planungen verneinte, sorgte der Vorstoß von Wulff für Unmut bei der Gewerkschaft.

„Wulff macht Wahlkampf auf dem Rücken der Karmann-Beschäftigten“, hieß es bei der IG Metall Osnabrück. „Die Art und Weise, wie Ministerpräsident Wulff hier seinen Wahlkampf mit der Not der Karmann-Beschäftigten macht, ist unverantwortlich“, sagte IG-Metaller Hartmut Riemann. Die Äußerungen seien keine Hilfe für Karmann, „sondern eine Belastung. Wenn Wulff etwas weiß, soll er es sagen, oder seinen Mund halten“.

Für den traditionsreichen Autobauer sehen die Zukunftsaussichten derzeit düster aus. Sollte es keine neuen Aufträge zur Autokomplettproduktion geben, müssen insgesamt 1.770 Stellen an den deutschen Standorten in Osnabrück und Rheine (NRW) gestrichen werden. Am Rande der Wahlkampfveranstaltung hatte es am Donnerstag Gespräche zwischen Karmann-Betriebsräten und dem Ministerpräsidenten gegeben. Karmann-Betriebsratsvize Gerhard Schrader, der bei der Unterredung dabei war, wertet die Aussagen Wulffs dennoch nicht als „übermäßige Versprechen“. Hoffnungen auf einen möglichen Auftrag seien weder übermäßig geschürt noch gedämpft worden. Aber auch er warnte am Freitag, die Karmann-Mitarbeiter dürften nicht für Wahlkampfinteressen „benutzt“ werden.

Von VW in Wolfsburg hieß es am Freitag, „zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es noch kein konkretes Projekt für eine Zusammenarbeit zwischen VW und Karmann“. DPA