: An der Elbe soll es Sonntag brennen
Naturschützer wollen gegen den unsinnigen Ausbau der Elbe protestieren
DRESDEN taz ■ Am Sonntagabend werden entlang der Elbe von Dresden bis Cuxhaven Fackeln brennen. Damit will ein 40 Initiativen umfassendes Bündnis für die Elbe „gegen die massiven und überdimensionierten Bauprojekte“ protestieren, „die dem Lebensraum Fluss und seinen Auen unumkehrbare Schäden zufügen“. Die Initiatoren rechnen mit 20.000 Teilnehmern an 30 Orten.
Als letzter noch relativ naturbelassener Fluss Deutschlands steht die Elbe unter besonderer Beobachtung von Umweltschützern. Demgegenüber tritt insbesondere die Hafenlobby für Ausbauten ein, die eine ganzjährige Schifffahrt garantieren sollen. In entsprechenden Forderungen bestärkt sieht sich beispielsweise die Sächsische Binnenhafengesellschaft SBO, nachdem die Frachtaufträge nach günstigen Wasserständen wieder zugenommen haben.
Ernst Paul Dörfler, der das Elbeprojekt des Umweltverbandes BUND leitet, hält nichts von Baumaßnahmen: „Der Mittleren und Oberen Elbe fehlt schon seit fast zwei Jahrzehnten die nötige Wassermenge für eine ganzjährige und rentable Schifffahrt.“
Die frühere rot-grüne Bundesregierung hatte den weiteren Elbausbau mit ihrem Koalitionsvertrag zunächst gestoppt. In den Vereinbarungen der regierenden großen Koalition ist lediglich vage die Rede von einer verbesserten Hinterlandsanbindung der Häfen. BUND-Mitarbeiterin Iris Brunar sieht in den als „Unterhaltungsmaßnahmen“ deklarierten Aktivitäten aber versteckte Ausbauten der Elbe, die verhindert werden müssen.
Dazu zählen beispielsweise die Elbevertiefung zwischen Cuxhaven und Hamburg und der Ausbau der sogenannten Reststrecke zwischen Dömitz und Hitzacker in Niedersachsen. Außerdem wird die Fahrrinne durch Schotteraufschüttungen an den Ufern zunehmend künstlich vertieft. Und laut BUND geht auch das nach dem Hochwasser 2002 zunächst gestoppte „Abkratzen“ des Magdeburger Domfelsens heimlich weiter.
Noch immer spukt auch das Projekt eines Elbe-Saale-Kanals in den Köpfen der Schifffahrtslobby. In Dresden werden sich Verteidiger der Welterbe-Flusslandschaft gegen den Bau der Waldschlösschenbrücke versammeln. Protestiert wird schließlich auch gegen die in Tschechien geplante neue Staustufe an der Oberelbe. MICHAEL BARTSCH
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